WIESBADEN (dpa-AFX) - Erste vorläufige Zahlen zur Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise im August legt das Statistische Bundesamt an diesem Montag (14.00 Uhr) vor. Die Inflation in der größten EU-Volkswirtschaft hatte im Vormonat 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat betragen und damit einen Höchststand seit fast 30 Jahren erreicht. Einen höheren Wert in der Jahresfrist hatten die Statistiker zuletzt im Dezember 1993 mit damals 4,3 Prozent ermittelt.
Eine hohe Preissteigerung entwertet Sparguthaben und schwächt die Kaufkraft der Konsumenten, die zuletzt nach einer im Corona-Schock aufgestauten Nachfrage die wirtschaftliche Erholung mit ihrer Kauflust wesentlich mitgetragen hatten. Zuletzt hatten auch hohe Erzeugerpreise und teure Importgüter die Sorgen um die Geldentwertung angeheizt, während entsprechende Lohnsteigerungen nicht in Sicht sind.
Ein größerer Teil der Steigerungen beruht auf den Rohölpreisen, die im Corona-Sommer 2020 stark eingebrochen waren und sich seitdem erholt haben. Zusätzlich wird seit Jahresbeginn eine CO2-Abgabe auf Energieträger erhoben. Daneben spielt auch ein sogenannter Basiseffekt eine gewichtige Rolle: Um den Konsum in der Corona-Krise anzukurbeln, hatte der Bund die Mehrwertsteuer befristet vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 gesenkt. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze, Waren und Dienstleistungen werden also tendenziell wieder teuer.
Die Bundesregierung wie auch einige Volkswirte halten die hohe Inflation aber für ein vorübergehendes Phänomen. Die Erwartung ist, dass sich die Teuerung im kommenden Jahr deutlich abschwächt, wenn der Mehrwertsteuereffekt überwunden ist. Bis dahin könnte sich die Inflationsrate nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann aber zeitweise in Richtung fünf Prozent bewegen./ceb/DP/he