DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
TAGESTHEMA
Angesichts einer "sehr starken" Wirtschaft und eines "hohen" Inflationsdrucks ist es nach Aussage von Fed-Chairman Jerome Powell sinnvoll, dass die US-Notenbank die Rückführung der Nettowertpapierkäufe beschleunigt. "Die Wirtschaft ist sehr stark und der Inflationsdruck ist hoch, und daher ist es meiner Meinung nach angemessen, die Rückführung der Ankäufe von Vermögenswerten in Erwägung zu ziehen... vielleicht ein paar Monate früher", sagte Powell bei einer Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats. Erst Anfang November hatte die Fed damit begonnen, ihr Programm zum Ankauf von Vermögenswerten um 15 Milliarden Dollar pro Monat zu reduzieren. Damit würden die Käufe im Juni auslaufen. Fed-Beobachter gehen davon aus, dass die Fed das Tempo dieses Taperings verdoppeln könnte, so dass die Käufe schon im März enden, obwohl es Bedenken gab, dass die Fed das Tapering wegen der Omikron-Variante des Coronavirus verzögern würde. Powell sagte, die Fed werde in den nächsten zwei Wochen vor der nächsten Sitzung am 14. und 15. Dezember mehr über die neue Variante erfahren.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
08:05 DE/Dr. Hönle AG, Jahresergebnis, Gräfelfing
AUSBLICK KONJUNKTUR
- DE 08:00 Einzelhandelsumsatz Oktober saisonbereinigt real PROGNOSE: +0,9% gg Vm zuvor: -1,9% gg Vm - CH 08:30 Verbraucherpreise November PROGNOSE: +1,4% gg Vj zuvor: +1,2% gg Vj - IT 09:45 Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe November PROGNOSE: 61,1 zuvor: 61,1 - FR 09:50 Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe November (2. Veröffentlichung) PROGNOSE: 54,6 1. Veröff.: 54,6 zuvor: 53,6 - DE 09:55 Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe November (2. Veröffentlichung) PROGNOSE: 57,6 1. Veröff.: 57,6 zuvor: 57,8 - EU 10:00 Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe Eurozone November (2. Veröffentlichung) PROGNOSE: 58,6 1. Veröff.: 58,6 zuvor: 58,3 - GB 10:30 Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe November (2. Veröffentlichung) PROGNOSE: 58,0 1. Veröff.: 58,2 zuvor: 57,8 - US 14:15 ADP-Arbeitsmarktbericht November Beschäftigung privater Sektor PROGNOSE: +506.000 Stellen zuvor: +571.000 Stellen 15:45 Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe Markit November (2. Veröffentlichung) PROGNOSE: 59,1 1. Veröff.: 59,1 zuvor: 58,4 16:00 ISM-Index verarbeitendes Gewerbe November PROGNOSE: 61,1 Punkte zuvor: 60,8 Punkte 16:00 Bauausgaben Oktober PROGNOSE: +0,3% gg Vm zuvor: -0,5% gg Vm 16:30 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) der staatlichen Energy Information Administration (EIA)
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 15.233,00 +0,7% E-Mini-Future S&P-500 4.604,50 +0,8% E-Mini-Future Nsdq-100 16.365,50 +1,3% Nikkei-225 28.036,55 +0,8% Schanghai-Composite 3.567,83 +0,1% +/- Ticks Bund -Future 172,22 -13 Vortag: INDEX Schluss +/- DAX 15.100,13 -1,2% DAX-Future 15.126,00 -1,4% XDAX 15.131,07 -1,4% MDAX 33.890,75 -0,5% TecDAX 3.838,55 -0,1% EuroStoxx50 4.063,06 -1,1% Stoxx50 3.593,42 -0,9% Dow-Jones 34.483,72 -1,9% S&P-500-Index 4.567,00 -1,9% Nasdaq-Comp. 15.537,69 -1,6% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 172,35 +42
FINANZMÄRKTE
EUROPA
AUSBLICK: Nach der erneuten Bärenattacke am Vortag dürften Europas Börsen am Mittwoch kräftig erholt starten. Falkenhafte Töne von Fed-Präsident Jerome Powell hatten die Stimmung belastet. Angesichts der inflationären Risiken und der starken Wirtschaft hatte sich Powell für eine beschleunigte Rückführung der Wertpapierkäufe ausgesprochen. Es steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed früher als erwartet an der Zinsschraube dreht - der Markt preist nach den Powell-Aussagen aktuell eine Zinserhöhung im März kommenden Jahres nun mit 26 Prozent ein, nach 18 Prozent am Vortag. Zugleich deuten die Powell-Aussagen aber an, dass die US-Notenbank derzeit keine größere Gefahr durch die Omikron-Variante sieht. Für etwas Erleichterung sorgen auch Kommentare durch Biontech-CEO Ugur Sahin, der davon ausgeht, dass die existierenden Impfstoffe vor einem schweren Krankheitsverlauf auch bei Omikron schützen. Zuvor hatten Aussagen des Moderna-Chefs für Unruhe an den Märkten gesorgt, der vor einer geringeren Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Variante gewarnt hatte.
