DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
RENTENPOLITIK - Die Bevölkerung hat klare Vorstellungen davon, welche Themen die nächste Bundesregierung vorrangig anpacken sollte. Laut einer Forsa-Umfrage, die Welt vorab vorlag, landet die Rente mit Abstand auf dem ersten Platz. 65 Prozent der Befragten halten danach "eine tragfähige Rentenreform, die auch künftig für sichere Renten sorgt, ohne die Jüngeren finanziell zu überfordern", für "sehr wichtig". Weitere 32 Prozent finden es immerhin "wichtig", dass sich die neue Regierung besonders um dieses Thema kümmert. Die Umfrage wurde im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) durchgeführt. (Welt)
RENTENPOLITIK - Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat den Parteien vorgeworfen, den notwendigen Rentenreform-Bedarf im Bundestagswahlkampf zu verschweigen. "Beim Thema Rente will keine der Parteien Farbe bekennen. Das ist im Wahlkampf verständlich, aber fatal", sagte Schnitzer. "Ohne Reform, das heißt ohne Reduzierung der Rentenansprüche, Steigerung der Beitragssätze oder Erhöhung des Renteneintrittsalters, wird es nicht gehen", sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. "Bleibt alles beim Alten, dann werden wir schon 2045 knapp 55 Prozent des Bundeshaushalts für die Bezuschussung der Rente ausgeben müssen, das ist doppelt so hoch wie heute. Da bleibt kein Geld für Bildung, Infrastruktur, Klimaschutz und Digitalisierung übrig", warnte die Münchner Ökonomin. (Rheinischen Post)
HOCHWASSERKATATROPHENHILFE - Das Land NRW hat bislang knapp 186 Millionen Euro an Soforthilfe für Betroffene der Flutkatastrophe zur Verfügung gestellt. Das berichtet die Rheinische Post unter Berufung auf Auskünfte der Landesregierung. 153,6 Millionen Euro stellte das Innenministerium Kommunen zur Verfügung, damit diese Anträge der Bürger auf Soforthilfe begleichen. 32,5 Millionen Euro zahlte das Wirtschaftsministerium an Kommunen, damit mehr als 6.500 Unternehmen, Freiberuflern oder Selbstständigen geholfen werden kann. Das Wirtschaftsministerium ergänzte, es überweise Geld zweimal am Tag und es gehe davon aus, dass die Kommunen es jeweils direkt weiterleiten. (Rheinische Post)
GRÜNE - Die Grünen wollen bei einer Regierungsbeteiligung nach der Wahl ein deutsches Streitthema angehen. "Für die Verkehrssicherheit brauchen wir ein generelles Sicherheitstempo 130 auf Autobahnen in Deutschland", sagte ihr Fraktionschef Anton Hofreiter. Nach seiner Darstellung gebe es einen Stimmungstrend für ein solches generelles Tempolimit. "Die Mehrheit der Bevölkerung, selbst die Mitglieder beim ADAC sprechen sich dafür aus", sagte Hofreiter vor der Automesse IAA in München weiter. Allerdings wächst in der heißen Phase des Wahlkampfs auch der Widerstand. CSU Chef Markus Söder stellte sich am Sonntag gegen einen solchen Plan. Während SPD und Linke ebenfalls für das Limit sind, sprechen sich die FDP und die AfD dagegen aus. (Süddeutsche Zeitung)
LINKE - Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow hat mit Nachdruck für ein Linksbündnis geworben und den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz vor einer Koalition mit der FDP gewarnt. Nach der Wahl werde Scholz vor der Entscheidung stehen, ob er mit uns seine sozialen Versprechen umsetzt oder Christian Lindner ins Finanzministerium lässt, der jeden Millimeter soziale Politik blockieren wird', sagte Hennig-Wellsow den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wenn Scholz sichere Renten, gerechtere Steuern für die Mitte und einen höheren Mindestlohn will, dann muss er uns anrufen. Und viele SPD-Mitglieder wollen das auch genau so mit uns." (Funke Mediengruppe)
BUNDESTAGSWAHLKAMPF - Der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht Udo Di Fabio beklagt die Oberflächlichkeit des Bundestagswahlkampfs. So seien die Ziele auf dem Weg zur Klimaneutralität zwar ein überragendes Thema. "Die Frage aber, wie man sie mit welchen Kosten und Konsequenzen erreicht, bleibt unterbelichtet", sagte Di Fabio. "Es werden Rentenniveaus versprochen, deren Finanzierung unklar ist. Wähler werden nicht hinreichend informiert, fragen aber auch nicht vehement genug nach - wir wundern uns dann, wenn die Umsetzung erst bei den Koalitionsverhandlungen im Hinterzimmer entschieden wird." Auch für Parteiprogrammatik bleibe wenig Raum. "Die volatile Gesellschaft verzeichnet rasche Stimmungsausschläge, wir sehen es aktuell im munter wechselhaften Bild der Wahlprognosen. Das Szenario des Augenblicks, Bilder der Raute, ein deplatziertes Lachen scheinen dann bedeutsamer als politische Konzepte", so der Bonner Staatsrechtsprofessor. (Welt)
