DJ Bauwirtschaft erwartet 2022 Umsatzsteigerung um real 1,5 Prozent
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Bauwirtschaft rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatz im Bauhauptgewerbe von 143,5 Milliarden Euro nach 143 Milliarden Euro im Jahr 2020. Das gaben der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) bei einer Online-Pressekonferenz bekannt. "Die hohen Auftragsbestände lassen Raum für eine Umsatzsteigerung auf 151 Milliarden Euro in 2022, was einer Steigerung um nominal 5,5 Prozent entspricht", erklärten sie. Bei einer veranschlagten Preisentwicklung für Bauleistungen von jahresdurchschnittlich 4 Prozent bedeute dies einen realen Zuwachs von 1,5 Prozent.
"Die Materialpreise haben leider vielen Firmen den Ertrag vermasselt", sagte ZDB-Präsident Reinhard Quast. Mittlerweile scheine aber bei den Preisen der Gipfel der Dynamik erreicht zu sein, leider auf hohem Niveau. "Wir sind von einer anhaltend hohen Nachfrage auch im nächsten Jahr überzeugt", betonte Quast aber. Bei den Beschäftigten erwartet die Branche laut den Angaben einen weiteren Aufbau um 10.000 auf 915.000 Beschäftigte. Die Prognose für 2021 sah der ZDB-Präsident noch in einer "Range der Ungenauigkeit", denn man wisse nicht, was der Dezember bringe.
Der Wohnungsbau bleibe "auch in den Corona-Jahren Stützpfeiler der Baukonjunktur", betonten ZDB und HDB. Ende September 2021 lagen die Auftragsbestände den Angaben zufolge bei fast 13 Milliarden Euro, eine Steigerung zum Vorjahreswert um fast 20 Prozent. Die Nachfrage nach Wohnraum lasse nicht nach. Bis September seien gut 282.000 Wohnungen genehmigt worden, etwa 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Neue Konzepte und Methoden notwendig
Insgesamt gingen die Verbände davon aus, dass der Umsatz im Wohnungsbau 2021 etwa 55,4 Milliarden Euro erreichen wird, eine Steigerung gegenüber 2020 um nominal 2 Prozent. Für 2022 rechnen sie mit einem weiteren Wachstum auf 59,3 Milliarden Euro, eine Steigerung um nominal 7 Prozent. "Wir halten die Zielvorgabe für ambitioniert, bedeutet sie doch eine schlagartige Erhöhung der jährlichen Baufertigstellungen um etwa 30 Prozent", sagte Quast. HDB-Präsident Peter Hübner erklärte, daher müsse klar sein, dass neben zusätzlichen personellen Kapazitäten auch neue Konzepte und Methoden wie das serielle und modulare Bauen notwendig sein würden.
Die Nachfrage im Wirtschaftsbau war 2021 laut den Verbänden ausgesprochen volatil und bleibe mit Blick auf die Frühindikatoren Baugenehmigungen und Auftragseingänge ambivalent. Zwar habe man von Januar bis September einen starken Zugang an Ordern vor allen Dingen im Hochbau mit einem Plus von 18 Prozent gesehen, aber die Baugenehmigungen zeigten "je nach Gebäudetyp ein sehr differenziertes und von Corona gezeichnetes Bild", so das Fazit der Spitzenverbände. Sie rechneten für 2021 im Wirtschaftsbau mit einem Umsatz von 50,3 Milliarden Euro und damit einem Zuwachs um 1 Prozent nominal und für 2022 von 53,3 Milliarden Euro oder plus 6 Prozent nominal.
Hübner unterstützte in diesem Kontext die im Koalitionsvertrag vorgesehene Bevorzugung der Schiene. "Steigende Investitionen bei der Bahn stützen den Wirtschaftstiefbau", sagte er. Er appellierte jedoch auch an die Koalition, den Straßenbau nicht zu vernachlässigen. "Auch E-Autos benötigen Straßen, und sie brauchen vor allem eine vernünftige Ladeinfrastruktur", betonte er. H
übner hob zudem hervor, dass die Bauwirtschaft sich zu den Klimaschutzzielen im Gebäudebereich bekenne. Er forderte einen "Sanierungsbooster" und nannte unter anderem Smart Home, serielle Sanierungen, integrierte Sanierungsfahrpläne sowie weitere Digitalisierungsschritte als mögliche Bausteine.
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December 16, 2021 06:03 ET (11:03 GMT)
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