DJ Lagarde: Inflationsrückgang dauert etwas länger
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Einschätzung zu den Inflationsaussichten trotz des zuletzt deutlicheren Anstiegs der Verbraucherpreise kaum geändert. Die EZB gehe davon aus, dass die Inflation in diesem Jahr weiter steigen, im Verlauf des nächsten Jahres jedoch zurückgehen werde, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei der Verlesung des geldpolitischen Statements des Gremiums. "Es wird etwas länger dauern als bisher angenommen", sagte sie in der Pressekonferenz nach der Ratssitzung.
Der Inflationsanstieg ist laut Lagarde vor allem auf den starken Anstieg der Energiepreise, aber auch darauf zurückzuführen, dass in der starken Erholung der Wirtschaft die Nachfrage oft das Angebot übersteige. Eine Rolle spiele auch die Rückgängigmachung der befristeten Mehrwertsteuersenkung in Deutschland. "Im Laufe des Jahres 2022 dürften sich diese Faktoren abschwächen oder aus der Inflationsberechnung herausfallen", sagte Lagarde.
Allerdings sieht der Rat das Risiko, dass der Preisdruck länger anhält, wenn sich die Konjunkturerholung verstärken sollte oder die Engpässe länger anhalten sollten. Die Wachstumsrisiken betrachtete der Rat als weitgehend ausgewogen.
Die Euroraum-Verbraucherpreise waren im September mit einer Jahresrate von 3,4 Prozent gestiegen. Volkswirte erwarten für Oktober eine Inflationsrate von 3,7 Prozent. In Deutschland lag sie bei 4,6 (September: 4,1) Prozent.
Zuvor hatte der EZB-Rat wie erwartet beschlossen, seine Leitzinsen, die Ankaufprogramme und die sie betreffende Forward Guidance unverändert zu lassen. Das Gremium hatte sich bereits im September darauf geeinigt, im Dezember eine Entscheidung über die Zukunft des PEPP-Programms zu treffen.
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October 28, 2021 08:53 ET (12:53 GMT)
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