DJ Bundesbank erwartet starkes Wachstum im Sommer
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft dürfte im Sommer ein starkes Wachstum erlebt haben. Die Wirtschaftsleistung dürfte noch wesentlich kräftiger zugelegt haben als im Frühjahr, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht für August. Im Frühjahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Damit wurde allerdings der Rückgang aus dem ersten Jahresviertel noch nicht vollständig wettgemacht.
Ausschlaggebend für das starke Wachstum im Sommer waren aus Sicht der Bundesbank die ab Mitte Mai erheblich gelockerten Eindämmungsmaßnahmen im Zuge der Pandemie. Von den Lockerungen profitieren vor allem zuvor besonders beeinträchtigte Dienstleistungsbereiche wie das Gastgewerbe, Reisedienstleister und Teile des stationären Einzelhandels.
In der Industrie und im Bauhauptgewerbe seien die Auftragsbücher gut gefüllt, hieß es im Monatsbericht. Es gebe erste Anzeichen, dass sich die Lieferengpässe bei einigen Vorprodukten und Rohstoffen zumindest nicht mehr so deutlich verschärften wie noch im zweiten Quartal. Einen zusätzlichen, aus gesamtwirtschaftlicher Sicht wohl überschaubaren Belastungsfaktor stellten zerstörte Infrastruktur und Produktionskapazitäten in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten dar.
"Insgesamt bleibt abzuwarten, ob das BIP sein Vorkrisenniveau bereits im Sommer wieder erreicht oder erst im Herbst", schreibt die Bundesbank. Unsicherheit bestehe mit Blick auf die weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. So könnten die Delta-Variante und eine nachlassende Dynamik beim Impfen wieder zu schärferen Schutzmaßnahmen führen. Dies würde die Wirtschaft dann aber wohl erst im Herbstquartal stärker belasten.
Im Frühjahr habe sich der Preisanstieg auf der Verbraucherstufe in der "Grundtendenz spürbar verstärkt". Und im Juli habe sich dieser Preisanstieg weiter verstärkt. Im Vorjahresvergleich stieg die Rate sprunghaft von 2,1 auf 3,1 Prozent, denn das Preisniveau war im selben Monat des Vorjahres aufgrund der vorübergehend reduzierten Mehrwertsteuersätze merklich gesunken.
Im weiteren Jahresverlauf wird die ausgewiesene Inflationsrate weiter anziehen, erwartet die Bundesbank. Dabei spiele auch eine Rolle, dass der statistische Sondereffekt sich bis November allmählich ins Positive dreht, bevor er im Dezember schließlich ganz entfällt. Zum Jahresende seien aus heutiger Sicht Inflationsraten zwischen 4 und 5 Prozent möglich. Zum Jahresanfang 2022 dürfte sich die Teuerung wieder spürbar beruhigen.
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August 23, 2021 06:00 ET (10:00 GMT)
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