DJ Steuereinnahmen legen auch im November deutlich zu
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Steuereinnahmen sind im November erneut deutlich um 15,4 Prozent gestiegen. Das gab das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht bekannt. Der Einnahmezuwachs war den Angaben zufolge überwiegend auf ein Plus bei den Gemeinschaftssteuern von 17,7 Prozent zurückzuführen. "Unter anderem waren bei der Lohnsteuer, den Steuern vom Umsatz, der veranlagten Einkommensteuer sowie bei der Körperschaftsteuer teils beträchtliche Steigerungen gegenüber dem Vorjahresmonat festzustellen", erklärte das Ministerium. "Dies dürfte auch die wirtschaftliche Erholung widerspiegeln, die im 2. und 3. Quartal 2021 zu verzeichnen war."
In deren Folge lägen zum Beispiel Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit mittlerweile spürbar niedriger und Beschäftigung höher als bisher im Verlauf der Pandemie. Dies sei insbesondere für das Lohnsteueraufkommen relevant. Darüber hinaus sei das Aufkommen der Steuern vom Umsatz zum Vergleichszeitpunkt auch durch die vorübergehende Steuersatzsenkung im zweiten Halbjahr 2020 beträchtlich reduziert worden. Bereits im Oktober und September waren die Steuereinnahmen vor dem Hintergrund eines coronabedingt schwachen Vorjahres um 17,5 und 23,1 Prozent in die Höhe geschossen, im August waren sie um 8,2 Prozent gestiegen.
Der Bund verbuchte im November 27,2 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 21,2 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 26,6 Milliarden Euro um 16,6 Prozent mehr an Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im November auf rund 54,9 Milliarden Euro. In den ersten elf Monaten des Jahres 2021 nahmen die Steuereinnahmen insgesamt um 10,2 Prozent auf 649,3 Milliarden Euro zu. Der Bund verbuchte ein Plus von 8,2 Prozent, und die Länder verzeichneten einen Zuwachs um 10,9 Prozent.
Lieferengpässe belasten Wirtschaft weiter
Zur Konjunkturentwicklung erklärten die Ökonomen des Ministeriums, das Verarbeitende Gewerbe habe zwar spürbare Zuwächse verzeichnet, die weltweiten Lieferengpässe seien "jedoch noch nicht überwunden und dürften das wirtschaftliche Geschehen zunächst weiter belasten". Auch der Einzelhandel habe zuletzt die Auswirkungen gestörter Lieferketten verstärkt zu spüren bekommen.
"Sorgen angesichts des Wiederanstiegs der Corona-Infektionen minderten zudem in den kontaktintensiven Dienstleistungsbereichen den über den Sommer zurückgekehrten Optimismus wieder spürbar", erklärten sie. Die Aussichten beim privaten Konsum zum Ende des laufenden Jahres seien daher "verhalten". Allerdings wirke die fortgesetzt positive Entwicklung am Arbeitsmarkt stützend. Die Inflationsrate sei im November auf deutlich erhöhtem Niveau weiter gestiegen, maßgeblicher Treiber sei "unverändert die Entwicklung der Energiepreise" gewesen.
Zuletzt seien an den weltweiten Märkten für Energiegüter - wohl auch vor dem Hintergrund der Sorge um die Ausbreitung der Omikron-Virusvariante - "tendenziell Preisrückgänge" zu verzeichnen gewesen, betonten die Ökonomen aber. "Im weiteren Verlauf deuten derzeit Preise für Terminkontrakte auf keine weiteren Anstiege beziehungsweise sogar Rückgänge des Ölpreises hin, sodass der daraus resultierende Preisdruck nachlassen könnte", hoben sie hervor. Gleichwohl spiegelten sich Entwicklungen der Energiepreise an den Weltmärkten üblicherweise zeitverzögert in den Verbraucherpreisen wider.
Der neue Finanzstaatssekretär Steffen Saebisch bekräftigte in dem Monatsbericht zudem, die 2020er-Jahre sollten zu einem "Jahrzehnt des Fortschritts" werden, in dem die klimafreundliche und digitale Transformation der Wirtschaft gelinge. "Dazu werden erhebliche private und öffentliche Investitionen in Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung und Forschung sowie in die Infrastruktur notwendig sein." Gleichzeitig sei die haushaltspolitische Ausgangslage sehr herausfordernd. "Deshalb ist klar: Die Bewältigung der vor uns stehenden Aufgaben kann nur gelingen, wenn der Bund seine Ressourcen bündelt und zielgerichtet einsetzt."
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December 20, 2021 18:00 ET (23:00 GMT)
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