
DJ EZB/Panetta will Bigtechs der Finanzaufsicht unterwerfen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die weltweiten Finanzaufsichtsbehörden sollten nach Aussage von EZB-Direktor Fabio Panetta nicht zu lange damit zögern, auch Bigtechs wie Alphabet oder Facebook einer strengen Aufsicht zu unterwerfen. Panetta begründete seine Mahnung bei der Konferenz der Bank of England (BoE) mit der Erwartung, dass Bigtechs mit hohem Tempo eigene Währungen (Stablecoins) auf den Markt bringen werden. Dem sollten Zentralbanken laut Panetta auch mit der Emissionen digitalen Zentralbankgelds begegnen.
"Es bedurfte einer großen Krise, um die Regulierung der Banken zu verschärfen, und einer weiteren, um sich intensiver mit den Risiken von Geldmarktfonds, Investmentfonds und Margining-Praktiken zu befassen. Wir sollten nicht auf eine weitere Krise warten, um das zunehmend digitalisierte Finanzwesen mit neuen globalen Akteuren zu regulieren", sagte Panetta laut veröffentlichtem Redetext.
Panetta wies darauf hin, dass Amazon schon seit fünf Jahren Kredite an seine Kunden vergebe, während andere Akteure mit Banken kooperierten. "Anfänglich könnte das Innovation und finanzielle Inklusion stärken, aber letzten Endes könnte es den Wettbewerb behindern, wen Bigtechs dominant werden und ihre Marktmacht missbrauchen", warnte Panetta.
Ein Risiko sieht der EZB-Direktor auch darin, dass Bigtechs liquide Assets in großen Mengen hielten. Alphabet, Apple, Facebook und Amazon hielten derartige Assets für 370 Milliarden US-Dollar, vier Mal so viel wie 2011. "Sie haben damit mehr hochqualitative Assets als fünf der acht global tätigen und systemisch wichtigen Großbanken des Euroraums", merkte Panetta an. Stablecoins sind mit Assets in bestehenden Währungen hinterlegt, zum Beispiel Staatsanleihen.
Angesichts der Geschwindigkeit, mit der ihr Vermögen wachse, werde der Einfluss der großen Unternehmen auf die globale Marktdynamik weiter zunehmen. "Dies verdient eine genauere Analyse und Beobachtung."
Panetta zufolge werden die Behörden weltweit auch prüfen müssen, ob der Grundsatz "gleiche Tätigkeit - gleiche Regulierung" beim vorliegenden Problem noch angemessen ist. "Die sektorübergreifenden Aktivitäten von Bigtech-Unternehmen schaffen miteinander verknüpfte Risiken, bei denen Störungen in einem Tätigkeitsbereich auf einen anderen übergreifen könnten", sagte er.
Eine tätigkeitsbezogene Risikoüberwachung könne eine ganzheitliche Risikobewertung der internen Ökosysteme von Bigtech-Unternehmen verhindern. Ein wirksamer Regulierungsrahmen für solche Unternehmen könnte daher bestimmte Elemente unternehmensbezogener Anforderungen rechtfertigen, angefangen bei Politikbereichen wie Wettbewerb und betriebliche Widerstandsfähigkeit.
Schließlich kam der EZB-Direktor auf sein Lieblingsthema, den digitalen Euro, zu sprechen. "Wir sollten anerkennen, dass die Regulierung eine notwendige, aber keine hinreichende Voraussetzung für die Bewältigung der heute von mir dargelegten Probleme ist", sagte er. Auch die Zentralbanken müssten digital werden.
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October 08, 2021 10:42 ET (14:42 GMT)
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