DJ IMK: Konjunkturaussichten trüben sich ein
Von Andreas Kißler
DÜSSELDORF/BERLIN (Dow Jones)--Die Wachstumsaussichten für die kommenden drei Monate haben sich nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung etwas eingetrübt. Die Wahrscheinlichkeit für einen Wirtschaftsboom mit deutlich überdurchschnittlichem Wachstum sei in den vergangenen Wochen spürbar gesunken - auf 50 Prozent, während es im Juli noch 61,3 Prozent waren. Das signalisiert der Konjunkturindikator des IMK.
Gleichzeitig hat demnach das Risiko, dass im Zeitraum von August bis Ende Oktober eine erneute Rezession beginnen könnte, auf niedrigem Niveau leicht zugenommen - von 7,2 Prozent auf jetzt 11,4 Prozent. Auch die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, sei von 4,9 Prozent im Juli auf 10,7 Prozent im August gestiegen. Die Konjunkturampel bleibt nach den Angaben aber auf "grün".
Dass die neue Prognose des Indikators gedämpfter ausfällt, hat laut IMK mehrere Gründe: Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sei zuletzt etwas gesunken, weil die weltweite wirtschaftliche Erholung sowie Transportprobleme zu Engpässen bei manchen Bauteilen, Vorleistungen und Rohstoffen geführt und die Preise dafür deutlich anzogen hätten. Positive Signale lieferten hingegen die Daten zu den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe, die weiterhin dynamisch wüchsen, sowie die zuletzt merklich gestiegene Zahl der offenen Stellen. Diese Trends hätten eine stärkere Eintrübung im Indikator verhindert.
Das IMK rechnete damit, dass sich die Situation bei den Vorleistungen im weiteren Jahresverlauf entspannen wird und sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr beschleunigt. Die aktuelle Bremswirkung sei aber 2021 nicht mehr vollständig wettzumachen. "In den nächsten Monaten dürfte es zwar nach und nach zu einer angebotsseitigen Anpassung an die rege Nachfrage kommen - ein Teil der Produktion wird sich jedoch ins nächste Jahr verschieben", sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. Das größte Risiko für die Konjunktur seien allerdings der verlangsamte Impffortschritt und die um sich greifenden, hochansteckenden Corona-Virusvarianten.
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August 16, 2021 03:51 ET (07:51 GMT)
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