DJ Regierung: Zukunftsfonds für Automobilindustrie jetzt startklar
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung hat sich auf die Ausgestaltung des 1 Milliarde Euro schweren Zukunftsfonds für die Automobilindustrie geeinigt, der dem Sektor bei dem Wandel hin zur Elektromobilität helfen soll. Mit der Umsetzung sei bereits begonnen worden, erklärten das Bundesfinanzministerium und das Bundeswirtschaftsministerium. Zuvor hatten Experten des Ausschusses Konzertierte Aktion Mobilität auf dem Autogipfel ihren Bericht mit Vorschlägen zur Mittelverwendung des Zukunftsfonds vorgelegt. Die Energiewirtschaft forderte unterdessen einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur.
"Unser Ziel ist, dass die deutsche Automobilindustrie die klimafreundlichen Autos der Zukunft baut, neue Arbeitsplätze entstehen und Wertschöpfung erhalten bleibt", erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD).
Der Zukunftsfonds mit einem Volumen von insgesamt 1 Milliarde Euro soll die Zukunftsorientierung der Branche und der Auto-Regionen unterstützen. Experten des Ifo Instituts erwarten, dass aufgrund des Wandels der Autobranche hin zur E-Mobilität unter dem Strich rund 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen könnten.
Der Bund will nun mit mehr als 300 Millionen Euro regionale Kooperationen für die Beschäftigten und Unternehmen vor Ort fördern, um an konkreten Ideen für die Zukunft und den Wandel der Industrie zu arbeiten. Zusätzlich wird in die Digitalisierung der Automobilindustrie und die Stärkung der Wertschöpfungsketten für die Elektromobilität investiert.
"Ich will, dass klimafreundliche Autos 'Made in Germany' zu einem Verkaufsschlager der 20er Jahre werden", sagte SPD-Kanzlerkandidat Scholz.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte, dass der Zukunftsfonds Automobilindustrie ein wichtiges Instrument sei, um die Transformation in der Automobilindustrie zu begleiten und Arbeitsplätze zu sichern.
"Die Automobilindustrie ist eine tragende Branche unseres Wirtschaftsstandorts mit hunderttausenden Arbeitsplätzen und diese Stärke wollen wir auch in Zukunft sichern. Erste Förderprogramme des Zukunftsfonds Automobilindustrie sind bereits gestartet; weitere werden nun folgen", so Altmaier.
Energiewirtschaft fordert massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mahnte anlässlich des Autogipfels zur Zukunft des Automobilstandortes Deutschland, dass man gemeinsam an einem schnellen Hochlauf der öffentlichen Ladeinfrastruktur arbeiten müsse.
"Die Ladeinfrastruktur muss in den nächsten Jahren massiv weiter ausgebaut werden", erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Sie befürchtet, dass es bei den Ladesystemen für E-Autos zu einem Zweiklassensystem kommen könne, bei dem auf der einen Seite das subventionierte, preisregulierte Deutschlandnetz und auf der anderen Seite die auf eigenes Risiko von den Unternehmen aufgebaute Ladeinfrastruktur stehen könne.
"Die Fesseln, die gelöst werden müssen, sind vor allem die schnelle und unbürokratische Bereitstellung von Flächen für Ladestationsstandorte und die Beschleunigung der behördlichen Genehmigungsverfahren. Darauf muss der Fokus auch der Bundesregierung liegen", forderte Andreae.
Nun müssten neue Allianzen eingegangen werden, bei denen Energie, Automobil, Wohnungswirtschaft, Einzelhandel, aber auch die Kommunen und die Verbraucherschützer an einem Tisch sitzen, um gemeinsam mit der Politik die drängendsten Fragen kurzfristig auszuräumen. "Damit könnten wir einen kraftvollen und engagierten gemeinsamen Schritt nach vorne machen - für den Hochlauf der Elektromobilität", so die Forderung des Verbands.
Verkehrsministerium gibt extra Geld für Nachrüstung
Zuvor hatte das Bundesverkehrsministerium 90 Millionen Euro für die Nachrüstung bereits vorhandener öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur bereitgestellt, um Elektrofahrzeugen höhere Ladeleistung und somit kürzeren Ladezeiten zu ermöglichen.
Anfang der Woche hatte das Ministerium bereits Fördermittel für den weiteren Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur angekündigt.
Bis Ende 2025 stellt das Bundesverkehrsministerium mit der Förderrichtlinie "Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland" insgesamt 500 Millionen Euro bereit. Ziel ist es, mindestens 50.000 Ladepunkte zu errichten, von denen mindestens 20.000 Schnellladepunkte sein sollen.
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August 18, 2021 07:29 ET (11:29 GMT)
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