CDU - Im Falle einer Niederlage bei der Bundestagswahl rechnet der renommierte Parteienforscher Oskar Niedermayer mit schweren Verwerfungen und Flügelkämpfen in der Union. "Es ist ganz klar, dass die CDU an der Schwelle steht, ihren Status als Volkspartei für immer zu verlieren", sagte Niedermayer. In der Europäischen Union gebe es genug Beispiele für christdemokratische Partien, die nach Wahldesastern zusammengebrochen seien und nie mehr zu alter Stärke zurückgefunden haben. Niedermayer nannte die Democrazia Cristiana in Italien als Beispiel. (Tagesspiegel)
EU-WIRTSCHAFTSWACHSTUM - Die EU-Kommission könnte ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in der EU weiter anheben. Dies sagte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. "Wir sagen nun 4,8 Prozent Wachstum für das laufende Jahr in der EU und der Euro-Zone voraus, doch mit Blick auf die jüngsten Wirtschaftsdaten und Stimmungsindikatoren könnte das Wachstum sogar noch stärker ausfallen", sagte der Kommissar. Die hohe Inflation, etwa in Deutschland, beunruhigt Gentiloni bisher nicht: "Natürlich müssen wir die Inflation im Auge behalten, doch wir sollten auch nicht überreagieren", mahnte der Italiener. Bei der anstehenden Reformdebatte über den Stabilitätspakt will Gentiloni für mehr Flexibilität werben. (Süddeutsche Zeitung)
CORONA-PANDEMIE - Der Ostbeauftragte der neuen Bundesregierung hat vor stark steigenden Corona-Fallzahlen in den neuen Bundesländern gewarnt: "Wenn die Schulferien in allen fünf neuen Ländern zu Ende sind, werden die Infektionszahlen mit großer Sicherheit deutlich steigen", sagte der CDU-Politiker. Einmal, weil das Virus gerade im Osten auf eine im Vergleich zum Westen hohe Zahl von Ungeimpften treffe. Aber auch deshalb, weil hier die Zahl derjenigen groß sei, die die Schutzmaßnahmen verweigerten. (Funke Mediengruppe)
CORONA-PANDEMIE - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat umsichtige Quarantäneregeln für den Schulbetrieb gefordert. "Wenn eine gute Lüftung im Klassenzimmer gewährleistet ist, wenn vielleicht sogar eine Raumluftfilteranlage drin ist, dann muss man nicht die Kinder einer ganzen Klasse in Quarantäne schicken", sagte er. "Dann kann man sich auch auf die unmittelbaren Banknachbarn konzentrieren. Er ergänzte: "Auch ob eine Maskenpflicht existiert, spielt hier eine Rolle." Geimpfte Kinder müsse man nicht in Quarantäne schicken. (Redaktionsnetzwerk Deutschland)
CORONA-PANDEMIE - Die deutschen Amtsärzte fordern bundesweit einheitliche Quarantäneregeln bei Infektionsfällen in Schulen: "Die Verunsicherung bei Eltern, Lehrerinnen und Lehrern durch die vielen unterschiedlichen Quarantäneregeln ist groß", sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert. Zum Teil gebe es nicht nur unterschiedliche Verfahren zwischen den Ländern, sondern auch zwischen einzelnen Gesundheitsämtern. "Die Länder müssen sich jetzt dringend auf bundeseinheitliche Quarantäneregeln für Schulen einigen. Das schafft Sicherheit und erleichtert die Akzeptanz der Maßnahmen." (Funke Mediengruppe)
DAX 40 - Durch die Erweiterung des Börsenleitindexes DAX um zehn Firmen sinkt der Frauenanteil in den DAX-Vorständen von 19 auf 17,6 Prozent. Das ergab eine Analyse der Unternehmensberatung Russell Reynolds. Insgesamt haben nun 23 Prozent der DAX-Firmen keine Frau im Vorstand, bislang waren es 13 Prozent. Mit Brenntag, Hellofresh, Porsche, Sartorius und Symrise haben gleich fünf der zehn DAX-Neulinge ausschließlich Männer im Vorstand. Gestiegen ist durch die Erweiterung hingegen die durchschnittliche Vergütung der Vorstände. (Handelsblatt)
STROM- UND GASNETZE - Im Streit um die künftigen Renditen für Strom- und Gasnetze bekommen die Betreiberunternehmen Gegenwind durch ein neues Gutachten. Demnach könnten die Eigenkapitalzinssätze in der aktuellen Niedrigzinsphase noch stärker gekürzt werden als bisher geplant. Der Stromversorger Lichtblick und die Verbraucherzentrale Bundesverband warfen der Bundesnetzagentur unnötige "Milliardengeschenke für die Netzbetreiber" vor. Der Zinssatz könne deutlich reduziert werden, ohne den Ausbau und den Betrieb der Energienetze zu gefährden. (FAZ)
- Alle Angaben ohne Gewähr.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/err/sha
(END) Dow Jones Newswires
September 06, 2021 00:58 ET (04:58 GMT)
Copyright (c) 2021 Dow Jones & Company, Inc.