DJ De Guindos: EZB muss genau auf Zweitrundeneffekte achten
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos angesichts der aktuell erhöhten Inflationsraten genau auf mögliche Zweitrundeneffekte über den Arbeitsmarkt achten. "Wir haben auf dem Arbeitsmarkt bisher keine nennenswerten Lohnerhöhungen gesehen", sagte de Guindos laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bei einer Veranstaltung in Spanien. Er fügte hinzu: "Aber wir müssen vorsichtig sein, denn die Lohnverhandlungen stehen erst am Anfang und die Wahrnehmung der Inflation wird mit der Zeit immer deutlicher."
De Guindos bekräftigte die Prognose der EZB, wonach die Inflation 2022 wieder auf unter 2 Prozent sinken werde, nachdem sie zuletzt bei 3,4 Prozent gelegen hatte. Er gab aber zu bedenken, dass einige der Ursachen des jüngsten Inflationsanstiegs - zum Beispiel Versorgungsengpässe und höhere Energiekosten - "strukturelle" Auswirkungen hätten und sich auf die Wahrnehmung der Arbeitnehmer und ihre Lohnforderungen auswirken könnten.
"Dieser Inflationsanstieg ist nicht nur eine Reaktion auf Basiseffekte, sondern es gibt auch eine Komponente, die sich eher strukturell auswirkt", sagte de Guindos. "Dies hat Auswirkungen, die über das hinausgehen, was wir noch vor ein paar Monaten erwartet haben." Er fügte hinzu, dass sich die geldpolitische Reaktion der EZB ändern müsse, wenn die Inflation dauerhaft werde, weil diese Faktoren länger als erwartet andauerten oder sich auf die Lohnverhandlungen auszuwirken begännen.
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October 04, 2021 06:08 ET (10:08 GMT)
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