DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Eurozone-BIP wächst im dritten Quartal um 2,2 Prozent
Die Wirtschaft im Euroraum ist im dritten Quartal 2021 solide gewachsen. Wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent. Damit wurde die erste Schätzung vom 29. Oktober bestätigt, womit auch von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte gerechnet hatten. Auf Jahressicht betrug das BIP-Wachstum 3,7 Prozent, ebenfalls eine Bestätigung der ersten Veröffentlichung.
EZB: Banken erheben mehr Gebühren und geben Negativzins weiter
Die Großbanken des Euroraums sind nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. In ihrem aktuellen Supervision Newsletter weist die EZB darauf hin, dass die Institute 2021 nicht nur von einer geringeren Risikovorsorge profitierten, sondern auch von steigenden Gebühreneinnahmen und einer zunehmenden Weitergabe des negativen Einlagenzinses an ihre Kunden. Die EZB warnte die Banken jedoch davor, ihre Vorsichtsmaßnahmen zu sehr zurückzunehmen, und dass es durchaus noch zu Kreditverlusten durch Corona kommen könne.
EZB hebt Limit für Bargeld als Sicherheit bei Wertpapierleihe an
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Möglichkeit für Banken ausgeweitet, bei der Leihe von Wertpapieren Bargeld als Sicherheit einzureichen. Laut Mitteilung der EZB steigt die Obergrenze für die Einreichung von Barmitteln auf 150 Milliarden Euro von bisher 75 Milliarden. Die neue Regelung gilt ab 16. November. Die bisherige Obergrenze war seit 2018 in Kraft. Die EZB verleiht Wertpapiere an Banken, weil infolge der seit Jahren andauernden Wertpapierankäufe durch die EZB solche Papiere am Markt knapper werden.
IEA: Wachsendes Ölangebot sollte Märkte beruhigen
Die anziehende Wirtschaftstätigkeit und die Engpässe bei Erdgas haben die Ölreserven der Industrieländer kürzlich auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2015 gedrückt; aber ein wachsendes Rohölangebot könnte diesen Druck bald lindern, erwartet die Internationale Energie-Agentur (IEA). In ihrem monatlichen Marktbericht erklärt die IEA, dass sich die angespannte Angebots- und Nachfragebalance auf dem globalen Ölmarkt bald entspannen könnte. Sie geht davon aus, dass die Produktion bis zum Jahresende um 1,5 Millionen Barrel pro Tag steigen wird, wobei etwa die Hälfte davon auf die USA, Saudi-Arabien und Russland entfallen wird.
VCI: Energiepreise führen zu Abkühlung im Chemiegeschäft
Der starke Wachstumskurs der deutschen Chemiebranche hat sich im dritten Quartal nur noch abgeschwächt fortgesetzt. Knappheiten bei Rohstoffen und Logistik sowie stark steigende Energiepreise hätten zu Produktionsrückgängen in vielen Chemiesparten geführt, erklärte der Branchenverband VCI. Eine Besserung sei nicht in Sicht, sagte VCI-Präsident Christian Kullmann. "Diese Faktoren belasten die Wirtschaft und führen dazu, dass das Chemiegeschäft im kommenden Winter weiter abkühlen wird."
Starker Arbeitsmarkt erhöht Wahrscheinlichkeit für BoE-Zinserhöhung
Die Stärke des britischen Arbeitsmarktes hat die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Bank of England (BoE) im Dezember als erste große westliche Zentralbank nach der Pandemie die Zinssätze anheben könnte. Wie das britische Amt für Statistik (ONS) mitteilte, wurden zwischen September und Oktober rund 160.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als sie einen Monat nach dem Auslaufen eines nationalen Lohnsubventionsprogramms erfolgte, das Unternehmen und Arbeitnehmern während der Pandemie helfen sollte.
