BERLIN (dpa-AFX) - Bei der Bundestagswahl gelang Mario Czaja ein Coup: Überraschend gewann er ein Direktmandat im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf im Osten Berlins, zuvor lange eine Hochburg der Linken. Czaja war damit noch einer der Gewinner der CDU beim Debakel bei der Bundestagswahl. Bald könnte er in einer Schlüsselposition dafür verantwortlich sein, die CDU wieder aufzurichten: Friedrich Merz will ihn im Fall seiner Wahl zum Parteichef zum neuen Generalsekretär machen. An der Seite von Czaja soll dann die Bundestagsabgeordnete Christina Stumpp aus Baden-Württemberg stellvertretende Generalsekretärin werden - der Posten wäre neu.
Mario Czaja: Tief verwurzelt im Osten Berlins
Der 46-Jährige ist ausgebildeter Versicherungskaufmann und studierte Betriebswirtschaftslehre. Nach Stationen in der Kommunalpolitik kam er ins Berliner Abgeordnetenhaus. Von 2011 bis 2016 war Czaja Senator für Gesundheit und Soziales. Für sein Management in der Flüchtlingskrise 2015/2016 geriet er heftig in die Kritik. Wochenlang strömten Flüchtlinge nach Berlin - und überforderten die Hauptstadt-Regierung. Hunderte Menschen standen nachts in Kälte und Regen vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales an, dessen Abkürzung "Lageso" bald in ganz Deutschland sinnbildlich für Verwaltungsversagen in der Flüchtlingskrise stand.
Nun ist er der Kandidat von Merz als neuer CDU-Generalsekretär. Czaja sprach am Dienstag bei seiner Vorstellung in Berlin viel von Aufbruch und Erneuerung. Die CDU brauche Fachkompetenz, jugendlichen Elan, Herzblut, ein klares Wertefundament und gesamtdeutsche Erfahrung - und müsse die soziale Frage mehr ins Auge fassen. Die CDU-Mitglieder sollten mehr eingebunden werden: "Da schlummert ein großer Schatz."
Die Politik liegt in seiner Familie: Czajas jüngerer Bruder Sebastian ist Fraktionsvorsitzender der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus. Czaja, verheirateter Vater einer Tochter, ist Fan des Fußballvereins Union Berlin. In der "Platte" hat er nie gewohnt, wie er der "Zeit" erzählte. "Zu DDR-Zeiten war es ja eine politische Auszeichnung, dort zu leben, das war sorgenfreies Wohnen. Das hätten meine Eltern nicht bekommen, weil sie nicht in der Partei waren." Heute lebt Czaja in einem Einfamilienhaus in Mahlsdorf.
Christina Stumpp: Newcomerin aus Baden-Württemberg
Für Christina Stumpp war die Nominierung von Merz als stellvertretende Generalsekretärin ein Geburtstagsgeschenk: sie wurde am Dienstag 34 Jahre alt. Stumpp ist wie Czaja neu im Bundestag, sie gewann ihr Direktmandat im Wahlkreis Waiblingen bei Stuttgart. Aufgewachsen im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb, absolvierte sie eine Ausbildung als Verwaltungswirtin. Nach Stationen in der Stadtverwaltung Waiblingen sowie Landesministerien war sie bis zu ihrem Einzug in den Bundestag persönliche Referentin von Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU).
Politisch hat sie sich bisher vor allem in der Kommunalpolitik engagiert - das soll auch ihr Markenzeichen in ihrer möglichen neuen Rolle sein. "Wo drückt der Schuh?", müsse die Partei fragen, sagte Stumpp: "Erneuerung geht für mich von unten nach oben." Die CDU müsse jünger, moderner und weiblicher werden. Eine Frauenquote sieht sie skeptisch - anders als Czaja./bk/DP/nas