DJ Bankenverband gibt weitgehend positiven Konjunkturausblick
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die aktuellen Konjunkturindikatoren zeugen gegenwärtig in Deutschland laut einer Analyse des Bundesverbandes deutscher Banken "von einer positiven Grunddynamik und einem grundsätzlich optimistischen Ausblick". Hintergrund hierfür seien insbesondere die niedrigen Infektionszahlen der vergangenen Monate sowie die gestiegene Impfquote. Auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und der private Konsum seien seit Beginn der sukzessiven Lockerungen deutlich gestiegen und zeigten nach monatelanger Abstinenz eine nun höhere Ausgabenbereitschaft und -freude.
"Gleichwohl trübt sich der Ausblick insbesondere für das vierte Quartal 2021 inzwischen wieder ein", erklärte der Bankenverband. Grund hierfür seien einerseits die bundesweit zwar langsam, aber stetig steigenden Infektionszahlen, andererseits die nun schon länger grassierenden Liefer- und Produktionsengpässe, die sich auf mehrere Sparten ausweiteten. Während die Dienstleistungsbereiche derzeit von den Lockerungen der Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen profitierten, leide die Industriekonjunktur empfindlich unter den globalen Engpässen.
Der Anstieg der Nachfrage und die Zunahme der Lieferengpässe, ergänzt durch Faktoren wie CO2-Bepreisung und die im vergangenen Jahr vorübergehend reduzierte Mehrwertsteuer, hätten die Inflationsrate in Deutschland zwar zuletzt in lange nicht mehr gesehene Höhen befördert. "Ein Grund für tiefe Sorgenfalten besteht derzeit aber nicht", betonte der Verband. Der gegenwärtige Wert von 3,8 Prozent sei möglicherweise "noch nicht das Ende der Fahnenstange", die meisten Ökonomen bewerteten die hohen Inflationsraten in diesem Jahr jedoch als vorübergehend. Bereits für das Jahr 2022 prognostizierten sie für den Euroraum eine Inflation von deutlich unter 2 Prozent.
Der Bankenverband konstatierte wachsende Chancen, dass sich die Preisentwicklung 2022 und 2023 nahe bei dem jüngst von der Europäischen Zentralbank (EZB) präzisierten Mittelfristziel von 2 Prozent einpendeln werde. Das wäre sowohl für den weiteren Konjunkturverlauf in Deutschland und im Euroraum als auch für die Stabilität der Finanzmärkte hilfreich, so der Verband. "Die EZB müsste dann allerdings parallel hierzu beginnen, eine glaubhafte Perspektive für den allmählichen Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik aufzuzeigen."
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August 26, 2021 08:11 ET (12:11 GMT)
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