DJ EZB bestätigt geldpolitischen Kurs
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seinen geldpolitischen Kurs wie erwartet bestätigt. Sowohl die Leitzinsen als auch die Modalitäten der Wertpapierprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance bleiben wie erwartet unverändert. Änderungen an den Kaufprogrammen will die EZB im Dezember vornehmen, wie sie bereits im September beschlossen hat.
Folgende Beschlüsse traf der EZB-Rat im Einzelnen:
1. Zinsen und Forward Guidance
Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität werden unverändert bei 0,00 Prozent, 0,25 Prozent bzw. minus 0,50 Prozent belassen.
Der EZB-Rat geht davon aus, dass die EZB-Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben, bis er einen Anstieg der Inflation auf ihr Ziel von 2 Prozent deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums und dauerhaft für den Rest dieses Zeitraums erkennen kann. Auch müssen die schon erreichten Fortschritte bei der unterliegenden Inflation so deutlich erkennbar sein, dass eine mittelfristige Stabilisierung der Inflation bei 2 Prozent plausibel scheint. Dabei kann die Inflation laut EZB vorübergehend etwas über 2 Prozent liegen.
2. APP-Programm und Forward Guidance
Die EZB bestätigte das monatliche APP-Kaufvolumen von 20 Milliarden Euro. Die Forward Guidance bindet die APP-Nettokäufe weiterhin indirekt an das Erreichen des Inflationsziels. Sie sollen erst kurz vor der ersten Zinsanhebung beendet werden und so lange fortgesetzt werden, wie dies für die Verstärkung der akkommodierenden Wirkung der Leitzinsen erforderlich ist. Die Tilgungsbeträge der APP-Wertpapiere sollen für längere Zeit über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung hinaus voll wiederangelegt werden.
3. PEPP-Programm und Forward Guidance
Das Pandemiekaufprogramm PEPP hat weiterhin ein Gesamtvolumen von 1.850 Milliarden Euro und soll bis mindestens Ende März 2022 laufen. Auch versicherte die EZB, dass die Nettokäufe auf jeden Fall so lange andauern sollen, bis sie die Corona-Krise für beendet hält. Das Kaufvolumen soll im vierten Quartal moderat niedriger als in den beiden Vorquartalen sein.
Der EZB-Rat bekräftigte auch die Flexibilität der PEPP-Käufe hinsichtlich des Zeitraums, der Anlageklassen und der Länder. Die Käufe sollen sich nach den Marktbedingungen richten und eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen verhindern, die nicht mit dem Ziel vereinbar wäre, der inflationsmindernden Wirkung der Pandemie entgegenzuwirken. Außerdem soll die reibungslose Transmission der Geldpolitik unterstützt werden.
Die PEPP-Tilgungsbeträge sollen wie bisher bis mindestens Ende 2023 voll wiederangelegt werden. Das Auslaufen der Wiederanlage soll so gesteuert werden, dass eine Beeinträchtigung des geldpolitischen Kurses vermieden wird.
4. Liquidität
Die EZB will wie bisher für "reichlich Liquidität" sorgen. Sie verweist auf die wesentliche Rolle, die die TLTRO-Langfristtender der dritten Serie bei der Unterstützung der Bankkreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte spielten.
Die EZB ist bereit, alle ihre Instrumente so anzupassen, dass sich die Inflation mittelfristig bei 2 Prozent stabilisieren kann.
Der EZB-Rat hatte sich im September darauf geeinigt, im Dezember eine Entscheidung über die Zukunft des PEPP-Programms zu treffen. Dabei könnte, wie von vielen Analysten erwartet, auch eine Ausweitung und Modifizierung des APP-Programms beschlossen werden. Dieser Punkt dürfte zusammen mit der gegenwärtig hohen Inflation das wichtigste Thema der gegen 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde sein.
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October 28, 2021 07:51 ET (11:51 GMT)
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