DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires.
Institute erwarten bis 2023 keine EZB-Zinserhöhung
Aus Sicht der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute ist bis einschließlich 2023 nicht mit einer Anhebung der Leitzinsen im Euroraum zu rechnen. Sie gehen aber in ihrem Herbstgutachten davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) das Volumen der im Rahmen des Anleihekaufprogramms PEPP monatlich erworbenen Wertpapiere "wohl im Winterhalbjahr 2021/22 allmählich reduziert" und dann im März 2022 auslaufen lassen wird.
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert wegen hoher Inflation Lohnsteigerungen
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert angesichts der zuletzt stark gestiegenen Inflationsrate "deutlich spürbare Reallohnsteigerungen". Mit ihren Tarifforderungen sollten insbesondere einkommensschwache Haushalte entlastet werden, sagte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Die Lohnsteigerungen seien notwendig, damit die Preisanstiege aufgefangen werden könnten.
Tarifverhandlungen für Ärzte in kommunalen Kliniken begonnen
In Berlin haben am Donnerstag die Tarifverhandlungen für die rund 55.000 Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern begonnen. Der Marburger Bund fordert 5,5 Prozent mehr Gehalt rückwirkend zum 1. Oktober 2021 sowie Verbesserungen bei den Bereitschaftsdiensten und Rufbereitschaften. Die Gewerkschaft will unter anderem die Kliniken stärker in die Pflicht nehmen, Grenzen für Dienste außerhalb der Regelarbeitszeit einzuhalten.
IEA: Kraftwerke stellen wegen Gasknappheit auf Öl um - Nachfrage steigt
Steigende Erdgas- und Kohlepreise zwingen Stromerzeuger und Hersteller dazu, auf Öl umzusteigen. Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte sich die tägliche Ölnachfrage deshalb um eine halbe Million Barrel erhöhen. In ihrem monatlichen Marktbericht hob die IEA ihre Prognosen für die tägliche Ölnachfrage um 170.000 Barrel für 2021 und um 210.000 Barrel für 2022 an. Die IEA hält es allerdings für möglich, dass die kumulative Wirkung der anhaltenden Energiekrise von September bis zum Ende des ersten Quartals 2022 bis zu 500.000 Barrel ausmachen könnte. Damit schätzt die IEA, dass die weltweite Nachfrage nach Rohöl im nächsten Jahr über dem Vor-Corona-Niveau liegen wird.
Getreidepreis steigt so stark wie zuletzt 2013
Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind auch im August deutlich gestiegen. Sie lagen um 13,3 Prozent über den Preisen des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Insbesondere pflanzliche Erzeugnisse waren mit einem Plus von 23,4 Prozent deutlich teurer - vor allem wegen höherer Preise für Getreide und Raps. Der Preisanstieg bei Getreide von 34,4 Prozent war der höchste seit Januar 2013.
Enria sieht Anzeichen für schlechtere Asset-Qualität bei Banken
Der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria, sieht trotz des offiziell sinkenden Volumens notleidender Kredite (Non-performing Loans - NPL) Anzeichen für zunehmende Risiken in den Bankbilanzen. "Die NPL-Zahlen sehen noch gut aus, aber trotzdem scheint sich die Asset-Qualität zu verschlechtern", sagte Enria laut veröffentlichtem Text in einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments. Darauf deuteten mehrere sich schneller entwickelnde Messgrößen wie der Anteil von Krediten mit Stundungen und Streckungen sowie qualitätsgeminderte Kredite der Stufe zwei hin.
Bundesbank-Vize Buch verteidigt Ring-fencing bei Bankenregulierung
Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch hat die Praxis nationaler Aufsichtsbehörden verteidigt, Kapital und Liquidität von Zweigstellen ausländischer Banken regulatorisch im Gastgeberland einzuschließen ("Ring-fencing"). In einer Rede bei einer Jahrestagung des Bankenabwicklungsfonds SRB sagte Buch, dieses Vorgehen erhöhe das Vertrauen des Gastgeberlandes, dass solche Institute ohne Einsatz öffentlicher Gelder abgewickelt werden könnten.
