DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Eurozone-Inflation steigt auf Rekordwert von 4,9 Prozent
Der Preisdruck in der Eurozone hat im November stärker zugenommen als von Ökonomen erwartet. Die jährliche Inflationsrate erhöhte sich auf 4,9 (Oktober: 4,1) Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer ersten Veröffentlichung mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1997. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten nur eine Inflationsrate von 4,5 Prozent erwartet. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig 2 Prozent an.
Commerzbank: Euroraum-Inflation auf dem Hochpunkt
Die Commerzbank geht davon aus, dass die Inflation im Euroraum mit der Rate von 4,9 Prozent ihren Hochpunkt erreicht hat. "Ab Januar dürfte die Rate sogar wieder deutlich fallen", schreibt Ökonom Christoph Weil in einem Kommentar." Zum einen fällt dann die Anhebung der Mehrwertsteuer in Deutschland Anfang dieses Jahres aus dem Vorjahresvergleich heraus. Zum anderen dürften die Energiepreise in den kommenden Monaten nicht mehr so stark steigen wie in den ersten Monaten 2021. Auch dies wird die Inflationsrate nach unten drücken."
De Guindos: Keine EZB-Zinserhöhung 2022 - PEPP reaktivierbar
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Zinsen nach Aussage von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos 2022 nicht anheben. De Guindos sagte im Interview mit der Zeitung Les Echos: "Wir machen klar, dass wir kurz nach Beendigung unserer Netto-Asset-Käufe mit der Erhöhung unserer Zinssätze beginnen werden. Ich bin zuversichtlich, dass diese Nettokäufe im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Was darüber hinausgeht, weiß ich nicht." Laut De Guindos handelt es sich dabei um seine persönliche Meinung, da der EZB-Rat dieses Thema nicht diskutiert habe.
Verfassungsbeschwerden gegen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen gescheitert
Das Bundesverfassungsgericht hat mehrere Verfassungsbeschwerden gegen die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen der sogenannten Bundesnotbremse zurückgewiesen. Sie seien "in der äußersten Gefahrenlage der Pandemie" mit dem Grundgesetz vereinbar gewesen, teilte das Gericht in Karlsruhe mit. Trotz der Eingriffe in Grundrechte seien die Regelungen verhältnismäßig gewesen. Die Bundesnotbremse galt seit Ende April und lief Ende Juni aus. Sie musste bundesweit gezogen werden, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen stabil über 100 lag.
Schulschließungen waren bei Corona-Lage im Frühjahr zulässig
Die im Frühjahr dieses Jahres angeordneten Schulschließungen sind nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts angesichts der damaligen Lage zulässig gewesen. Mehrere Verfassungsbeschwerden gegen die Schulschließungen wiesen die Karlsruher Richter in einem Beschluss zurück. Gleichzeitig erkannten die Richter aber erstmals ein Recht der Kinder und Jugendlichen gegenüber dem Staat auf schulische Bildung an. Die Schulschließungen hätten auf schwerwiegende Weise in dieses Recht eingegriffen.
Ifo-Chef Fuest erwartet keine Rezession in Deutschland
Die deutsche Wirtschaft steht nach Einschätzung von Ifo-Präsident Clemens Fuest trotz der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus nicht vor einer Rezession. "Eine Rezession würde ich jetzt nicht erwarten", sagte Fuest bei einer Podiumsdiskussion der Nachrichtenagentur Reuters. Von einer Rezession sprechen Ökonomen, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes zwei Quartale in Folge sinkt.
Ifo-Chef: Deutsches BIP wird wegen Corona-Welle weniger wachsen
Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr wegen der vierten Corona-Welle wohl weniger stark wachsen als noch vergangenen Monat erwartet, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest in einem Interview mit dem Spiegel. Die wirtschaftliche Erholung sei durch die hohen Infektionszahlen in Deutschland gefährdet. Er forderte daher deutliche Kontaktbeschränkungen. Im Oktober hatten die führenden Wirtschaftsinstitute noch ein Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent vorhergesagt. "Inzwischen müssen wir mit einer Stagnation im vierten Quartal rechnen", sagte Fuest.
Wirtschaftsweise Schnitzer: Omikron bremst Konjunkturerholung
Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer rechnet nicht damit, dass die Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus zu einem ernsthaften Problem für die deutsche Wirtschaft werden wird. "Omikron wird nicht zum Konjunkturkiller, aber sie wird die Erholung weiter verschieben", sagte das Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in einer Veranstaltung der Nachrichtenagentur Reuters.
