DJ IMK: Erste Anzeichen für Entspannung von Lieferengpässen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das Risiko, dass die Wirtschaft in den nächsten drei Monaten in die Rezession gerät, hat nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) etwas abgenommen. Das Institut wertete die Werte seines Konjunkturindikators, der von November bis Ende Januar 2022 ein Rezessionsrisiko von 40,8 nach 44,1 Prozent ausweist, als erstes Anzeichen dafür, dass sich die Situation der Lieferketten etwas entspannt. "Es lässt sich noch nicht sicher sagen, ob die aktuelle Datenlage schon eine Trendwende bei den angebotsseitigen Engpässen signalisiert", sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. "Trotz aller Unsicherheit deutet sich aber eine Stabilisierung des Wachstumstempos durch das außenwirtschaftliche Umfeld an."
Die Entspannung beim Konjunkturindikator sei zwar moderat, es handele sich aber um den ersten Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit seit dem Frühjahr 2021, als sich die internationalen Lieferengpässe zugespitzt hatten. Damit wachse der Abstand zur 50 Prozent-Schwelle etwas, was eine Fortsetzung des Aufschwungs signalisiere. Korrespondierend sei die Wahrscheinlichkeit für einen Wirtschaftsboom mit deutlich überdurchschnittlichem Zuwachs in den kommenden drei Monaten auf aktuell 25,1 Prozent gestiegen, nach 19,9 Prozent im Oktober.
Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist laut den Angaben etwas gesunken. Trotz der leichten Aufhellung bleibe der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator auf "gelbrot" und prognostiziere damit für die kommenden drei Monate eine "erhöhte konjunkturelle Unsicherheit", aber kein Ende der wirtschaftlichen Erholung. In seiner aktuellen Konjunkturprognose rechne das IMK mit einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent in diesem Jahr.
Allerdings entstünden durch die stark wachsende vierte Covid-Welle in Deutschland gleichzeitig neue Risiken, warnte Hohlfeld: "Es bleibt zu hoffen, dass die binnenwirtschaftliche Dynamik in den nächsten Wochen nicht durch einschränkende Maßnahmen infolge der hohen Corona-Infektionszahlen in Mitleidenschaft gezogen wird." Der aktuelle leichte Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit beruhe vor allem auf steigenden Auftragseingängen aus dem Ausland für die deutsche Industrie. Ebenfalls positiv auf die Prognose wirke sich der anhaltend hohe Auftragsbestand der Unternehmen aus. Zudem seien im Oktober erstmals seit Beginn der Konjunkturerholung die Frachtkosten für Container leicht rückläufig, während der Containerumschlag weiterhin moderat wachse.
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November 15, 2021 04:38 ET (09:38 GMT)
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