DJ KfW sieht deutsche Wirtschaft vor schwierigem Winter
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft steht vor einem schwierigen Winter, wird im kommenden Jahr aber fast doppelt so schnell wachsen wie in diesem, erwartet die KfW Bankengruppe. Lieferengpässe, Energiekosten und vierte Corona-Welle belasteten die Konjunktur im Winterhalbjahr. Aber im kommenden Frühjahr soll dann der Wachstumsschub kommen, erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Die KfW erwartet für 2022 ein Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,4 Prozent nach 2,6 Prozent im Jahr 2021. Schwer kalkulierbar seien allerdings die Folgen der neuen Corona-Variante Omikron, bei der die Weltgesundheitsorganisation das Risiko als "sehr hoch" einschätzt.
"Ein Teil des Wachstums verlagert sich in das kommende Jahr und das deutsche Bruttoinlandsprodukt bleibt in diesem Jahr noch leicht, um gut ein Prozent, hinter dem Vorkrisenniveau im vierten Quartal 2019 zurück", erklärte Köhler-Geib beim Pressegespräch zum Konjunkturausblick 2022. "Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Ihr Vorkrisenniveau wird die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2022 übertreffen - und zwar recht schnell und deutlich, sobald sich die hemmenden Faktoren lösen."
Insgesamt sei die Corona-Pandemie weiterhin das zentrale Risiko für die Konjunktur. Dies werde durch die neu entdeckte Virusvariante Omikron deutlich. Laut KfW könnte das deutsche Wachstum 2022 zwischen 2,5 und 4 Prozentpunkte niedriger ausfallen als von der Bankengruppe vorhergesagt, falls wieder scharfe Eindämmungsmaßnahmen wie pauschale Lockdowns ergriffen werden müssten und sich im ungünstigsten Fall zudem die Industrieerholung wegen erneuter globaler Angebotsengpässe weiter in die Zukunft verschöbe.
Allerdings sei gegenwärtig völlig unklar, ob Omikron tatsächlich ansteckender oder im Krankheitsverlauf schwerwiegender sei. Bislang sei auch unklar, ob die bisherigen Impfstoffe deutlich weniger gegen eine Ansteckung schützten. "Insofern ist auch offen, wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Krisenszenarien ist. Ebenfalls denkbar ist außerdem, dass Omikron zwar ansteckender, aber in den Krankheitsverläufen weit harmloser ist als die bisherigen Varianten, was uns dem Ende der Pandemie sogar ein Stück näherbrächte", sagte Köhler-Geib.
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November 30, 2021 04:02 ET (09:02 GMT)
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