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Stationärer Handel als Ergänzung
Traditionell sind eCommerce und stationärer Handel Gegner beim beinharten Wettbewerb um die Gunst des Kunden. Der angestammte Handel mit Filialen und Ladenketten hat dabei in den letzten Jahren an Marktanteilen verloren, was durch Corona noch verschärft wurde. Auf der anderen Seite ließ die Pandemie die Umsätze im Onlinehandel deutlich ansteigen. Der scheinbare Gegensatz zwischen Onlinehandel und Ladengeschäften ist aber nicht in Stein gemeißelt. So arbeitet Amazon offenbar an einer stärkeren Verzahnung zwischen stationären Handel und Onlinegeschäft. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider jüngst berichtete, will Amazon in den USA jetzt größere Ladengeschäfte eröffnen. Dieses Marktsegment ist für den Onlinehändler nicht ganz unbekannt. Mit der Tochter Amazon Fresh verkauft der Konzern in ausgewählten Großstadtregionen in den USA und Großbritannien in kleineren Läden frische Lebensmittel. Auch die Supermarktkette Amazon Go hat durch ihren kassenlosen Läden die gesamte Branche aufhorchen lassen. Daneben betreibt der Konzern noch kleinere Ladengeschäfte für Bücher und andere Produkte sowie die US-Supermarktkette Whole Foods.
Mit OMO zum Kaufhaus 2.0?
Die neuen Läden sollen mit einer Verkaufsfläche von durchschnittlich knapp 2.800 Quadratmeter deutlich größer ausfallen als die bisherigen Amazon-Läden, wie das "Wall Street Journal" weiter berichtet. Sie wären damit auch immer noch kleiner als ein durchschnittliches US-Kaufhaus. Die ersten Filialen sollen in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Ohio entstehen. Dem neuen Vorstoß in den stationären Handel liegt das OMO-Konzept zugrunde. OMO ist die Abkürzung für online merges with offline. Es wurde im Pekinger Stadtteil Zhongguancun, der chinesischen Variante des Silicon Valley, vom eCommerce-Vordenker Kai-Fu Lee kreiert. Das Konzept steht für die enge Verzahnung von physischen und digitalen Kundenkontakten über die Vernetzung von Apps und stationären Ladengeschäften. In den neuen Läden könnte Amazon so außerhalb des Internets sein Angebot an Technik, Haushaltwaren und Bekleidung präsentieren. Ein Zeitplan für die Eröffnung der neuen Märkte ist bisher aber noch nicht bekannt.
Unsere Einschätzung
Auch in anderer Hinsicht nähert sich Amazon dem stationären Handel an und hat beispielsweise das dort bewährte Konzept der Eigenmarken bzw. Handelsmarken übernommen. So verfügt Amazon über inzwischen rund 45 Eigenmarken mit insgesamt 243.000 Produkten: Von Solimo (Nassrasierer) über Presto! (Drogerieartikel) bis hin zu Mama Bear (Windeln). Der neue Vorstoß in die Welt des stationären Handels zeigt deutlich, dass Amazon sein Geschäft strategisch weiterentwickelt und dabei Trends für die ganze Branche setzt. Damit bleiben wir bei unserer laufenden Empfehlung Amazon unverändert weiter engagiert. Die seit August 2020 laufende Seitwärtsbewegung der Amazon-Aktie sollte dabei als Durchschnaufen auf dem Weg zu neuen Kurshochs eingeordnet werden.
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