DIW: Erneuter Corona-Winter bremst deutsche Wirtschaft aus
Die Konjunkturaussichten haben sich in Deutschland aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe und des erneuten Corona-Winters eingetrübt, erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im vierten Quartal nach DIW-Berechnungen leicht schrumpfen. Auch kühlte sich das DIW-Konjunkturbarometer im November merklich ab und fällt mit 97 Punkten für das vierte Quartal zum ersten Mal seit dem zweiten Vierteljahr 2020 wieder unter die 100-Punkte-Marke.
Dekabank: Deutsches BIP steigt 2022 um 3,7% - Inflation bei 3,5%
Die Dekabank rechnet damit, dass sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft im nächsten Jahr deutlich verstärken wird - bei deutlich erhöhter Inflation. Voraussetzung ist allerdings, dass das Coronavirus mittels der bestehenden Impfstoffe beherrschbar bleibt. Wie das Institut bei seinem Kapitalmarktausblick mitteilte, wird in einem Basisszenario mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,7 Prozent gerechnet, gefolgt von 2,3 Prozent Wachstum 2023. Zugleich wird ein Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) um 3,5 Prozent prognostiziert, der 2023 auf 1,7 Prozent nachlässt.
KfW sieht deutsche Wirtschaft vor schwierigem Winter
Die deutsche Wirtschaft steht vor einem schwierigen Winter, wird im kommenden Jahr aber fast doppelt so schnell wachsen wie in diesem, erwartet die KfW Bankengruppe. Lieferengpässe, Energiekosten und vierte Corona-Welle belasteten die Konjunktur im Winterhalbjahr. Aber im kommenden Frühjahr soll dann der Wachstumsschub kommen, erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Rückgang der Arbeitslosigkeit im November deutlicher als erwartet
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat sich im November erneut deutlicher als erwartet verringert. Nach Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit (BA) sank die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vormonat um 34.000, nachdem sie im Vormonat um revidiert 40.000 (vorläufig: 39.000) zurückgegangen war. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten ein Minus von nur 23.500 erwartet. Die Arbeitslosenquote sank unerwartet auf 5,3 (Oktober: 5,4) Prozent. Das war der niedrigste Wert seit März 2020 (5,0 Prozent).
Heil: Positiven Trend auf dem Arbeitsmarkt "stark gefährdet"
Bundesminister Hubertus Heil (SPD) sieht den positiven Trend auf dem Arbeitsmarkt durch den aktuellen Verlauf der Pandemie mit den täglichen Höchstwerten bei den Infektionszahlen "stark gefährdet". Die Bundesregierung werde aber alles tun, um den Arbeitsmarkt sicher durch den Winter zu bringen.
RWI: Chinesische Erholung führt zu Belebung im Containerhandel
Die wirtschaftliche Erholung in China hat den internationalen Containerhandel belebt. Der Containerumschlag-Index des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ist nach der aktuellen Schnellschätzung im Oktober von 122,3 auf 123,3 Punkte gestiegen. Der Anstieg des weltweiten Containerumschlags ging dabei ausschließlich auf die chinesischen Häfen zurück. Außerhalb Chinas ist der Containerumschlag-Index hingegen zusammengenommen gesunken, teilte das RWI mit.
Frankreichs BIP im dritten Quartal fast auf Vorkrisenniveau
Die französische Wirtschaft ist im dritten Quartal fast auf das Niveau vor der Corona-Krise zurückgekehrt. Die Statistikbehörde Insee bestätigte in einer zweiten Veröffenlichung das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,0 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das BIP lag damit nur um 0,1 Prozent unter dem Niveau des vierten Quartals 2019. Im zweiten Quartal hatte das BIP um 1,3 Prozent zugelegt.
Rechtsradikaler Publizist Zemmour tritt bei Präsidentenwahl in Frankreich an
Der rechtsradikale Publizist Eric Zemmour kandidiert bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich. Er habe sich zu einer Kandidatur bei der Präsidentenwahl im April 2022 entschieden, um Frankreich zu "retten", sagte Zemmour in einer auf Online-Plattformen veröffentlichten Videobotschaft. Der 63-Jährige galt schon seit Längerem als möglicher Herausforderer von Amtsinhaber Emmanuel Macron.
+++ Konjunkturdaten +++
Italien/Verbraucherpreise Nov vorl. +0,7% gg Vm, +3,8% gg Vj
Italien/Verbraucherpreise Nov PROG: +0,3% gg Vm, +3,1% gg Vj
DJG/DJN/AFP/apo
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November 30, 2021 07:30 ET (12:30 GMT)
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