DJ Europäische Diplomaten warnen vor Scheitern der Atomgespräche mit Iran
WIEN (AFP)--Europäische Diplomaten haben vor einem Scheitern der Gespräche mit dem Iran über eine Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens gewarnt. "Wir nähern uns rasch dem Ende des Weges für diese Verhandlungen", erklärte das Verhandlungsteam von Deutschland, Frankreich und Großbritannien am Freitag in Wien. "In den letzten 24 Stunden gab es einige technische Fortschritte, aber das bringt uns nur etwas näher an den Punkt, an dem wir im Juni standen."
Teherans Chefunterhändler Ali Bagheri hatte am Freitag auf Twitter von "guten Fortschritten" gesprochen und "eine Pause von einigen Tagen" angekündigt. Die Entscheidung des iranischen Unterhändlers, die Gespräche zu unterbrechen und zu Konsultationen nach Teheran zurückzureisen, bezeichneten die europäischen Diplomaten als "Enttäuschung".
Das internationale Atomabkommen soll den Iran am Bau von Atomwaffen hindern. Die USA waren 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen ausgestiegen und hatten erneut massive Sanktionen gegen den Iran verhängt. Danach zog sich Teheran ebenfalls schrittweise aus der Vereinbarung zurück.
Die Gespräche über eine Wiederbelebung des Abkommens waren nach der Wahl des Hardliners Ebrahim Raisi zum iranischen Präsidenten unterbrochen worden, wurden aber Ende November wieder aufgenommen. An den Verhandlungen nehmen Unterhändler des Iran, Deutschlands, Großbritanniens, Chinas, Frankreichs und Russlands teil. Auch eine US-Delegation ist in Wien vor Ort, an den Verhandlungen aber nur indirekt beteiligt.
Der Iran hatte in dem Konflikt auch die Inspektionen seiner Atomanlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) eingeschränkt. Am Mittwoch hatte es in diesem Punkt eine Annäherung gegeben. Teheran und die IAEA hatten sich darauf geeinigt, beschädigte Überwachungskameras in der iranischen Anlage Tesa zu ersetzen. Diese waren nach Angaben aus Teheran Ende Juni bei einem Angriff beschädigt worden. Die iranischen Behörden machen einen israelischen "Sabotageakt" dafür verantwortlich.
Am Freitag wurden jedoch neue Unstimmigkeiten bekannt. Nach Angaben des IAEA-Generaldirektors Rafael Grossi fehlt eine Kamera-Speicherkarte aus der Anlage Tesa. Auf die Frage, ob die Karte während des mutmaßlichen Angriffs im Juni verschwunden sein könnte, sagte Grossi: "Das bezweifeln wir." Er hoffe, dass Teheran die Frage nach dem Verbleib der Karte beantworten werde, "denn es ist sehr seltsam, dass sie verschwunden ist".
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December 17, 2021 12:58 ET (17:58 GMT)