DJ Lockerung der US-Einreisebeschränkungen lässt Wirtschaft aufatmen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat sich erleichtert über die Ankündigung der USA gezeigt, ab November ihre pandemiebedingten Beschränkungen für Einreisende aus Europa zu lockern. "Diese Nachricht lässt die international besonders stark vernetzte deutsche Wirtschaft aufatmen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Der "Travel Ban" schade der deutschen Wirtschaft, weil durch die eingeschränkte Mobilität insbesondere von Technikern und Ingenieuren wichtige Aufträge und damit Exporte nicht zustande gekommen seien.
"So kam beispielsweise Fachpersonal, das eine neue Technologie einführen wollte, erst mit mehreren Wochen Verzögerung in die USA - wenn überhaupt." Zudem sagten vier von zehn der deutschen Unternehmen in den USA, dass sie 2021 Investitionen streichen oder verschieben - gerade weil wichtige Reisen bislang kaum möglich gewesen seien. "Da geht auch für die US-Wirtschaft viel Potenzial verloren", sagte Treier. "Durch den 'Travel Ban' ist den deutschen Unternehmen in den USA ein geschätzter Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe entstanden."
Das umfasse die gestrichenen und aufgeschobenen Investitionen sowie die Einbußen beim Export von Deutschland in die USA - insbesondere beim Maschinen- und Anlagenbau. Die USA sind Deutschlands drittgrößter Handelspartner weltweit. Deutschland sei der wichtigste Handelspartner der USA in Europa. In den USA sind laut DIHK mehr als 5.500 deutsche Unternehmen mit eigenen Niederlassungen aktiv und schaffen dort über 860.000 Arbeitsplätze. Nach einer Umfrage vom März 2021 wollten 43,5 Prozent der Firmen dieses Jahr mehr in den USA investieren als im Vorjahr. "Ein Wegfall der Einreisebeschränkungen könnte hier noch als zusätzlicher Verstärker wirken", so Treier.
Ähnlich äußerte sich der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). "Mit dem Wegfall der US-Einreisebeschränkungen können deutsche Unternehmen und die Wirtschaft in den USA nach über anderthalb Jahren endlich wieder aufatmen", meinte auch BDI-Hauptgeschäftsführungsmitglied Wolfgang Niedermark. Lockerungen für Reisende aus dem Schengenraum seien überfällig. Verzögerungen in der Produktion, Lieferung und Durchführung strategischer Projekte gehörten ab November hoffentlich der Vergangenheit an.
Für die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten seien persönliche Begegnungen im USA-Geschäft essenziell. "Fachkräfte müssen zu Kunden und Standorten der in den USA aktiven deutschen Unternehmen gelangen können", betonte Niedermark. Die pandemiebedingten Einreisebeschränkungen seien mit Blick auf die hohen Impfquoten in der EU "längst nicht mehr nachvollziehbar" gewesen. Es liege "sowohl im deutschen und amerikanischen Interesse, den Rückstau an Aufträgen und Investitionen aufzuholen und schnellstmöglich zur vor-pandemischen Wirtschaftsentwicklung zurückzukehren."
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September 21, 2021 05:54 ET (09:54 GMT)
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