DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
SCHULDENBREMSE - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat einen flexiblen Umgang mit den Schuldenregeln in Deutschland und Europa angemahnt. Eine verfrühte Sparpolitik würde "die wirtschaftliche Erholung beschädigen", sagte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath im Interview. Deutschland sollte die Schuldenbremse daher flexibel anwenden. "Investitionen in grüne Technologien und Digitalisierung sind essenziell, um nachhaltiges Wachstum zu kreieren", so Gopinath. "Wenn höhere Investitionen notwendig sind, sollte Deutschland dafür eine Ausnahme von der Schuldenbremse machen." Auch auf EU-Ebene sei es wichtig, Flexibilität zu zeigen. (Handelsblatt)
KOHLEAUSSTIEG - Katherina Reiche, Chefin der Eon-Tochterfirma Westenergie, erwartet einen früheren Kohleausstieg. Sie rechne damit, "dass der Kohleausstieg im Rahmen von Koalitionsverhandlungen im Bund vorgezogen werden könnte", sagte Reiche der Wochenzeitung Die Zeit. Derzeit soll in Deutschland bis zum Jahr 2038 Kohle verstromt werden. Ein vorgezogener Ausstieg sei eine "Herausforderung vollkommen neuer Dimension". Es würden dann 50 Gigawatt an anderer Stelle ersetzt werden müssen. "Das ist für die Energiewirtschaft praktisch übermorgen." Wenn es weiterhin sieben Jahre dauere, einen Windpark zu bauen, gehe der frühestens 2028 ans Netz. "Uns bleiben nur noch zwei Jahre, falls bis 2030 die Kohleverstromung nicht mehr möglich sein sollte." (Die Zeit)
EEG-UMLAGE - Vor Bekanntgabe der geplanten EEG-Umlage für 2022 erwarten Experten wegen der Gegenfinanzierung mit CO2-Preiseinnahmen eine deutliche Absenkung. "Die EEG-Umlage wird 2022 auf ein Rekordtief von drei bis vier Cent je Kilowattstunde sinken", schätzt der Direktor der Denkfabrik Agora Energiewende, Patrick Graichen. "Das kompensiert knapp die gestiegenen Börsenstrompreise, sodass die Stromkosten für Haushalte 2022 weitgehend stabil bleiben dürften." Die Umlage finanziert den Ausbau der Erneuerbaren Energien und gehört mit einem Preisanteil von 22 Prozent zu den größten Kostentreibern für Strom. Ermittelt wird sie von den Übertragungsnetzbetreibern Tennet TSO, 50Hertz, Amprion und TransnetBW. Die Prognose für 2022 wird am Freitag veröffentlicht. (Augsburger Allgemeine)
KREDITKOSTEN - Verbraucher können nach Angaben des Vergleichsportals Verivox derzeit Kredite deutlich unter der Inflationsrate aufnehmen. "Dass eine Mehrheit ihren Ratenkredit zu Zinsen unterhalb der laufenden Teuerung abschließen kann, ist eine historische Ausnahmeerscheinung", sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, den Zeitungen der Mediengruppe. Laut Verivox schließt die Hälfte der Verbraucher derzeit ihre Kredite im Mittel für 2,99 Prozent und weniger ab. Der Realzins bei Kreditabschluss liege damit mit 1,07 Prozent unter der Inflationsrate im September von 4,1 Prozent. (Funke Mediengruppe)
LOHNFORDERUNGEN - Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, hat angesichts der hohen Inflationsrate "deutlich spürbare Reallohnsteigerungen" gefordert. Diese seien notwendig, um den Beschäftigten und ihren Familien zu ermöglichten, den Preisanstieg aufzufangen. "Da die Preissprünge etwa für Lebensmittel, Energie und Benzin insbesondere Menschen mit geringeren und mittleren Einkommen betreffen, beinhalten unsere Tarifforderungen Mindestbeträge, die die Lohnsteigerungen für diese Beschäftigten überdurchschnittlich wirken lassen", sagte Werneke dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. (RND)
MINIJOBS - Nach dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts, wonach Arbeitgeber geringfügig Beschäftigte nicht entschädigen müssen, wenn sie ihr Unternehmen aufgrund einer Corona-Verordnung zur Eindämmung der Pandemie schließen müssen, dringt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf eine Minijob-Reform. "Tausende Menschen haben ihre Arbeit verloren und sind ohne Anspruch auf Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld in schlimmer Not gelandet", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Minijobs müssten endlich zu Beschäftigung mit sozialer Absicherung werden. (Funke Mediengruppe)
POLEN - Der frühere polnische Außenminister Witold Waszczykowski warnt vor einer weiteren Eskalation im Streit seines Landes mit der Europäischen Union. Falls die EU-Kommission Gelder aus dem neu geschaffenen Wiederaufbaufonds zurückhalte, könnte die polnische Regierung ihrerseits Zahlungen an die EU einstellen. "Ich schlage vor, dass wir dann die gleiche Summe von unseren jährlichen EU-Beiträgen abziehen", sagt Waszczykowski der Wochenzeitung Die Zeit. "Es gibt keine rechtliche Grundlage dafür, dass die Kommission das Geld aus dem Fonds zurückhält." Polen sollte ursprünglich 36 Milliarden Euro aus dem Fonds bekommen, die Auszahlung ist aber an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. (Die Zeit)
AUTOZULIEFERER - Die Chipkrise in der Autoindustrie zieht die ganze Zuliefererindustrie in Mitleidenschaft. Bis zu elf Millionen Fahrzeuge, die sonst vom Band laufen würden, werden nicht hergestellt, schätzt die Boston Consulting Group. Umsatz von fast 180 Milliarden Euro falle damit aus. Die Branche, schreibt die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie, stehe unter einem nie da gewesenen Druck. Gefährdet sind vor allem mittelständische Autozulieferer mit weniger als einer Milliarde Euro Umsatz. Zwei kleinere Betriebe, die Bolta-Werke sowie Heinze aus Westfalen, sind bereits insolvent. (Handelsblatt)
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October 14, 2021 01:24 ET (05:24 GMT)
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