DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
VDMA: Gute Weltkonjunktur sorgt für volle Auftragsbücher
Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer haben im Juli dank einer guten Weltkonjunktur und einer schwachen Vorjahresbasis kräftige Zuwächse in ihren Auftragsbüchern verzeichnet. Die Bestellungen stiegen um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitteilte. Es war der sechste Monat in Folge mit zweistelligen Zuwachsraten. "Wir erleben eine anhaltend hohe Nachfrage nach Maschinenbauprodukten aus allen Teilen der Welt, auch aus dem Inland. Viele Kunden wollen jetzt aufholen, was durch Corona 2020 liegen geblieben ist", erläuterte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.
BGA sieht Erholung im Großhandel auf wackligen Beinen
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hat sich zurückhaltend zu jüngsten Umsatzzahlen im Großhandel geäußert. "Der Großhandel arbeitet sich Stück für Stück aus der Corona-Krise und schließt an die Vorkrisenzeit an. Allerdings bleibt der weitere Weg steinig, denn es gilt nun, auch in den Unternehmen die finanziellen Lasten aus der Pandemie abzutragen", sagte BGA-Präsident Anton Börner. Zudem überlagerten vor allem Engpässe bei Rohstoffen und anderen Gütern die aktuellen strukturellen Herausforderungen an den Großhandel und erschwerten die künftige Entwicklung.
European Labour Market Barometer erhält zweiten Dämpfer in Folge
Das European Labour Market Barometer, der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen, ist im August zum zweiten Mal in Folge gesunken. Nach Mitteilung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ging es gegenüber dem Vormonat um 0,3 Punkte auf 104,3 Punkte zurück. "Die europäischen Arbeitsmärkte befinden sich weiter auf Erholungskurs, die Risiken steigender Infektionszahlen im Herbst haben die Aussichten aber wieder etwas gedämpft", sagt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs.
Nordea: EZB fährt PEPP-Käufe etwas zurück
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nach Meinung von Nordea in der nächsten Woche beschließen, das Tempo seiner monatlichen Anleihekäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP zu reduzieren. Die Analysten Jan von Gerich und Tuuli Koivu erwarten aber nicht, dass das Gremium eine Entscheidung über das Ende des PEPP vor Dezember treffen wird. "Angesichts der besseren Finanzierungsbedingungen und der höheren Aufwärtsrisiken für die Inflation erwarten wir, dass die EZB das Tempo verlangsamt und den Hinweis auf ein deutlich höheres Ankauftempo fallen lässt", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung am 9. September.
Morgan Stanley: EZB bestätigt monatliches PEPP-Volumen
Morgan Stanley erwartet, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) das Volumen der monatlichen Anleihekäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP unverändert (bei etwa 80 Milliarden Euro) lassen wird. "Einige geldpolitische Falken mögen angesichts der jüngsten starken Inflationsdaten und der günstigeren Finanzierungsbedingungen für eine Verlangsamung plädieren. Aber wir denken, dass die Tauben angesichts der Unsicherheit über die Abwärtsrisiken durch das Virus und die Lieferengpässe, eine noch nicht abgeschlossene Erholung und die schwachen mittelfristigen Inflationsaussichten ein unverändertes Tempo fordern werden", heißt es im Ausblick der Bank auf die EZB-Ratssitzung.
Allianz: Corona-Hilfen überkompensieren Probleme europäischer KMU
Die staatlichen Corona-Hilfsmaßnahmen haben die finanzielle Lage kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU) in Deutschland, Frankreich und Großbritannien offenbar nachhaltig verbessert. Die Allianz weist in einer aktuellen Studie darauf hin, dass die Insolvenzgefährdung von KMU auch nach Wegfall dieser Maßnahmen geringer sein dürfte als vor Corona.
EuGH: Nulltarif-Optionen verstoßen gegen EU-Recht
Sogenannte Nulltarif-Optionen verstoßen gegen die EU-Verordnung über den Zugang zum offenen Internet. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) auf die Fragen von deutschen Gerichten entschieden, die mit Rechtsstreitigkeiten rund um Tarife von Vodafone und Telekom befasst sind. Bei Nulltarif-Optionen werden bestimmte Apps bevorzugt, weil die Daten für die Nutzung von Partnerdiensten nicht oder nur teilweise auf den Verbrauch angerechnet werden.
