DJ Regierung: Konjunkturrisiken haben wieder zugenommen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung hat die gegenwärtige Konjunkturlage als schwach bewertet. "Angesichts des aktuellen Pandemiegeschehens haben die konjunkturellen Risiken zuletzt wieder zugenommen", konstatierte das Bundeswirtschaftsministerium in seinem jüngsten Monatsbericht. "Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal des Jahres eher schwach ausfallen." Während die kontaktintensiven Dienstleistungsbereiche durch neue Beschränkungen wie 2G-Regelungen gebremst würden, leide die Industrie nach wie vor unter Engpässen bei Vorleistungsgütern.
"Dennoch dürfte der Höhepunkt dieser Engpässe bald überwunden sein", erwarteten die Ökonomen des Ministeriums. "Wenn sich die Lieferengpässe über das nächste Jahr auflösen, wird es zu einer deutlichen Beschleunigung der wirtschaftlichen Erholung kommen", sagten sie voraus. Die Produktion in der Industrie habe im Oktober wieder zugelegt. Insbesondere in den gewichtigen Bereichen Kfz und -Teile sowie im Maschinenbau habe es kräftige Steigerungen gegeben. Beide Industriezweige seien besonders von den Knappheiten vor allem bei Halbleitern beeinträchtigt. "Die Produktion liege allerdings weiter unter Vorkrisenniveau, und der Ausblick bleibe "verhalten".
Die Umsätze im Einzelhandel hätten sich im Oktober erneut leicht verringert, ihr Vorkrisenniveau vom Februar 2020 allerdings weiterhin übertroffen. Angesichts des aktuellen Pandemiegeschehens und hoher Preise seien die privaten Verbraucher und Händler aber zuletzt wieder verunsichert worden. Die Erhöhung der Inflationsrate um 5,2 Prozent im November führten die Ökonomen "zum Teil auf einen Basiseffekt" zurück. Aufgrund von Sonderfaktoren sei die Inflationsrate schon seit Jahresbeginn deutlich erhöht. Zu Beginn nächsten Jahres nach Auslaufen der Sondereffekte dürfte sich der Auftrieb der Verbraucherpreise aber nach der Erwartung im Ministerium "wieder merklich abschwächen".
Auf dem Arbeitsmarkt sei die vierte Welle der Pandemie bislang kaum spürbar, die Erholung halte an. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte 2021 nochmals niedriger ausfallen als im Vorjahr und damit ein neues Rekordtief erreichen. Nach lediglich 10.682 Unternehmensinsolvenzen von Januar bis September und damit 14,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum deute sich auch im Herbst kein größerer Anstieg an, und große Nachholeffekte im kommenden Jahr seien aktuell nicht zu erwarten.
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December 14, 2021 04:14 ET (09:14 GMT)
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