DJ Von der Leyen zeigt sich enttäuscht vom Glasgower Klimagipfel
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat sich enttäuscht gezeigt über die Ergebnisse des Glasgower UN-Weltklimagipfels. Bei den großen Verursachern der Treibhausgase seien mehr Anstrengungen nötig. Die Ambitionen dieser Länder seien "enttäuschend", so von der Leyen.
"Wir müssen handeln und zwar jetzt. Diese Dekade entscheidet darüber, ob wir nur noch Getriebene des Klimawandels sind oder wir noch das Heft des Handelns in der Hand behalten", sagte sie auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung. Der Klimagipfel sei nicht als großer Erfolg zu werten.
"Wenn ich jetzt auf das Ergebnis in Glasgow schaue, dann ist es angesichts dessen gerade mal ein Zwischenschritt, um die Weltgemeinschaft auf dem Weg zum 1,5 Grad-Ziel an Bord zu halten."
Licht und Schatten
Sie attestierte den Beschlüssen der am Wochenende zu Ende gegangenen Konferenz Licht und Schatten. Gut sei, dass Klimaneutralität als gemeinsames Ziel anerkannt wurde und damit nun zur neuen Norm werde. Gut sei auch, dass es erstmals ein Zwischenziel für die Welt in 2030 gebe, nämlich eine Reduktion von Treibhausgasemissionen von 45 Prozent. Ebenso sei Konsens, dass man schneller werden müsse. Dabei helfe, dass man sich in Glasgow auf Regeln für die Vergleichbarkeit geeinigt habe, so von der Leyen.
Aber der Mangel an Verbindlichkeit sei eine große Enttäuschung. "Zum Schatten zählt, dass zu wenig klare Verpflichtungen, Ziele und Schritte von der Weltgemeinschaft festgelegt wurden. Und zum Schatten zählt auch, dass in Glasgow die ärmeren Länder weiterhin finanziell nicht ausreichend unterstütz werden durch die Hauptverschmutzer, also die Industriestaaten. Da war in Paris mehr versprochen worden", sagte von der Leyen mit Blick auf die vergangene UN-Klimakonferenz in Paris.
Enttäuschend sei außerdem, dass der Kohleausstieg in letzter Minute "nur zu einem Kohleabbau verwässert" worden sei. "Ich bin fest überzeugt, dass es nur einen sinnvollen Weg nach vorne gibt: Nämlich die grüne und digitale Transformation entschlossener und schneller umzusetzen", sagte die Kommissionspräsidentin.
Internationale Kooperationen
Europa seit zwar nur für 8 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Aber es könnte zum Vorbild werden, wenn es beim der Transformation hin zur Klimaneutralität beweise, dass Wirtschaftswachstum und Klimaschutz Hand in Hand gingen.
Wichtig sei zudem, dass Europa "globale Gateway-Kooperationen" aufbaut, um Entwicklungsländern bei der grünen Transformation mit Geld und Know-how unter die Arme zu greifen, so wie man es beispielsweise mit Südafrika beim Kohleausstieg täte, sagte von der Leyen. Auch könnte Europa hier international mit seinem Ruf als ein fairer und verlässlicher Partner punkten. Europa investiert nicht in die Abhängigkeit von anderen, sondern sei an einem fairen Austausch interessiert.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
(END) Dow Jones Newswires
November 15, 2021 06:10 ET (11:10 GMT)
Copyright (c) 2021 Dow Jones & Company, Inc.