DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Höhere Inflation setzt EZB zusätzlich unter Druck
Der Inflationsdruck im Euroraum hat im Januar entgegen den Erwartungen nicht ab-, sondern zugenommen. Laut Mitteilung von Eurostat stiegen die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 5,1 (Dezember: 5,0) Prozent. Volkswirte hatten zuletzt zwar nicht mehr an den ursprünglich prognostizierten Rückgang auf 4,3 Prozent geglaubt, aber mit einer höheren Inflation hatte wohl kaum jemand gerechnet. Die Kerninflation ging auf 2,3 (2,6) Prozent zurück, erwartet worden waren 1,9 Prozent. Die Inflation ist damit ein weiteres Mal höher ausgefallen als von Analysten - auch denen der Euroraum-Zentralbanken - erwartet.
Coba: Lagarde schließt Zinsanhebung 2022 nicht mehr aus
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, dürfte nach dem unerwarteten Inflationsanstieg im Januar nach Meinung von Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil am Donnerstag die Datenabhängigkeit der Geldpolitik betonen und konkrete Aussagen zum Zinsausblick vermeiden. "Beispielsweise könnte sie wie bereits Ende Januar betonen, dass die EZB offen für jede Änderung beim Inflationsausblick sein müsse und es keine Frage sei, dass die Notenbank reagieren werde, wenn die in der Forward Guidance festgelegten Bedingungen erfüllt seien", urteilt Weil zu den Verbraucherpreisdaten.
Nordea: Euroraum-Preisdruck verbreitert sich
Nordea sieht nach Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten für Januar eine Verbreiterung des Preisdrucks im Euroraum. "Obwohl die Inflation bei Industriegütern ohne Energie einige Anzeichen einer Abkühlung zeigte, blieben die monatlichen Veränderungen der Dienstleistungspreise weiterhin stark", schreiben die Analysten in einem Kommentar. In Frankreich beispielsweise deute die durchschnittliche monatliche Veränderung der Dienstleistungspreise in den vergangenen drei Monaten auf höhere Jahreswerte hin, und in Deutschland habe sich der monatliche Preisauftrieb bei Dienstleistungen wohl weiter beschleunigt.
KfW: EZB muss Zinswende im Blick behalten
Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach Aussage von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib die Zinswende im Blick behalten, diese "verlässlich kommunizieren" und unter Berücksichtigung der weiteren Inflationsentwicklung "konsequent verfolgen". Gleichwohl und trotz des unerwarteten Inflationsanstiegs im Januar geht Köhl-Geib davon aus, dass der EZB-Rat bei seinem ersten Treffen in diesem Jahr keine neuen Entscheidungen treffen wird. "Dies liegt vor allem in der mit der Omikron-Variante verbundenen konjunkturellen Unsicherheit sowie den geopolitischen Spannungen mit Russland begründet", schreibt die Ökonomin in ihrem Ausblick.
VP Bank: EZB bestätigt Kurs trotz höherer Inflation
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird seinen geldpolitischen Kurs aus Sicht von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, trotz einer gestiegenen Inflationsrate bestätigen. Zwar dürfte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die höhere Inflation nicht gefallen, doch sollte der Rückgang der Kerninflation auf 2,3 Prozent einen gewissen Trost spenden, schreibt Gitzel in einem Kommentar. "Dies wird EZB-Chefin Christine Lagarde nach der EZB-Notenbanksitzung besonders betonen - der geldpolitische Kurs dürfte deshalb bestätigt werden", meint Gitzel.
Merck Finck: Ukraine-Konflikt treibt Nahrungsmittelpreise
Merck-Finck-Chefstratege Robert Greil weist darauf hin, dass der Anstieg der Euroraum-Inflation nicht nur über die Energiepreise vom Ukraine-Konflikt beeinflusst worden ist. "Das Land steht für 6,5 Prozent des globalen Weizenhandels und sogar ein Fünftel des global gehandelten Volumens bei Mais. Die heftigen Preisschwankungen der beiden Rohstoffe finden sich zumindest zum Teil auch in den Inflationsraten Europas wieder", schreibt Greil in einem Kommentar.
DSGV-Präsident Schleweis: EZB muss Zinswende zügig vorbereiten
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hat bei der Vorlage neuer Prognosen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung die schnelle Vorbereitung einer Zinswende durch die Europäische Zentralbank (EZB) gefordert. Der deutschen Wirtschaft sagte der Verband für 2022 ein Wachstum von 3,5 Prozent voraus. Die Inflation in Deutschland und im Euroraum dürfte noch für längere Zeit über der Zielmarke der EZB von 2 Prozent liegen, zeige die Konjunkturprognose der Sparkassen-Finanzgruppe.
