DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Inflation im Euroraum steigt im Oktober auf 4,1 Prozent
Der Preisdruck in der Eurozone hat im Oktober weiter zugenommen. Die jährliche Inflationsrate erhöhte sich auf 4,1 (September: 3,4) Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte. Die Statistiker bestätigten damit - wie von Volkswirten erwartet - ihre erste Schätzung vom 29. Oktober. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig 2 Prozent an.
De Guindos schließt EZB-Liquidität für Nicht-Banken nicht völlig aus
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schließt einen Zugang von Nicht-Banken zu Liquidität der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht grundsätzlich aus. Bei der Vorstellung des aktuellen Finanzstabilitätsberichts sagte de Guindos auf eine entsprechende Frage, beim Umgang mit möglichen Liquiditäts-Mismatches oder Leverage und in Bezug auf einen Rückgriff auf Zentralbankliquidität müssten zunächst die Auswirkungen für den gesamten geldpolitischen Rahmen betrachtet werden. "Die makroprudenzielle Politik muss in der ersten Verteidigungslinie stehen", sagte de Guindos.
EZB: Kurzfristige Risiken für Finanzstabilität nehmen ab
Die pandemiebedingten Risiken für die Finanzstabilität des Euroraums haben nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) wegen der Erholung der Wirtschaft abgenommen. In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht warnt die EZB jedoch zugleich vor zunehmenden Schwachstellen im Finanzsystem wegen überzogener Bewertungen an einigen Märkten, der hohen öffentlichen und privaten Verschuldung sowie der erhöhten Risikobereitschaft von Nicht-Banken. Sorgen bereitet der EZB besonders der Immobiliensektor.
Barclays: Neue TLTRO kommen zu Vor-Corona-Konditionen
Barclays-Analyst Giuseppe Maraffino erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember neue langfristige und gezielte Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) auflegen wird - allerdings nicht mehr zu "Corona-Konditionen". "Die EZB wird wahrscheinlich zum Vor-Covid-Preismodell zurückkehren und den maximalen Zinsabschlag von 50 Basispunkten abschaffen", schreibt Maraffino in einem Kommentar. Damit würde der Preis wieder stärker am Leitzins ausgerichtet. "Wir glauben nicht, dass dies zu einer Liquiditätsverknappung führen wird, da die Rückzahlungen auf die zur Arbitrage des Einlagenzinses aufgenommenen Kredite begrenzt sein sollten."
Berenberg: Bank of England hebt Zinsen im Dezember an
Berenberg-Volkswirt Kallum Pickering rechnet nach dem abermals unerwartet deutlichen Anstieg der britischen Verbraucherpreise im Oktober damit, dass die Bank of England (BoE) ihre Zinsen im Dezember anheben wird. "Nach der Veröffentlichung der Daten blieben die Marktwetten auf eine Zinserhöhung um 15 Basispunkte im Dezember laut OIS-Märkten weitgehend unverändert bei etwa 60 Prozent", schreibt Pickering in einem Kommentar. Nachdem die Inflationsdaten im bisherigen Verlauf des Jahres 2021 immer wieder nach oben überrascht hätten, seien der Höhepunkt und die Dauer des derzeitigen Inflationsanstiegs nach wie vor höchst ungewiss.
Ifo: Hohe Inzidenzen gefährden Erholung der Wirtschaft
Die in die Höhe schnellenden Corona-Infektionszahlen gefährden die wirtschaftliche Erholung in der Pandemie, warnt der Präsident des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest im Interview der Passauer Neuen Presse. "Die Ausbreitung der Infektionen sorgt dafür, dass die wirtschaftliche Aktivität in den Sektoren des sozialen Konsums, also Gastronomie, Reise, Kultur und Veranstaltungen, zurückgeht, weil Menschen Ansteckungsrisiken meiden", sagte Fuest. "Die ohnehin fragile wirtschaftliche Erholung von der Krise wird damit gefährdet."
