DJ CDU-Ministerpräsidenten wollen rasche Entscheidung über neuen CDU-Chef
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Entscheidung über den Nachfolger von CDU-Chef Armin Laschet soll nach Vorstellung der Ministerpräsidenten von Nordrein-Westfalen und dem Saarland rasch fallen. Die CDU-Führungsgremien wollen am heutigen Dienstag beraten, ob es erstmals in der Parteigeschichte eine Mitgliederbefragung zum CDU-Vorsitz geben soll. Es wird damit gerechnet, dass die Gremien dem überwältigenden Votum der CDU-Kreisvorsitzenden folgen und sich für eine Befragung der rund 400.000 Mitglieder aussprechen. Eine Pressekonferenz ist für den Nachmittag geplant.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst drängte vor dem Beratungen der CDU-Gremien in Berlin, dass "wir schnell zu Entscheidungen kommen, damit schnell Klarheit da ist". Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans forderte einen Parteitag noch in diesem Jahr, um über Laschets Nachfolge nach dem historischen Wahldebakel bei der Bundestagswahl zu entscheiden.
"Es ist nicht akzeptabel, dass bei den drängenden Fragen, die im Moment anstehen, alles den Koalitionären der Ampelkoalition überlassen wird, auch die Kontrolle", sagte Hans vor den Beratungen. "Deswegen sollte der Parteitag auch in diesem Jahr stattfinden. Ich denke, das ist machbar." Zwar sei es ambitioniert, aber die Einzelinteressen müssten zurückstehen.
Adenauerhaus hält Parteitag im Januar für realistischer
In der CDU-Parteizentrale hieß es nach Informationen von AFP allerdings, dass die Entscheidung über den CDU-Vorsitz wahrscheinlich erst im Januar fallen werde. Zwar gebe es in der CDU den "stark ausgeprägten Wunsch", dass der Parteitag zur Klärung der Führungsfrage bereits im Dezember stattfindet, hieß es am Dienstagmorgen aus der Parteizentrale gegenüber AFP. Allerdings sei ein Parteitag erst "Mitte oder Ende Januar" realistischer - zumal, wenn es bei der Mitgliederbefragung eine Stichwahl geben sollte.
Das Adenauerhaus habe den möglichen Zeitplan "durchkalkuliert - mit allen zu respektierenden Fristen, mit Weihnachten und mit genügend Rücklaufzeit für Briefsendungen", hieß es aus der Parteizentrale. "Wenn man es sauber macht", dann würde es auf einen Termin Mitte bis Ende Januar hinauslaufen.
CDU-Spitzenpolitiker favorisieren Team-Lösung
Hans sprach sich vor den Beratungen zudem für eine Team-Lösung aus. "Als Einzelkämpfer schafft man das nicht in so einer Situation, sondern das Team muss stimmen", so Hans.
CDU-Vorstandsmitglied Mike Mohring forderte im Bild-Talk "eine große Mannschaft, nicht nur Männer aus Nordrhein-Westfalen, sondern aus der Breite der Partei, von den Strömungen der Christlich-Sozialen, der Konservativen und der Liberalen dabei ist." Dafür brauche es die Beteiligung großer Teile der Partei.
Bislang hat sich noch kein Politiker öffentlich zur Kandidatur bereit erklärt. Als mögliche Kandidaten gelten Friedrich Merz, Norbert Röttgen, Jens Spahn sowie CDU/CSU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus und Carsten Linnemann. Merz, der bereits zweimal bei der Wahl zum CDU-Vorsitz angetreten ist, ist bei der Basis beliebter als Röttgen und Spahn.
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November 02, 2021 05:49 ET (09:49 GMT)
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