RÜCKBLICK: Schwach - Für Bewegung sorgten die Nachrichten rund um die neue Virusvariante Omikron und Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Omikron schürte weiter Sorgen vor neuen Lockdowns und einer erneuten Abschwächung der Weltwirtschaft. Das setzte Konjunktur-, besonders aber Reise-und Freizeitaktien zu (-2,5%). Auslöser waren Aussagen des Moderna-Chefs, wonach die vorhandenen Impfstoffe eine deutlich geringere Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante zeigen. Belastend wirkte auch, dass US-Notenbankchef Jerome Powell Omikron-bedingten Spekulationen über ein langsameres Tempo bei der Straffung der Geldpolitik einen Dämpfer erteilte und sogar eine Beschleunigung in Aussicht stellte angesichts der beharrlich hohen Inflationsraten. Tendenziell gesucht waren die als sicherer Hafen geltenden Anleihen. Siemens fielen um 2,3 Prozent, teils auch durch Umschichtungen, nachdem der Wettbewerber Schneider Electric (+3,3%) mit ambitionierten neuen Zielen aufgewartet hatte. Jefferies nannte sie "beeindruckend". Inditex (-6,1%) hatte einen Umbau an der Spitze mitgeteilt. Unter anderem verlässt der von Analysten hoch geschätzte Aufsichtsratschef das Unternehmen.
DAX/MDAX/TECDAX
Schwach - Einzeltitel im DAX wie Deutsche Post, Deutsche Telekom oder auch SAP büßten bis zu rund 3 Prozent ein. Sartorius stiegen um 4,7 Prozent auf ein neues Allzeithoch. Anleger setzten darauf, dass die Testkapazitäten wegen der Omikron-Variante wieder hochgefahren werden müssen. Verbio verteuerten sich nach einer Prognoserhöhung gegen den schwachen Markt um 4,3 Prozent.
XETRA-NACHBÖRSE
Keine wichtigen Unternehmensnachrichten gab es im nachbörslichen Handel am Dienstag. Daher sei das Geschäft in recht ruhigen Bahnen verlaufen. Die Umsätze seien jedoch insgesamt recht hoch gewesen, so ein Händler von Lang & Schwarz.
