DJ Commerzbank: Russland-Spannungen drüften Erdgaspreise weiter antreiben
Der Preis für Erdgas legt weiter zu. Nachdem er am Vortag auf Schlusskursbasis nur knapp unter dem Anfang Oktober verzeichneten Rekordniveau notiert hat, geht es auch am Dienstag weiter nach oben. Der Anstieg werde durch eine Reihe von Faktoren begünstigt, merkt Rohstoff-Experte Carsten Fritsch von der Commerzbank an. Zu nennen seien vor allem die zunehmenden Spannungen zwischen Russland und dem Westen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt. Russland habe mit militärischen Maßnahmen gedroht, sollte der Westen keine Sicherheitsgarantien abgeben, die eine weitere Ausdehnung der Nato nach Osten und die Stationierung von Waffen nahe der russischen Grenze ausschllössen. Der Westen droht Russland im Falle eines Angriffs auf die Ukraine mit massiven Konsequenzen.
Dies dürfte insbesondere Wirtschaftssanktionen bedeuten, wovon auch Energielieferungen betroffen sein könnten. Dass im gegenwärtigen Umfeld die Pipeline Nord Stream 2 in Betrieb genommen werde, sei kaum vorstellbar. Die russischen Gaslieferungen blieben derweil auf einem reduzierten Niveau. So liege der Gaseingang am deutschen Knotenpunkt Mallnow seit Tagen bei nicht einmal einem Drittel der möglichen Auslastung. Zudem habe der belarussische Diktator Lukaschenko erneut damit gedroht, wegen der EU-Sanktionen gegen ihn und sein Land die Gaslieferungen in die EU zu blockieren.
All dies werde verschärft durch für die Jahreszeit sehr niedrigen EU-Gasvorräte, ergänzt der Experte. Aktuell seien die Gasspeicher in Europa noch zu 62,4 Prozent gefüllt. Normal wäre aber ein Füllstand von 80 Prozent. Der derzeitige Füllstand werde normalerweise erst Mitte Januar erreicht. Sollte nun noch der Winter kälter ausfallen und länger anhalten, könnten die Gasvorräte am Ende des Winters knapp werden. Vor diesem Hintergrund erwartet die Commerzbank einen weiteren Anstieg der Erdgaspreise.
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December 14, 2021 06:03 ET (11:03 GMT)
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