DJ IEA: Regierungszusagen reichen nicht für Erreichen der Pariser Klimaziele
Von David Hodari
PARIS (Dow Jones)--Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) wird es den Regierungen der Welt nicht gelingen, den Klimawandel zu verhindern - selbst wenn die hehren Versprechungen, die Gesetzgeber und Unternehmen in den letzten Monaten abgegeben haben, erfolgreich umgesetzt werden. Unabhängig davon, ob die bereits eingeleitete Maßnahmen fortgesetzt oder die jüngsten Versprechungen eingehalten würden, würden die steigenden Temperaturen den Grenzwert überschreiten, zu dem sich die Staats- und Regierungschefs im Pariser Abkommen verpflichtet hätten, so die IEA. Ziel der internationalen Klimapolitik ist es, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.
Einen Monat nach der Ankündigung von US-Präsident Joe Biden, dass sich die USA und die Europäische Union für eine Verringerung der weltweiten Methanemissionen einsetzen würden, und wenige Wochen vor den von den Vereinten Nationen geführten Klimaverhandlungen in Glasgow, hat die IEA mehrere langfristige Energieszenarien vorgelegt. Die Energieagentur schätzt, dass die von den Regierungen bereits abgegebenen Zusagen gerade mal weniger als ein Fünftel der Emissionen abdecken, die die Welt bis 2030 reduzieren muss, wenn sie bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen möchte.
"Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich die Investitionen in saubere Energieprojekte und -infrastrukturen in den nächsten zehn Jahren mehr als verdreifachen", sagte Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA, die der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angegliedert ist.
Anfang dieses Jahres hatte die in Paris ansässige Organisation erklärt, dass Investitionen in neue Projekte zur Versorgung mit fossilen Brennstoffen sofort eingestellt werden müssten, um planmäßig Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Eine drastische Erhöhung der Investitionen in saubere Energie sei zudem auch die Lösung für die Energiekrise. "Es besteht die Gefahr weiterer Turbulenzen auf den globalen Energiemärkten. Wir investieren nicht genug, um unseren künftigen Energiebedarf zu decken, und die Ungewissheit bereitet die Bühne für eine unbeständige Zeit", sagte Birol. Etwa 70 Prozent der zusätzlich benötigten Ausgaben müssten jedoch in Schwellen- und Entwicklungsländern getätigt werden, in denen Finanzierung knapp sei.
Die Entwicklungsländer haben die wohlhabenderen Länder der Welt aufgefordert, sich an der Finanzierung ihrer Energiewende zu beteiligen. Der südafrikanische Umweltminister sagte im Juli, dass die Industrieländer jährlich 750 Milliarden US-Dollar zahlen sollten, um ihre Abkehr von fossilen Brennstoffen zu finanzieren.
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October 13, 2021 02:17 ET (06:17 GMT)
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