Merkel sieht Deutschland in einer dramatischen Corona-Lage
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich äußert besorgt gezeigt über die aktuelle Corona-Infektionslage in Deutschland. Bei dem Bund-Länder-Treffen mit den Ministerpräsidenten am morgigen Donnerstag werde sie für verbindliche schärfere Regeln werben, die ab einer bestimmten Hospitalisierungsquote automatisch greifen sollen. Dabei sollten parteipolitische Argumentationen oder die Frage nach der Zuständigkeit der aktuellen geschäftsführenden Regierung oder der kommenden Koalition hintanstehen. Dem Virus sei das "vollkommen egal".
Spahn: Dieser Winter hat das Risiko, "sehr,sehr hart" zu werden
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat vor einem sehr schwierigen Winter gewarnt. Bei den Corona-Infektionen befände sich Deutschland in einem exponentiellen Wachstum, bei dem sich die Zahlen alle 12 bis 14 Tage verdoppelten. Bund und Länder sollten sich bei der Ministerpräsidentenkonferenz am morgigen Donnerstag auf weitere Maßnahmen verständigen. "Es ist gerade ziemlich ernst", sagte Spahn auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung. "Dieser Winter hat eben das Potential, das Risiko sehr sehr hart zu werden." Deutschland müsse dieses exponentielle Wachstum brechen, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern.
NRW-Ministerpräsident greift Scholz scharf an
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat dem designierten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Corona-Pandemie einen schlechten Umgang mit den Bundesländern vorgeworfen. In den vorherigen Pandemiewellen habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Maßnahmen stets eng mit den Ländern abgestimmt, Scholz mache dies nicht, sagte Wüst im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf. "Olaf Scholz hat die Länder abtropfen lassen und versucht, sie mit dem Infektionsschutzgesetz vor vollendete Tatsachen zu stellen", sagte Wüst. Dies habe verheerende Folgen.
Handel will von Ampel Impulse für kraftvollen wirtschaftlichen Neustart
Der deutsche Einzelhandel hat die kommende Bundesregierung aufgefordert, "die richtigen Impulse für einen kraftvollen Neustart der Wirtschaft nach der Corona-Krise zu geben". Insbesondere in den Bereich der Tarifhoheit der Sozialpartner dürfe die Politik nicht immer weiter regulierend eingreifen, sagte der Präsident des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, beim Handelskongress Deutschland. Vielmehr müsse es um mehr Spielräume und Öffnungsklauseln gehen. Großen Handlungsbedarf sah der HDE-Präsident bei der Stärkung des Handelsstandortes Innenstadt.
Steuerexperten fordern faire Besteuerung von vermieteten Immobilien
Steuerexperten haben eine faire Besteuerung von vermieteten Immobilien statt einer möglichen Enteignung vorgeschlagen. Ifo-Präsident Clemens Fuest, Johanna Hey von der Universität Köln und Christoph Spengel von der Universität Mannheim brachten in einem Positionspapier die Abschaffung von Steuerprivilegien von vermietetem Eigentum ins Spiel. So könnte der Gesetzgeber bei der Einkommensteuer Veräußerungsgewinne auch außerhalb der geltenden 10-Jahresfrist besteuern, die Gewerbesteuerbefreiung bei Immobilien-Aktiengesellschaften abschaffen und die Grunderwerbsteuer reformieren.
Russische Regierung reagiert gelassen auf Verzögerung bei Nord Stream 2
Russlands Regierung hat gelassen auf die Verzögerung bei der Inbetriebnahme der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 reagiert. Die Zertifizierung der Gasleitung sei "ziemlich kompliziert", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. "Es war von Anfang an klar, dass wir Geduld brauchen." Die Bundesnetzagentur hatte das Zertifizierungsverfahren vorläufig ausgesetzt, weil der Betreiber bislang nicht nach deutschem Recht organisiert ist.
+++ Konjunkturdaten +++
US/MBA Market Index Woche per 12. Nov -2,8% auf 639,9 (Vorwoche: 658,1)
US/MBA Purchase Index Woche per 12. Nov +1,5% auf 282,5 (Vorwoche: 278,4)
US/MBA Refinance Index Woche per 12. Nov -5,1% auf 2.695 (Vorwoche: 2.841)
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
November 17, 2021 07:30 ET (12:30 GMT)
Copyright (c) 2021 Dow Jones & Company, Inc.