DJ IWH: Insolvenzzahlen sinken noch weiter
Von Andreas Kißler
HALLE/BERLIN (Dow Jones)--Die Anzahl der Insolvenzen lag im August nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) unter dem Allzeittief aus dem Juli. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften lag laut IWH-Insolvenztrend im August bei 570, teilte das Institut mit. Sie liege damit um 11 Prozent unter dem bisherigen Allzeittief aus dem Vormonat. Die Insolvenzzahlen liegen laut den Angaben zudem 15 Prozent unter den bereits sehr niedrigen Werten aus dem Vorjahresmonat, in dem die Insolvenzantragspflicht noch ausgesetzt war.
Auch die Zahl der betroffenen Jobs sinke auf das niedrigste Niveau seit Erfassung im IWH-Insolvenztrend. Die Analyse des Instituts zeige, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im August gemeldet wurde, etwa 3.000 Jobs betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze liege um 23 Prozent unter dem bisherigen Tiefststand aus dem Juni 2021 und 82 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Auch im langfristigen Vergleich seien diese Zahlen extrem niedrig. So hätten vor knapp 20 Jahren im Mittel 2.000 Personen- und Kapitalgesellschaften pro Monat Insolvenz angemeldet, erklärte IWH-Insolvenzforscher Steffen Müller. "Aufgrund staatlicher Stützungsmaßnahmen spiegeln die anhaltend niedrigen Insolvenzzahlen nicht das tatsächlich Insolvenzgeschehen wider", sagte er.
Zwar trage die gute wirtschaftliche Entwicklung zur entspannten Situation bei den Insolvenzen bei, allerdings hätten selbst in der lang anhaltenden Boomphase zwischen 2010 und 2018 immerhin etwa 1.000 Personen- und Kapitalgesellschaften monatlich den Gang zum Insolvenzgericht angetreten. "Um einen immer größer werdenden Rückstau an Insolvenzen zu vermeiden, sollten laufende Unterstützungsmaßnahmen zügig auf den Prüfstand", empfahl Müller.
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September 07, 2021 06:38 ET (10:38 GMT)
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