DJ DIW fordert Mindestrente gegen Altersarmut
BERLIN (Dow Jones)--Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) fordert die Einführung einer Mindestrente, um eine weiter steigende Altersarmut in Deutschland zu verhindern. "Eine Mindestrente, die im Rentensystem verankert ist, wäre ein wichtiger Schritt, um Altersarmut zu reduzieren und zum sozialen Ausgleich beizutragen", schreiben die DIW-Forscher Johannes Geyer und Peter Haan in einer Studie laut Funke-Mediengruppe. Vorbild dafür könnten die Rentenversicherungssysteme in Österreich und den Niederlanden sein.
Eine Mindestrente wäre eine wichtige Voraussetzung, um auch andere notwendige Rentenreformen umzusetzen wie die Erhöhung des Rentenzugangsalters und eine stärkere private Vorsorge. Die Einführung einer Mindestrente wäre ein großer Eingriff in das deutsche Rentensystem, heißt es den Angaben zufolge in der DIW-Studie. Sie wäre vor allem für besonders vulnerable Gruppen sinnvoll. Haushalte mit einer erwarteten Rente knapp oberhalb der Mindestrente würden dagegen nicht profitieren.
In Österreich wird die gesetzliche Pension nach den Angaben bei finanzieller Bedürftigkeit über eine Zulage angehoben, wenn diese unter einem bestimmten Schwellenwert liegt. In den Niederlanden wird demnach eine gesetzliche Rente gezahlt, wenn ein Bürger oder eine Bürgerin sich 50 Jahre in dem Land aufgehalten hat. Das Rentensystem gerät in Deutschland den DIW-Forschern zufolge aufgrund der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung finanziell immer stärker unter Druck. Zunehmend weniger jüngere Arbeitnehmer bis 65 Jahre müssten für die Renten der Älteren aufkommen. Gleichzeitig steige die Altersarmut in den kommenden Jahren durch das sinkende Rentenniveau an.
Hinzu komme eine zunehmende Zahl an Menschen, die im Niedriglohnsektor oder in nicht sozialversicherungspflichtigen Jobs - wie Minijobber oder Soloselbstständige - arbeiten. Von der geplanten Grundrente würden vor allem Menschen profitieren, die lange gearbeitet haben, aber nur geringe Einkommen damit erzielten.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/uxd
(END) Dow Jones Newswires
August 31, 2021 03:01 ET (07:01 GMT)
Copyright (c) 2021 Dow Jones & Company, Inc.