DJ Commerzbank: Deutsche Autoproduktion nur noch halb so hoch wie 2019
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Autoproduktion in Deutschland leidet derzeit nach Einschätzung von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen unter einer Kombination von temporären und strukturellen Problemen. "Im September sind zwar in Deutschland saisonbereinigt etwas mehr Autos produziert worden als im Vormonat. Trotzdem war die Produktion (im dritten Quartal) weniger als halb so hoch wie vor der Corona-Krise", schreibt Solveen in einem Kommentar zu den Produktionszahlen für September.
Teilweise stellt dieser Einbruch laut Solveen wohl eine Fortsetzung des schon vor der Krise zu beobachtenden Abwärtstrends dar, der auf eine zunehmende Verlagerung der Produktion ins Ausland zurückzuführen sei. "Dass die Produktion zuletzt aber noch einmal deutlich unter diesem Abwärtstrend lag, ist ohne Frage auf den großen Mangel an Vorprodukten - insbesondere an Halbleitern - zurückzuführen", analysiert er.
Eine Besserung ist seiner Meinung nach nicht in Sicht. "Vielmehr gehen Branchenvertreter davon aus, dass insbesondere der Mangel an Halbleitern bis in das kommende Jahr hinein bestehen und damit die Produktion behindern wird", schreibt er. Eine Erholung der Produktion sei deshalb vorerst kaum zu erwarten, eher dürfte sie noch weiter abnehmen.
Da das Gleiche - wenn auch teilweise in geringerem Maße - für die meisten anderen Industriesektoren ebenfalls gelte, dürfte die Industrieproduktion zunächst weiter fallen und damit die Erholung der deutschen Wirtschaft spürbar bremsen.
Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts hat sich die Lage der deutschen Autohersteller und ihrer Zulieferer im September empfindlich verschlechtert. Der entsprechende Ifo-Wert stürzte von 32,0 auf 13,2 Punkte. Im Juli waren es noch 52,9 Punkte gewesen. "Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Autobranche die am stärksten von Lieferengpässen mit Vorprodukten betroffene Branche ist", sagte Oliver Falck, der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.
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October 05, 2021 08:39 ET (12:39 GMT)
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