DJ EZB/De Guindos rät zu Maßnahmen gegen Überhitzung der Wohnungsmärkte
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, hat den Ländern des Euroraums geraten, jetzt der Überhitzung der Wohnungsmärkte mit makroprudenziellen Maßnahmen zu begegnen. "Aufgrund der Verzögerungen bei der Übertragung und Umsetzung könnte es jetzt an der Zeit sein, mit der schrittweisen Umsetzung länderspezifischer makroprudenzieller Maßnahmen zu beginnen", sagte de Guindos bei der Euro Finance Week laut veröffentlichtem Redetext. Da die Anfälligkeiten in den einzelnen Ländern des Euroraums sehr unterschiedlich seien, müsse dies natürlich den spezifischen Risiken und Phasen der wirtschaftlichen Erholung entsprechen.
Der EZB-Vizepräsident wies darauf hin, dass die derzeitige Preisdynamik bei Wohnimmobilien nicht nur durch strukturelle Verschiebungen bei den Wohnpräferenzen während der Pandemie, sondern auch durch die historisch niedrigen Zinsen und das Renditestreben angetrieben werde. "Gleichzeitig führte das robuste und steigende Wachstum der Hypothekenkredite zu einem weiteren Anstieg der Verschuldung der privaten Haushalte, begleitet von Anzeichen einer Lockerung der Kreditvergabestandards in einigen Ländern", sagte de Guindos.
Zusammengenommen hätten diese Entwicklungen die Anfälligkeit der Wohnungsmärkte verstärkt, da die zunehmenden Anzeichen einer Überbewertung sie immer anfälliger für Korrekturen machten. "Dies gilt insbesondere für Gebiete mit überzogenen Bewertungen", sagte de Guindos.
Der EZB-Vizepräsident sagte, dass die EZB seit ihrer Strategiereform bei ihrer Geldpolitik ein stärkeres Augenmerk auf Belange der Finanzstabilität lege. Der in dieser Woche anstehende Finanzstabilitätsbericht weise darauf hin, dass auf längere Sicht die Risiken für die Finanzstabilität wegen der hohen Verschuldung von Unternehmen und Staaten, der überzogenen Bewertungen an den Finanz- und Immobilienmärkten und der anhaltenden Risikobereitschaft zunähmen.
"Wir werden daher bei unseren geldpolitischen Entscheidungen sowohl die kurz- als auch die mittelfristigen Risiken für die Finanzstabilität in Betracht ziehen", sagte de Guindos. Dennoch bleibe die makro- und mikroprudenzielle Politik die erste Verteidigungslinie gegen die Entstehung von Finanzstabilitätsrisiken für das Bankensystem bzw. für einzelne Banken.
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November 15, 2021 11:13 ET (16:13 GMT)
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