DJ EZB: Moderate Verringerung der PEPP-Käufe war Kompromiss
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Beschluss des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB), das Monatsvolumen der Anleihekäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP im vierten Quartal gegenüber dem seit März herrschenden Niveau (etwa 80 Milliarden Euro) "moderat" zu verringern, war ein Kompromiss zwischen den geldpolitischen "Tauben" und "Falken" in dem Gremium. Dies geht aus der jetzt veröffentlichten Zusammenfassung der Beratungen am 8. und 9. September 2021 hervor, in der eine genauere Erklärung, was "moderat bedeutet", allerdings nicht enthalten ist.
Nach Angaben informierter Personen werden 60 bis 70 Milliarden Euro ins Auge gefasst. Außerdem wird aus dem Protokoll deutlich, dass einige Ratsmitglieder die Inflationsprognosen des volkswirtschaftlichen Stabs der EZB zu niedrig fanden.
"Falken" wollten Verringerung auf Niveau von Anfang 2021
Die "Falken" plädierten in der Diskussion für eine deutlichere Verringerung der PEPP-Käufe. Sie argumentierten, dass eine symmetrische Anwendung des PEPP-Rahmens eine deutlichere Reduzierung des Ankauftempos erfordern würde, auch im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen eines erhöhten Ankaufniveaus. Unter diesem Gesichtspunkt wäre ein ähnliches Ankaufstempo wie zu Beginn des Jahres angemessen.
Ein solches Tempo würde immer noch ein höheres Maß an geldpolitischer Stützung bieten als zu Beginn des Jahres, da sich sowohl die Finanzierungsbedingungen als auch die Wirtschaftsaussichten in der Zwischenzeit verbessert hätten. Falls nötig könnten die Käufe trotzdem kurzfristig erhöht werden. Vereinfacht gesagt: Die Rahmenbedingungen haben sich deutlich gebessert, also müssen auch die Käufe deutlich verringert werden.
"Tauben" fürchteten Straffung der Finanzierungsbedingungen
Dem hielten die "Tauben" entgegen, dass der jüngste Anstieg der nominalen Anleiherenditen eine vorsichtige Reduzierung des Ankauftempos nahelege. Eine stärkere Reduzierung könnte am Markt als eine unerwartete Straffung interpretiert werden, was zu einer Verschärfung der Finanzierungsbedingungen führen könnte.
Insbesondere bestehe die Gefahr, dass eine Verringerung der PEPP-Käufe in den nächsten Monaten als "Tapering" interpretiert würde, was sich auf andere Komponenten des geldpolitischen Kurses auswirken könnte. Dies könnte die Zinssätze im Euroraum in die Höhe treiben und einen beginnenden Anstieg der Inflationserwartungen vereiteln.
Diskussionen gab es über die Prognose des EZB-Stabs, dass die Inflation 2021 im Jahresdurchschnitt bei nur 1,5 Prozent liegen dürfte. Manchen Ratsmitgliedern erschien das als zu niedrig. Die Prognose beruhte unter anderem auf der Annahme, dass der Ölpreis 2021 und 2022 bei 67 US-Dollar liegen und 2023 auf 64 Dollar sinken wird. Derzeit notiert der führende Brent-Future bei 80 Dollar. Die Inflationsrate lag im September bei 3,4 Prozent.
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October 07, 2021 08:47 ET (12:47 GMT)
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