USA - AKTIEN
Sehr schwach - Überraschend falkenhafte Töne von US-Notenbankpräsident Jerome Powell haben am Dienstag an der Wall Street für kräftige Abgaben gesorgt. Der Fed-Chairman sprach von einer sehr starken Wirtschaft und weiter hohem inflationären Druck, weshalb es angemessen sei, über eine Beschleunigung des beim November-Treffen der Notenbanker eingeleiteten sogenannten Taperings zu diskutieren. Es steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed früher als erwartet an der Zinsschraube dreht. Aber auch die Sorgen vor der neuen Omikron-Variante verstärkten sich. Grund waren Aussagen von Moderna-Chef Stephane Bancel, wonach vorhandene Impfstoffe weniger wirksam gegen die Virus-Variante sein dürften und es zudem Monate dauern könne, bis passende Impfstoffe in Massen produziert würden. Vor diesem Hintergrund verloren Moderna 4,1 Prozent und Biontech 3,1 Prozent. Verkauft wurden Aktien von Unternehmen, die von den wieder drohenden verstärkten Lockdowns besonders betroffen wären. Dazu zählten Fluggesellschaften und Unternehmen aus der Reise- und Freizeitbranche.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,54 5,5 0,48 42,2 5 Jahre 1,15 0,3 1,15 79,4 7 Jahre 1,36 -3,2 1,40 71,6 10 Jahre 1,44 -6,0 1,50 52,0 30 Jahre 1,79 -6,6 1,85 14,0
Der US-Anleihemarkt zeigte nach den Powell-Aussagen ein geteiltes Bild. Während die Renditen der zehn- und 30-jährigen Papiere deutliche Abgaben verzeichneten, legte die Rendite zweijähriger Titel kräftig zu. Die Aussagen von Powell, angesichts des Risikos einer höheren Inflation eine schnellere Rückführung der Anleihekäufe im Dezember in Erwägung zu ziehen, führten zu einer weiteren Verflachung der Renditekurve, hieß es. Der Spread zwischen den Renditen zwei- und 10-jähriger Staatsanleihen verringerte sich auf ein Niveau, das seit Januar nicht mehr erreicht wurde.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Uhr Di, 17:32 % YTD EUR/USD 1,1330 -0,1% 1,1338 1,1270 -7,2% EUR/JPY 128,56 +0,2% 128,34 127,84 +2,0% EUR/CHF 1,0431 +0,1% 1,0883 1,0398 -3,5% EUR/GBP 0,8506 -0,3% 0,8527 0,8519 -4,8% USD/JPY 113,46 +0,2% 113,19 113,44 +9,9% GBP/USD 1,3320 +0,2% 1,3297 1,3230 -2,5% USD/CNH 6,3656 -0,0% 6,3667 6,3786 -2,1% Bitcoin BTC/USD 57.380,01 -1,3% 57.380,01 57.468,76 +97,5%
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
December 01, 2021 01:30 ET (06:30 GMT)
DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa -2-
Der Dollar machte mit den Powell-Aussagen und der Aussicht auf früher als bisher gedachte Zins-Erhöhungen zwischenzeitlich einen Satz nach oben, gab aber einen Teil der Gewinne wieder ab. Der Euro fiel im Gegenzug bis auf 1,1234 Dollar, schaffte jedoch im Verlauf wieder den Sprung über die Marke von 1,13 Dollar.
ROHSTOFFE
ÖL
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 67,91 66,18 +2,6% 1,73 +43,0% Brent/ICE 0,00 70,57 0% 0,00 +45,1%
Die Ölpreise kamen mit der Sorge vor möglichen negativen Konjunktur-Auswirkungen durch die neue Corona-Variante und damit auch einer sinkenden Nachfrage unter Druck und verloren bis zu 4,8 Prozent. Teilnehmer verwiesen auch auf den steigenden Dollar. "Der Markt wird in den nächsten Wochen abwarten, bis sich ein klareres Bild ergibt, wie schlimm Lockdowns und Reisebeschränkungen mit der neuen Variante werden", sagte Analyst Edward Moya von Oanda.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.779,28 1.774,57 +0,3% +4,71 -6,3% Silber (Spot) 22,87 22,90 -0,1% -0,03 -13,4% Platin (Spot) 955,40 941,20 +1,5% +14,20 -10,7% Kupfer-Future 4,35 4,28 +1,6% +0,07 +23,3%
Der Goldpreis geriet mit dem steigenden Dollar unter Druck. Zuvor hatte das Edelmetall von der Suche der Anleger nach Sicherheit profitiert.
MELDUNGEN SEIT DIENSTAG 17.30 UHR
CORONA-PANDEMIE
- Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat ein Gesetzgebungsverfahren für eine allgemeine Impfpflicht angekündigt, das noch in diesem Jahr eingeleitet werden könnte. Er begründete das Vorhaben mit dem notwendigen Schutz der Bevölkerung. Weiter sagte Scholz, sein Vorschlag für die allgemeine Impfpflicht ziele auf "Ende Februar oder Anfang März". Dies dürfte dann bei Verstößen auch mit einer Strafandrohung verbunden sein.
CHINA - INDUSTRIE-PMI
In der chinesischen Industrie hat sich die Aktivität im November verlangsamt. Der von Caixin Media Co und dem Researchhaus Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den verarbeitenden Sektor verringerte sich auf 49,9 (Oktober: 50,6) Punkte. Der Index beruht auf einer Umfrage unter rund 400 Unternehmen, wobei auch kleinere, in Privatbesitz befindliche Firmen stärker berücksichtigt sind.
