DJ ÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutscher Auftragseingang stürzt im August um 7,7 Prozent ab
Der Auftragseingang der deutschen Industrie hat sich im August weitaus schwächer als erwartet entwickelt. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sank er gegenüber dem Vormonat um 7,7 Prozent und lag kalenderbereinigt nur noch um 11,7 (Juli: 26,1) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Rückgang von 1,5 Prozent prognostiziert. Ohne Großaufträge ergab sich ein Minus von 5,1 Prozent.
VP Bank: Materialmangel bremst auch Auftragseingänge
Der Materialmangel in der deutschen Industrie hat nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, auch zum unerwartet deutlichen Rückgang der Auftragseingänge im August beigetragen. "Wenn ohnehin klar ist, dass nicht geliefert werden kann, bestellen viele Unternehmen erst gar nicht", schreibt Gitzel in einem Kommentar. Deutschland werde im vierten Quartal nur knapp an einem Nullwachstum vorbeischrammen.
ING: Deutsche Auftragsbestände weiterhin hoch
Der unerwartet deutliche Rückgang der deutschen Auftragseingänge hat nach Aussage von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski zwar die Zuwächse der beiden Vormonate zunichte gemacht, stellt aber für sich genommen für die Produktionsaussichten kein Problem dar. "Angesichts der nach wie vor gut gefüllten Auftragsbücher und der niedrigen Lagerbestände dürfte die Zukunft der Industrieproduktion äußerst rosig sein - wenn da nicht die anhaltenden Spannungen in den Lieferketten wären", schreibt Brzeski in einem Kommentar.
Deutscher Industrieumsatz fällt im August um 5,9 Prozent
Der preisbereinigte Umsatz im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands ist im August stark gesunken. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts verringerte er sich gegenüber dem Vormonat um 5,9 Prozent. Der für Juli gemeldete Anstieg von 1,9 Prozent wurde bestätigt. Im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, war der Umsatz um 10,2 Prozent niedriger.
Ifo Institut: Fachkräftemangel auf Baustellen verschärft sich
Auf den deutschen Baustellen fehlt laut einer Umfrage des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung immer mehr ausgebildetes Personal. Im Hochbau hatten demnach im September 33,5 Prozent der Betriebe Probleme, Fachkräfte zu finden. Im Tiefbau klagten sogar 37,9 Prozent der Betriebe über einen Mangel an geeigneten Bewerbern. Im Vormonat hatte der Anteil im Hochbau noch 3,5 Prozentpunkte niedriger gelegen, im Tiefbau 1,4 Prozentpunkte tiefer.
Neuseelands Zentralbank erhöht Leitzins auf 0,50 Prozent
Die neuseeländische Zentralbank hat den Leitzins von einem Rekordtief angehoben und weitere Erhöhungen für das nächste Jahr in Aussicht gestellt, um die Inflation zu zügeln und die boomenden Immobilienpreise zu bremsen. Die Notenbank erhöhte den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,50 Prozent und folgte mit diesem Schritt den Zentralbanken in Südkorea und Norwegen, die ihre Geldpolitik auch gestrafft haben.
VDMA-Präsident Haeusgen plädiert für Ampel
Angesichts des Machtkampfs innerhalb der Union wendet sich ein wichtiger Wirtschaftsvertreter von CDU und CSU ab. "Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass eine Ampel die bessere Lösung ist", sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinenbauer (VDMA), Karl Haeusgen, der Wirtschaftswoche. "Die Union hat in einem solchen Umfang verloren, dass die Legitimation für das Kanzleramt und das Führen einer Regierung nicht mehr gegeben ist. Hinzukommen die vielen Dissonanzen innerhalb der Union vor der Wahl und auch jetzt noch", erklärte er.
EU-Spitzen beraten über Rolle Europas in der Welt
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union beraten auf ihrem ersten Gipfeltreffen seit dem Afghanistan-Abzug über die Rolle Europas in der Welt und das Verhältnis zu den USA. EU-Ratspräsident Charles Michel sagte zum Auftakt des Treffens im slowenischen Brdo pri Kranju, es gehe um die Frage, "wie die Europäische Union genügend Einfluss auf internationaler Ebene ausüben kann, um unsere Werte und Interessen zu verteidigen".
Forderungen nach stärkerer Regulierung der Energiepreise in der EU werden lauter
Die Forderungen nach einer stärkeren Regulierung der Strom- und Gaspreise in der EU werden immer lauter. Am Dienstag forderten Frankreich, Spanien, Tschechien, Griechenland und Rumänien ein "gemeinsames Vorgehen" in Europa, um den Anstieg der Energiepreise zu bremsen. Die Wirtschafts- und Finanzminister der Eurozone beraten seit Montag in Luxemburg unter anderem über die Preiserhöhungen, die Verbraucher und Industrie in einigen Ländern stark treffen.
EU-Parlament weitet Klagerecht für Bürger und NGOs bei Umweltverstößen aus
Das EU-Parlament hat das Klagerecht für Bürger und NGOs bei möglichen Umweltverstößen ausgeweitet. Die Abgeordneten in Straßburg verabschiedeten eine Neufassung der Aarhaus-Konvention zum Zugang zu Informationen und zur Ahndung von Umweltangelegenheiten. Damit können Bürger und NGOs bei Verdacht auf Umweltverstößen durch Institutionen leichter eine interne Prüfung verlangen und klagen.
Westliche Staaten beharren auf Antworten Russlands zu Giftanschlag auf Nawalny
Deutschland und 44 weitere Staaten haben Russland eine zehntägige Frist gesetzt, um Fragen der internationalen Gemeinschaft zu dem Giftanschlag auf den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny im vergangenen Jahr zu beantworten. Die 45 Länder hätten den Exekutivrat der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) darüber informiert, dass sie Russland offizielle Fragen über die Vergiftung Nawalnys stellen würden, schrieb die britische OPCW-Delegation auf Twitter. "Russland hat zehn Tage Zeit zu antworten."
Russland droht Facebook mit hoher Geldstrafe wegen Streits um "gefährliche" Inhalte
Im Streit um das Löschen angeblich gefährlicher Inhalte auf Internetplattformen hat Russland den Druck auf den US-Konzern Facebook erhöht. Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor drohte Facebook mit einer Strafe von "fünf bis zehn Prozent" des "Jahresumsatzes" - ohne zu spezifizieren, ob es sich um den Umsatz in Russland oder weltweit handelt. Laut der Wirtschaftszeitung Wedomosti verdient Facebook in Russland umgerechnet hunderte Millionen Euro.
Facebook-Whistleblowerin fordert vor Kongress strenge Regulierung von Plattform
Die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin und Whistleblowerin Frances Haugen hat vor dem US-Kongress eine strenge Regulierung des Online-Riesen gefordert. "Ich glaube, dass die Produkte von Facebook Kindern schaden, Spaltung anheizen und unsere Demokratie schwächen", sagte die 37-Jährige vor einem Senatsausschuss. "Der Kongress muss handeln." Mehrere Senatoren kündigten während der Anhörung neue Regulierungen für Facebook an.
+++ Konjunkturdaten +++
Südkorea Verbraucherpreise Sep +2,5% (PROG: +2,3%) gg Vorjahr
Südkorea Verbraucherpreise Sep +0,5% (PROG: +0,3%) gg Vormonat
Südkorea Verbraucherpreise Kernrate Sep +1,5% gg Vorjahr, -0,1% gg Vormonat
DJG/DJN/AFP/apo
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October 06, 2021 03:00 ET (07:00 GMT)
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