Umfrage zeigt trotz Zweifel an Problemlösung Unterstützung für Ampel
Eine neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP findet in der Bevölkerung die größte Zustimmung. Aber nur 23 Prozent trauen der Ampel-Koalition derzeit zu, die anstehenden Probleme zu lösen. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Fast doppelt so viele (42 Prozent) glauben das nicht, und mehr als ein Drittel (36 Prozent) ist noch unentschieden oder hat noch gar keine Meinung dazu.
Wirtschaftsministerium sieht Strombedarf bis 2030 bei 658 Terrawattstunden
Das Bundeswirtschaftsministerium hat eine ausführliche Analyse für den Stromverbrauch bis 2030 vorgelegt, die am oberen Ende der vorläufigen Schätzung vom Juli liegt. Danach wird der Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 auf 658 Terrawattstunden (TWh) geschätzt. In der vorläufigen Schätzung war eine Bandbreite von 645 bis 665 Terrawattstunden für den Bruttostromverbrauch 2030 ermittelt worden. Im März hatte das Beratungsunternehmen Prognos für das Ministerium noch einen Bedarf von 591 TWh errechnet.
Wohnungswirtschaft mahnt neue Regierung zu realistischem Plan
Die Wohnungswirtschaft hat von der neuen Regierung einen realistischen Plan für die Vereinbarkeit von Klimaschutz und bezahlbarem Wohnen verlangt. "Um die soziale Frage dieses Jahrzehnts zu lösen und bezahlbares, klimaschonendes und zukunftsfähiges Wohnen für alle Menschen in unserem Land zu sichern, sind neue Wege notwendig", sagte der Präsident des Spitzenverbandes GdW, Axel Gedaschko, zum Tag der Wohnungswirtschaft. "Wir brauchen einen realistischen Plan, insbesondere um die Klimaziele im zentralen Lebensbereich des Wohnens sozial verträglich zu erreichen."
Polnischer Polizist an Grenze zu Belarus schwer verletzt
Bei den Zusammenstößen zwischen polnischen Sicherheitskräften und Flüchtlingen an der Grenze zu Belarus ist ein Polizist schwer verletzt worden. Der Beamte erlitt einen Schädelbruch, wie die polnische Polizei im Onlinedienst Twitter mitteilte. Die Sicherheitskräfte setzten nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Warschau Tränengas gegen die Flüchtlinge ein, die nach Polen und damit in die EU gelangen wollen. Aus der Menge der Flüchtlinge heraus wurden demnach Steine geworfen.
EuGH sieht erneut Verstoß gegen Unabhängigkeit der Justiz in Polen
Die polnische Regelung, derzufolge der gleichzeitig als Generalstaatsanwalt fungierende Justizminister Richter an höhere Gerichte abordnen und von dort jederzeit wieder abberufen kann, verstößt gegen EU-Recht. Es müsse sichergestellt sein, dass eine solche Abordnung niemals als Instrument zur politischen Kontrolle von Gerichtsentscheidungen diene, teilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg mit. Konkret ging es um sieben Strafprozesse.
EuGH: Ungarisches "Stop Soros"-Gesetz verstößt gegen EU-Recht
Mit dem sogenannten "Stop Soros"-Gesetz verstößt Ungarn gegen geltendes EU-Recht. Das entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg. Unter dem Gesetz bestraft Ungarn unter anderem Organisationen, die Asylverfahren in Fällen unterstützen, in denen die ungarischen Kriterien nicht erfüllt sind. Mit diesem Vorgehen Ungarns würden die von der EU garantierten Rechte für Menschen, die um internationalen Schutz nachsuchten, beschränkt, begründete das Gericht sein Urteil.
+++ Konjunkturdaten +++
Niederlande BIP 3Q +1,9% gg Vorquartal - CBS
Niederlande BIP 3Q +5,0% gg Vorjahr - CBS
DJG/DJN/AFP/apo
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November 16, 2021 07:30 ET (12:30 GMT)
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