Lindner will Abschaffung der EEG-Umlage "spätestens bis zur Jahresmitte"
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat den Willen zu einer schnellen Abschaffung der EEG-Umlage als Reaktion auf die hohen Energiepreise bekräftigt. Als spätesten Zeitpunkt dafür nannte er Mitte 2022. "Wir können schnellstmöglich, spätestens bis zur Jahresmitte, auf die EEG-Umlage verzichten, die verteuert den Strompreis", sagte Lindner in einem von seinem Ministerium verbreiteten Statement. "Wir haben sehr stark steigende Energiepreise." Das belaste Familien und Wirtschaft. "Wir können reagieren", hob er hervor.
Geywitz gegen Steuersenkungen im Kampf gegen Energiekosten
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat Steuersenkungen zur Drosselung der aktuell hohen Energiepreise abgelehnt. Sie setze stattdessen auf den von der Bundesregierung bereits vorbereiteten Heizkostenzuschuss für Bedürftige und die geplante Abschaffung der EEG-Umlage, sagte Geywitz dem Sender rbb. Steuersenkungen würden immer schnell gefordert, seien aber keine Lösung. Der Staat benötige Einnahmen, um handlungsfähig zu sein.
Lindner ermahnt Ministerien "nachdrücklich" zur Ausgabendisziplin
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat die Ampel-Koalition vor den Haushaltsverhandlungen für 2022 zur Ausgabendisziplin aufgerufen. "Gerade in Zeiten tendenziell steigender Zinsen muss die Politik Prioritäten setzen", sagte Lindner der Rheinischen Post. "Im Hinblick auf solide Staatsfinanzen hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag vereinbart, im kommenden Jahr zur Schuldenbremse zurückzukehren", betonte der FDP-Vorsitzende. "Bereits in diesem Jahr allerdings rate ich nachdrücklich zu Ausgabendisziplin." Der Staat dürfe das Geld nicht schneller ausgeben, als die Bürgerinnen und Bürger in der Lage seien, es zu erwirtschaften.
Renate Künast hat Erfolg mit Verfassungsbeschwerde wegen Hasspostings
Im Rechtsstreit über Beleidigungen durch Facebook-Nutzer hat die Grünen-Politikerin Renate Künast Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht. Mehrere Gerichtsurteile verletzten sie in ihrem allgemeinen Persönlichkeitsrecht und würden aufgehoben, erklärte das Verfassungsgericht in Karlsruhe. Gerichte in Berlin hatten nur einen Teil der Kommentare als strafbare Beleidigung eingestuft und Künast einen Anspruch auf Herausgabe der Nutzerdaten zugestanden.
Israel wird in einem Jahr ein Raketenabwehrsystem auf Laser-Basis haben
Israel wird nach Angaben von Ministerpräsident Naftali Bennett in einem Jahr über ein Raketenabwehrsystem auf Laser-Basis verfügen. Bennett kündigte den Zeitplan zu Beginn der Jahreskonferenz des Zentrums für Forschung zur nationalen Sicherheit (INSS) an. Mittelfristig werde es mit dem Laser-System möglich sein, Israel vor Raketen, Drohnen und anderen Bedrohungen zu schützen, fügte Bennett hinzu.
+++ Konjunkturdaten +++
Italien/Verbraucherpreise Jan vorl. +1,6% gg Vm, +4,8% gg Vj
Italien/Verbraucherpreise Jan PROG: +1,1% gg Vm, +4,4% gg Vj
Brasilien Industrieproduktion Dez +2,9% gg Vormonat - IBGE
Brasilien Industrieproduktion Dez -5,0% gg Vorjahr - IBGE
Brasilien Industrieproduktion Dez -5,0% gg Vorjahr - IBGE
Brasilien Industrieproduktion Dez +2,9% gg Vormonat - IBGE
US/MBA Market Index Woche per 28. Jan +12,0% auf 617,8 (Vorwoche: 551,7)
US/MBA Purchase Index Woche per 28. Jan +4,0% auf 312,2 (Vorwoche: 300,1)
US/MBA Refinance Index Woche per 28. Jan +18,4% auf 2.355,4 (Vorwoche: 1.989,4)
DJG/DJN/AFP/apo
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February 02, 2022 07:30 ET (12:30 GMT)
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