DJ EZB stellt etwas geringere PEPP-Käufe in Aussicht
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die großen Linien seiner Geldpolitik wie erwartet bestätigt und zugleich angedeutet, dass er im vierten Quartal im Rahmen seines Pandemiekaufprogramms PEPP etwas weniger Anleihen als im zweiten und dritten Quartal kaufen wird. Im März hatte die EZB beschlossen, dass diese Käufe deutlich höher als in den ersten Monaten des Jahres sein sollten. Seit April kauft sie monatlich unter dem PEPP Anleihen für 80 Milliarden Euro. Zuvor waren es rund 60 Milliarden gewesen.
Folgende Beschlüsse traf der EZB-Rat:
1. Zinsen und Forward Guidance
Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität werden unverändert bei 0,00 Prozent, 0,25 Prozent bzw. minus 0,50 Prozent belassen.
Der EZB-Rat geht davon aus, dass die EZB-Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben, bis er einen Anstieg der Inflation auf ihr Ziel von 2 Prozent deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums und dauerhaft für den Rest dieses Zeitraums erkennen kann. Auch müssen die schon erreichten Fortschritte bei der unterliegenden Inflation so deutlich erkennbar sein, dass eine mittelfristige Stabilisierung der Inflation bei 2 Prozent plausibel scheint. Dabei kann die Inflation laut EZB vorübergehend etwas über 2 Prozent liegen.
2. APP-Programm und Forward Guidance
Die EZB bestätigte das monatliche APP-Kaufvolumen von 20 Milliarden Euro. Die Forward Guidance bindet die APP-Nettokäufe weiterhin indirekt an das Erreichen des Inflationsziels. Sie sollen erst kurz vor der ersten Zinsanhebung beendet werden und so lange fortgesetzt werden, wie dies für die Verstärkung der akkommodierenden Wirkung der Leitzinsen erforderlich ist. Die Tilgungsbeträge der APP-Wertpapiere sollen für längere Zeit über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung hinaus voll wiederangelegt werden.
3. PEPP-Programm und Forward Guidance
"Auf der Grundlage einer gemeinsamen Bewertung der Finanzierungsbedingungen und der Inflationsaussichten ist der EZB-Rat der Ansicht, dass die günstigen Finanzierungsbedingungen mit einem moderat niedrigeren Tempo der Nettokäufe von Vermögenswerten im Rahmen des Pandemie-Notfallkaufprogramms (PEPP) als in den beiden vorangegangenen Quartalen aufrechterhalten werden können", heißt es in der Erklärung.
Das Pandemiekaufprogramm PEPP hat weiterhin ein Gesamtvolumen von 1.850 Milliarden Euro und soll bis mindestens Ende März 2022 laufen. Auch versicherte die EZB, dass die Nettokäufe auf jeden Fall so lange andauern sollen, bis sie die Corona-Krise für beendet hält. Das monatliche Kaufvolumen soll im dritten Quartal deutlich höher als in den ersten Monaten des Jahres sein.
Der EZB-Rat bekräftigte auch die Flexibilität der PEPP-Käufe hinsichtlich des Zeitraums, der Anlageklassen und der Länder. Die Käufe sollen sich nach den Marktbedingungen richten und eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen verhindern, die nicht mit dem Ziel vereinbar wäre, der inflationsmindernden Wirkung der Pandemie entgegenzuwirken. Außerdem soll die reibungslose Transmission der Geldpolitik unterstützt werden.
Die PEPP-Tilgungsbeträge sollen wie bisher bis mindestens Ende 2023 voll wiederangelegt werden. Das Auslaufen der Wiederanlage soll so gesteuert werden, dass eine Beeinträchtigung des geldpolitischen Kurses vermieden wird.
4. Liquidität
Die EZB will wie bisher für "reichlich Liquidität" sorgen. Sie verweist auf die wesentliche Rolle, die die TLTRO-Langfristtender der dritten Serie bei der Unterstützung der Bankkreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte spielten.
Die EZB ist bereit, alle ihre Instrumente so anzupassen, dass sich die Inflation mittelfristig bei 2 Prozent stabilisieren kann.
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September 09, 2021 07:58 ET (11:58 GMT)
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