BIP AUSTRALIEN
Die Wirtschaft Australiens ist im dritten Quartal aufgrund der Eindämmungsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie geschrumpft. Wie das australische Statistikamt am Mittwoch mitteilte, schrumpfte die Wirtschaft im Zeitraum Juli bis September um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Ökonomen hatten einen Rückgang um 2,5 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich wuchs die Wirtschaft indessen um 3,9 Prozent.
POLEN - BELARUS
Polen schränkt den Zugang zum Grenzgebiet mit Belarus weiterhin ein. Die am Dienstag von Präsident Andrzej Duda unterzeichnete Regelung ermöglicht es der Regierung, den Zugang zu bestimmten Teilen der drei Kilometer breiten Grenzregion je nach Lage zu sperren. Damit wird der umstrittene Ausnahmezustand, der in der Nacht zu Mittwoch automatisch auslief, de facto verlängert.
AUTOINDUSTRIE DEUTSCHLAND
Ziel der Ampel-Koalition sind 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen bis 2030 - dazu müsse der Ausbau des Ladenetzes jedoch stark beschleunigt werden, fordert der Verband der Automobilindustrie (VDA). Laut VDA stehen den aktuell rund 55.000 neu zugelassenen Elektrofahrzeugen pro Monat lediglich etwa 250 neue Ladepunkte gegenüber. Rein rechnerisch seien aber gut 2.000 neue Ladepunkte pro Woche nötig, um eine ausreichende Ladeinfrastruktur zu gewährleisten. Die Ausbaugeschwindigkeit müsse somit verachtfacht werden.
LKW-MAUT
Die deutsche Lkw-Maut hat in den Jahren 2010 und 2011 teilweise gegen EU-Recht verstoßen. Mit diesem Urteil gab das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen am Dienstag einer polnischen Spedition im Streit mit der Bundesrepublik über die Rückerstattung von Mautgebühren teilweise Recht.
US-BANKENAUFSICHT
US-Präsident Joe Biden soll nach Aussage informierter Personen offenbar Richard Cordray als obersten Bankenaufseher in der Federal Reserve haben wollen. Wenn er nominiert und vom Senat bestätigt wird, würde Cordray der einflussreichste Aufseher der Regierung über das US-Bankensystem werden und Randal Quarles als stellvertretenden Vorsitzender der Bankenaufsicht der Fed ablösen.
US-ÖLLAGERDATEN
Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der zurückliegenden Woche um 0,7 Millionen Barrel gefallen, wie aus Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hervorgeht. In der Vorwoche war ein Anstieg von 2,3 Millionen Barrel berichtet worden. Die Benzinbestände stiegen um 2,2 Millionen Barrel nach einem Plus von 0,6 Millionen eine Woche zuvor. Für die offiziellen Daten der staatlichen Energy Information Administration (EIA), die am Mittwoch veröffentlicht werden, erwarten Volkswirte beim Rohöl einen Rückgang um 800.000 Barrel und bei Benzin ein Minus von 500.000 Barrel.
LENZING
will der Hauptversammlung eine Dividende von 4,35 Euro für das Geschäftsjahr 2021 vorschlagen. Wie der Hersteller von Spezialfasern aus Holz mitteilte, spiegelt der Vorschlag die ausgesetzten Dividenden der Geschäftsjahre 2019 und 2020 wider.
SALESFORCE
hat mit seinen Drittquartalszahlen dank der anhaltenden digitalen Transformation seiner Kunden die Erwartungen übertroffen. Zudem wurde der Ausblick für das Gesamtjahr erneut angehoben. Allerdings blieb der Ausblick für das laufende Schlussquartal hinter den Markterwartungen zurück.
HEWLETT PACKARD ENTERPRISE
hat im vierten Quartal dank der regen Nachfrage mehr verdient als erwartet. Der Spezialist für Server-, Storage- und Netzwerklösungen vermeldete einen Gewinnanstieg von 157 Millionen Dollar im Vorjahr auf 2,55 Milliarden Dollar, was jedoch vor allem auf das Urteil in einem Rechtsstreit mit Oracle zurückzuführen war. Hier wurden HPE 2,4 Milliarden Dollar zugesprochen.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/gos/ros/raz
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December 01, 2021 01:30 ET (06:30 GMT)
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