Schweizer Wirtschaft erholt sich im zweiten Quartal
Die schweizerische Wirtschaft hat sich im zweiten Quartal vom zweiten Corona-Einbruch erholt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs zwischen April und Juni um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten eine Rate von 1,7 Prozent erwartet. Im ersten Quartal war das BIP um 0,4 Prozent geschrumpft.
Baerbock nennt Wirtschaftspolitik von Union und SPD realitätsfern
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat die Wirtschaftspolitik der großen Koalition als realitätsfern kritisiert. Mit Blick auf das Ziel Klimaneutralität seien "die großen Unternehmen etwa im Ruhrgebiet in Wahrheit viel weiter als CDU und SPD", sagte Baerbock dem Kölner Stadt-Anzeiger. In der "Herzkammer der deutschen Industrie" und auch sonst im Land forderten Unternehmen zu Recht, "dass die neue Bundesregierung endlich in die Puschen kommt, etwa um die Produktion von klimafreundlichem Wasserstoff für die Industrieproduktion voranzutreiben", erklärte die Co-Vorsitzende der Grünen.
Grüne fordern Abschaffung des Tarifeinheitsgesetzes
Angesichts des aktuellen Bahnstreiks haben die Grünen gefordert, das Tarifeinheitsgesetz wieder abzuschaffen. Die Regelung verschärfe die Auseinandersetzungen in Unternehmen wie der Bahn, sagte Fraktionschef Anton Hofreiter im RBB. "Das ist auch nicht überraschend." Bei der Verabschiedung 2015 sei schon prophezeit worden, dass nicht weniger Streiks, sondern mehr Streiks erreicht würden. "Wir sind als Bundesrepublik viele Jahrzehnte gut ohne dieses Gesetz ausgekommen, und wenn man die Erfahrung macht, dass ein Gesetz das Gegenteil bewirkt von dem, was man eigentlich wollte, dann sollte man einfach so ein Gesetz aufheben", sagte er.
Heftige Kritik an Einführung von Online-Hinweisportal für Steuerbetrug
Die Einführung eines Online-Hinweisportals für Steuervergehen in Baden-Württemberg sorgt für heftige Kritik vor allem bei Union und FDP. Mehrere Politiker äußerten sich empört über die Initiative der grün-schwarzen Landesregierung. Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) wurde im Internet mit Hassnachrichten attackiert. Möglichkeiten, online Steuervergehen zu melden, gibt es jedoch auch in anderen Bundesländern.
China sieht USA am Zug bei Klimaverhandlungen
China hat erneut eine Verbesserung der Beziehungen zu den USA zur Voraussetzung für Fortschritte bei Klimaverhandlungen gemacht. "Der Ball liegt im Feld der USA", sagte Pekings Außenminister Wang Yi während eines Besuchs des US-Klimagesandten John Kerry. "Es ist unmöglich, die Zusammenarbeit zwischen China und den USA im Klimabereich über das allgemeine Umfeld der US-chinesischen Beziehungen zu stellen", sagte Wang.
Taliban: Regierungsbildung steht kurz bevor
Die Taliban wollen nach ihrer Machtübernahme Mitte August in Kürze ihre neue Regierung für Afghanistan vorstellen. Ein möglicher Termin für die Bekanntgabe des Kabinetts ist demnach das Ende des Freitagsgebetes, wie die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag von zwei Taliban-Mitgliedern erfuhr. In der Provinzhauptstadt Herat gingen derweil rund 50 Frauen für ihre Rechte unter den neuen Machthabern und für die Beteiligung von Frauen an der Regierung auf die Straße.
+++ Konjunkturdaten +++
Eurozone/Erzeugerpreise Juli +2,3% gg Vm, +12,1% gg Vj
Eurozone/Erzeugerpreise Juli PROG: +1,3% gg Vm, +11,0% gg Vj
Eurozone/Erzeugerpreise ex Energie Juli +1,0% gg Vm, +6,7% gg Vj
DJG/DJN/AFP/apo
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September 02, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
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