DJ EZB: Banken müssen Klimarisiken entschlossener angehen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Großbanken im Euroraum müssen ihre Klimarisiken nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) entschlossener angehen. Wie die EZB nach Abschluss einer ersten breit angelegten Untersuchung bei 112 von ihr direkt überwachten Institute mitteilte, nimmt die Hälfte von ihnen an, dass Klima- und Umweltrisiken in den nächsten drei bis fünf Jahren einen wesentlichen Einfluss auf ihr Risikoprofil haben werden, wobei Kredit-, Betriebs- und Geschäftsmodellrisiken am stärksten betroffen sind.
Banken, die nach eigener Aussage solchen Risiken nicht ausgesetzt sind, hält die EZB eine mangelhafte Risiko-Analyse vor. Jede Bank hat von der EZB eine Einschätzung ihrer einschlägigen Aktivitäten erhalten, einigen von ihnen wird die EZB im laufenden Aufsichtsprozess qualitative Anforderungen übermitteln.
Die EZB hatte im November 2020 einen Leitfaden für Banken zum Umgang mit Klima- und Umweltrisiken veröffentlicht. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Institute erste Schritte zur Einbeziehung klimabezogener Risiken unternommen haben, dass aber keine Bank auch nur annähernd alle aufsichtlichen Erwartungen erfüllt. Laut EZB haben die Banken Anstrengungen unternommen, um die Erwartungen der EZB in Bezug auf ihr Management, die Risikobereitschaft und das operative Risikomanagement zu erfüllen.
"In Bereichen wie dem internen Berichtswesen, dem Markt- und Liquiditätsrisikomanagement und den Stresstests hinken sie jedoch hinterher", konstatiert die EZB. So habe die Hälfte der Banken keine konkreten Maßnahmen geplant, um Klima- und Umweltrisiken in ihre Geschäftsstrategien zu integrieren, und weniger als ein Fünftel habe zentrale Risikoindikatoren zur Überwachung entwickelt.
Fast alle Banken haben Pläne zur Verbesserung ihrer Praktiken entwickelt, die Qualität dieser Pläne ist jedoch sehr unterschiedlich, und die Fortschritte sind zu langsam", monieren die Bankenaufseher. Nur ein Drittel der Banken verfügt demnach über Pläne, die zumindest im Großen und Ganzen angemessen sind, und die Hälfte wird die Umsetzung ihrer Pläne bis Ende 2022 nicht abgeschlossen haben.
Die EZB hat den Banken individuelle Feedback-Briefe geschickt, in denen sie sie auffordert, ihre Mängel zu beheben. In einigen Fällen werden die Banken im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP) eine qualitative Anforderung erhalten. Die EZB ist entschlossen, den aufsichtlichen Dialog mit den Banken fortzusetzen und wird das Klima- und Umweltrisiko schrittweise in ihre SREP-Methodik integrieren. "Dies wird sich schließlich auf die Kapitalanforderungen der Säule 2 auswirken", so die EZB.
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November 22, 2021 04:15 ET (09:15 GMT)
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