DJ GDV: Versicherungsschäden durch Flutkatastrophe bei rund 7 Mrd Euro
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Nach der Flutkatastrophe Mitte Juli wird das Schadenausmaß nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) immer deutlicher. "Wir rechnen jetzt mit Versicherungsschäden von rund 7 Milliarden Euro", sagte Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Davon entfielen rund 6,5 Milliarden Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe sowie rund 450 Millionen Euro auf Kraftfahrzeuge. "Mit fortschreitender Schadenaufnahme und -regulierung zeigt sich erst die Dimension dieses Extremereignisses", erklärte Asmussen.
Aktuell gehen die Versicherer nach seinen Angaben von etwa 250.000 Schadenfällen aus - rund 200.000 an Häusern, Hausrat und Betrieben und bis zu 50.000 an Kraftfahrzeugen. Die Unwetterfront "Bernd" war vom 13. bis 18. Juli über weite Teile Deutschlands hinweggezogen. Durch Starkregen und Hochwasser hatte das Tiefdruckgebiet vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch in Bayern und Sachsen schwere Schäden angerichtet.
Die Sturzflut ist laut GDV die historisch schadenreichste Naturkatastrophe in Deutschland. Die Schäden liegen über denen der Hochwasser im August 2002 (4,75 Milliarden Euro) und im Juni 2013 (2,25 Milliarden Euro) sowie dem Orkan "Kyrill" (3,6 Milliarden Euro). Die Werte sind dem Verband zufolge zum besseren Vergleich jeweils hochgerechnet auf aktuelle Versicherungsdichte und Preise.
"Zusammen mit den hohen Hagelschäden im Frühsommer zeichnet sich ab, dass 2021 für die Versicherer eines der teuersten Naturgefahrenjahre überhaupt wird", sagte Asmussen. Dabei lägen die tatsächlichen Unwetterschäden noch weit über den aktuellen Schätzungen, da bei weitem nicht alle Gebäude gegen alle Naturgefahren versichert seien. Während bundesweit fast alle Wohngebäude gegen Sturm und Hagel abgesichert seien, besäßen nur 46 Prozent den Schutz vor weiteren Naturgefahren wie Starkregen und Hochwasser.
Asmussen kündigte an, der GDV wolle zusammen mit seinen Mitgliedsunternehmen bis zum Herbst Ideen vorlegen, "wie sich die Verbreitung von Naturgefahrenversicherungen zu risikogerechten Preisen signifikant erhöhen lässt". Zudem müsse alles getan werden, um durch Schutzmaßnahmen Schäden zu vermeiden oder zumindest deren Ausmaß deutlich zu verringern. Die deutschen Versicherer sprächen sich daher für ein neues Gesamtkonzept zur Klimafolgenanpassung aus Aufklärung, verbindlichen Maßnahmen zur privaten und staatlichen Prävention und Versicherung aus.
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August 25, 2021 02:15 ET (06:15 GMT)
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