Türkische Lira erreicht nach Entlassung von Notenbankern neues Rekordtief
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat drei Mitglieder des Zentralbankrats entlassen und damit die Währung des Landes weiter auf Talfahrt geschickt. Die Lira verlor über Nacht rund 1 Prozent und stand am Donnerstagmorgen bei 9,19 zum Dollar. Sie erreichte damit ein neues Rekordtief. Seit Jahresbeginn hat die Lira angesichts der Bedenken wegen der politischen Einmischung in die Arbeit der Zentralbank fast ein Fünftel an Wert verloren. Erdogan entließ zwei stellvertretende Gouverneure der Notenbank sowie ein Mitglied des geldpolitischen Ausschusses, wie per Dekret bekannt wurde.
Giffey: Berliner SPD strebt Fortsetzung von Rot-Grün-Rot an
Die Berliner SPD hat die Weichen für eine Fortsetzung der rot-grün-roten Regierung in der Bundeshauptstadt gestellt. Am Freitag werde es abschließende Sondierungsgespräche mit Grünen und Linken geben, sagte die SPD-Landesvorsitzende Franziska Giffey nach einer Sitzung des geschäftsführenden Landesvorstands am Donnerstag in Berlin. Es gebe bei den drei Parteien die größten Schnittmengen für eine erfolgversprechende Zusammenarbeit.
Landeswahlleitung legt Einspruch gegen Abgeordnetenhauswahl in Berlin ein
Nach Pannen in mehreren Berliner Wahllokalen will die Landeswahlleitung beim Verfassungsgerichtshof Einspruch gegen Ergebnisse der Abgeordnetenhaus-Wahl einlegen. Das kündigte die noch amtierende Landeswahlleiterin Petra Michaelis am Donnerstag nach den Beratungen des Landeswahlausschusses an. In zwei Wahlkreisen - Charlottenburg-Wilmersdorf und Marzahn-Hellersdorf - habe es Verstöße gegen wahlrechtliche Bestimmungen geben, die Auswirkungen auf die Mandatsverteilung haben könnten.
WWF pocht auf Tempolimit im Koalitionsvertrag
Die Naturschutzorganisation WWF drängt SPD, Grüne und FDP, bei ihren Gesprächen über eine Regierungsbildung ein Tempolimit für Autobahnen zu vereinbaren. "Für den WWF ist klar, dass ein Tempolimit von 120 auf Autobahnen im nächsten Koalitionsvertrag stehen muss", sagte Naturschutzvorstand Christoph Heinrich den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Donnerstag. Demnach würde ein Tempolimit fast 2 Millionen Tonnen CO2-Emissionen einsparen.
Paris droht im Fischereistreit mit London mit "Vergeltungsmaßnahmen"
Frankreich hat im Fischereistreit mit Großbritannien mit "Vergeltungsmaßnahmen" gedroht. Die Regierung werde innerhalb einer Woche reagieren, falls es bis dahin keine "Signale" aus Großbritannien für zusätzliche Fischerei-Lizenzen für französische Fischer gebe, sagte Europa-Staatssekretär Clément Beaune am Mittwochabend im französischen Senat. Er kündigte ein mit den "europäischen Partnern" abgestimmtes Vorgehen an.
Umfrage: Viele Unternehmen ohne Notfallmanagement bei Cyberangriffen
Diebstahl, Spionage und Sabotage: Die Gefahr durch Cyberangriffe für Unternehmen in Deutschland nimmt beständig zu. Lediglich 51 Prozent der Unternehmen verfügen jedoch über ein entsprechendes Notfallmanagement, wie der Digitalverband Bitkom am Donnerstag mit Bezug auf eine aktuelle Umfrage mitteilte. In 44 Prozent der Unternehmen gibt es hingegen keine Konzepte zum Umgang mit Cyberattacken. Insgesamt steigt jedoch das Risikobewusstsein deutscher Unternehmen.
+++ Konjunkturdaten
SCHWEDEN
Sep Verbraucherpreise +0,5% gg Vormonat
Sep Verbraucherpreise PROGNOSE: +0,6% gg Vormonat
Sep Verbraucherpreise +2,5% gg Vorjahr
Sep Verbraucherpreise PROGNOSE: +2,7% gg Vorjahr
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October 14, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
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