DJ GDV: 2021 teuerstes Naturgefahrenjahr für die Versicherer
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Noch nie haben Naturgefahren in Deutschland so hohe Schäden verursacht wie im zu Ende gehenden Jahr 2021. Das gab der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin bekannt. Verantwortlich dafür seien die verheerende Sturzflut im Juli und der Hagelschlag im Frühsommer. "Mit versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen von rund 12,5 Milliarden Euro ist 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn der Statistik Anfang der 1970er-Jahre", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Von den 12,5 Milliarden Euro entfallen laut dem Verband rund 9 Milliarden Euro auf Schäden an Wohngebäuden, Hausrat und Betrieben durch Überschwemmung und Starkregen sowie 2 Milliarden Euro auf Sturm- und Hagelschäden. Die restlichen 1,5 Milliarden Euro seien auf Naturgefahrenschäden an Kraftfahrzeugen zurückzuführen. Insgesamt liegen die Schäden damit noch über denen im Jahr 2002 mit dem August-Hochwasser und verheerenden Stürmen von 11,3 Milliarden Euro und 1990 mit der Orkanserie "Daria", "Vivian" und "Wiebke" von 11,5 Milliarden Euro, so der GDV. Zum besseren Vergleich seien die Werte jeweils hochgerechnet auf aktuelle Versicherungsdichte und Preise. Der langjährige Mittelwert pro Jahr beträgt demzufolge 3,8 Milliarden Euro.
"Mit 8,2 Milliarden Euro verursachte die Sturzflut im Sommer die höchsten Versicherungsschäden", erklärte Asmussen. Davon entfielen etwa 7,7 Milliarden Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe und rund 450 Millionen Euro auf Schäden an Kraftfahrzeugen. An die Kunden seien bereits innerhalb kurzer Zeit über 3 Milliarden Euro ausgezahlt worden, sagte Asmussen. Bereits im Juni hatte eine Unwetterserie versicherte Schäden in Höhe von 1,7 Milliarden Euro verursacht. "Im Juni waren vor allem Kraftfahrzeuge durch schwere Hagelschäden mit einem Schadenaufwand von rund 700 Millionen Euro betroffen", sagte Asmussen. "Für die Kraftfahrtversicherer gab es damit 2021 ebenfalls überdurchschnittlich viele Schäden."
Insgesamt sei es für die Kraftfahrtversicherer der viertgrößte Hagelschaden seit Beginn der Statistik. Asmussen bekräftigte zudem Vorschläge der Versicherer für ein neues System zum Elementarversicherungsschutz. "Im Kern sehen die GDV-Vorschläge vor, dass es künftig nur noch Wohngebäudeversicherungen geben soll, die auch sogenannte Elementargefahren wie Hochwasser und Starkregen abdecken", so Asmussen. Zugleich fordere die Versicherungswirtschaft ein nachhaltiges Umsteuern der öffentlichen Hand, etwa durch klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten und verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilung bei Baugenehmigungen.
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December 27, 2021 04:52 ET (09:52 GMT)
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