DJ DIHK: Unternehmen fordern bessere Investitionsbedingungen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Unternehmen erwarten von der künftigen Regierung deutlich mehr Tempo und ein besseres Umfeld für ihre Investitionen. Das geht aus dem vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlichten IHK-Unternehmensbarometer zur Bundestagswahl 2021 hervor. Die Ergebnisse basieren den Angaben zufolge auf Antworten von rund 3.500 Betrieben aus allen Branchen und Regionen der Industrie- und Handelskammern (IHK). "Digitalisierung, Klimaschutz und der Fachkräftemangel sind für die Unternehmen die wichtigsten Zukunftsthemen", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. Sie hätten die Sorge, dass Deutschland hier zunehmend an Boden verliere.
"Unsere Wirtschaft braucht jetzt einen spürbaren Investitions-Ruck in Deutschland", betonte Adrian. Richtschnur für den neuen Koalitionsvertrag solle deshalb sein, private und öffentliche Investitionen zu fördern. "Wir müssen zügiger entscheiden können", sagte er. Deutschland dürfe "zwar weiterhin besonders gründlich sein, aber nicht langsamer als der Rest der Welt". Die Unternehmen sähen sich allzu oft durch komplexe Regulierungen, langwierige Verfahren und praxisferne Vorgaben ausgebremst.
Als wichtigstes Thema, das die künftige Bundesregierung zuerst anpacken sollte, sehen die Unternehmen laut der Umfrage mit 61 Prozent "Digitalisierung vorantreiben". Danach rangiert laut den Angaben "Verwaltungsleistungen verbessern und beschleunigen" mit 41 Prozent. "Ohne eine leistungsfähige digitale Infrastruktur und eine schnelle Verwaltung werden die Unternehmen ihre großen Zukunftsaufgaben hierzulande ebenso wie im weltweiten Wettbewerb nicht bewältigen können", warnte Adrian. "Umso dringlicher ist, dass wir jetzt Hindernisse aus dem Weg räumen."
Entlastungen bei Strompreisen und Steuern angemahnt
Zu den wichtigsten fünf Unternehmensthemen für die neue Bundesregierung gehören demnach zudem: "Klimapolitik investitionssicher und wettbewerbsfähig gestalten" (39 Prozent), "Unternehmensbesteuerung modernisieren" (33 Prozent) sowie "Staatliche Belastung des Strompreises reduzieren" (31 Prozent). Entlastungen bei Strompreisen und Unternehmenssteuern könnten dafür sorgen, dass Unternehmen wieder mehr in Menschen, Maschinen und den Klimaschutz investieren können, so Adrian. "Das ist die Basis für eine positive Zukunft und nachhaltiges Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland."
Die Betriebe bewerten laut der Umfrage aktuell die meisten Standortfaktoren für ihre wirtschaftliche Entwicklung deutlich schlechter als vor vier Jahren. Schlusslicht ist die Bürokratie mit einer Durchschnittsnote von 4,8 - noch einmal 0,5 Punkte weniger als 2017. "Gerade nach den Erfahrungen der Corona-Krise fordern die Unternehmen immer nachdrücklicher, sich nicht mehr mit unklaren Regelungen und sich wiederholenden Datenangaben in Papierform befassen zu müssen", erklärte der DIHK-Präsident. Auch den Ausbau der digitalen Infrastruktur etwa bei Glasfaserleitungen beurteilten die Betriebe als schlecht mit der Note 4,3 nach 3,7 vor vier Jahren.
Besonders negativ bewerteten die Betriebe die Strom- und Energiekosten (Durchschnittsnote jeweils 4,5). Bei den gewerblichen Strompreisen sei Deutschland in fast allen Verbrauchsgruppen europäischer Spitzenreiter - die Bewertung dieses Standortfaktors sackte mit minus 0,8 Notenpunkten im Vergleich zum Jahr 2017 am stärksten ab. In der Industrie vergaben die mittelständischen Unternehmen bei den Stromkosten sogar eine glatte 5. Ebenfalls kritisch sehen sie die Situation beim Fachkräfteangebot und die hohen Unternehmenssteuern (jeweils 4,0). Luft nach oben gibt es zudem bei der Verkehrsinfrastruktur mit Note 3,5 und der Verfügbarkeit von Gewerbeflächen mit 3,6.
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September 29, 2021 07:58 ET (11:58 GMT)
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