DJ IMK-Konjunkturindikator schaltet von "grün" auf "gelbgrün"
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Aussichten auf einen konjunkturellen Schlussspurt im Jahr 2021 haben sich weiter eingetrübt. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator schaltete dem Institut zufolge von "grün" auf "gelbgrün". Damit prognostiziere er für den Zeitraum von September bis Ende November statt eines überdurchschnittlichen ein durchschnittliches Wachstum, gemessen am langjährigen Mittel.
Konkret ist laut den Angaben die Wahrscheinlichkeit für einen Wirtschaftsboom mit deutlich überdurchschnittlichem Zuwachs auf jetzt 40,1 Prozent gesunken, nach 50 Prozent im August. Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten in eine erneute Rezession geraten könnte, ist im Vergleich zwar weiterhin niedrig, hat aber von 11,4 auf jetzt 19,3 Prozent zugenommen. Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist leicht gestiegen.
Dass die neue Prognose des Indikators gedämpfter ausfalle, liege vor allem an den Lieferengpässen, insbesondere bei Halbleitern, und gestiegenen Preisen bei Rohstoffen und Vorleistungen. Sie sorgten dafür, dass sich die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe nur langsam erholt, ganz im Gegensatz zu den dynamisch wachsenden Auftragseingängen. Damit einhergehend habe sich auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtert.
"Der Aufschwung bleibt intakt, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Statt einer kräftigen Beschleunigung werden wir im Schlussquartal ein eher moderates Wachstum sehen", sagte IMK-Forscher Thomas Theobald. Grundsätzlich seien die Lieferengpässe als Begleiterscheinung des weltwirtschaftlichen Neustarts nach der Corona-Krise "ein temporäres Problem." Die angebotsseitigen Anpassungen würden kommen, aber sie brauchten mehr Zeit, sodass sich die Engpässe auch noch in der ersten Jahreshälfte 2022 dämpfend auf die Produktion auswirkten. Zudem erhole sich der private Verbrauch aufgrund des Wiederanstiegs bei den Corona-Zahlen noch nicht so stark wie erhofft.
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September 14, 2021 03:06 ET (07:06 GMT)
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