Wer an den deutschen Mittelstand denkt, der denkt meist an Unternehmen aus dem Maschinenbau. Davon finden sich auch an der Börse einige interessante Vertreter.
Große und kleine Musterschüler
Aus der schwäbischen Provinz kommt mit der Maschinenfabrik Berthold Hermle einer der führenden Anbieter im Bereich des Werkzeugmaschinenbaus. Die von Hermle entwickelten Universalfräsmaschinen sind Hochtechnologie "made in Germany" und weltweit in zahlreichen Branchen im Einsatz. Sie dienen der exakten Bearbeitung von Werkstücken im Bereich von einem tausendstel Millimeter. Diese Präzision ist sowohl bei großen, schweren als auch bei Kleinstbauteilen immer häufiger notwendig. Tatsächlich hat man es hier mit Hightech zu tun, die vielleicht nicht ganz so offensiv vermarktet wird wie bei manchen auch an der Börse weitaus bekannteren Technologieunternehmen. Bei Hermle, deren Vorzugsaktie allein börsennotiert ist, hält die Gründerfamilie weiterhin die Mehrheit. Sie ist an Kontinuität und nicht an effekthaschender PR interessiert. Stattdessen stapelt man lieber gerne tief, um am Ende bei den Zahlen positiv zu überraschen. Zuletzt hob der Vorstand mit Vorlage der Q3-Eckdaten seine Prognose für Umsatz und Ergebnis an. Der Gewinn soll demnach "fast proportional" zum Umsatz (+20% bis 25%) ansteigen. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren die Schwaben dank hocheffizienter Produktionsabläufe über viele Jahre hinweg Spitzenreiter in puncto Profitabilität. Eine Rückkehr zu Margen von über 20% könnte dieses Mal allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Auch gilt es, die Konjunkturabhängigkeit im Werkzeugmaschinenbau zu beachten. Hermle ist ein typischer Spätzykliker und dennoch eine äußerst solide Langfristanlage.
Ein weiterer Small Cap ist die DATRON AG. Die Fräsmaschinen der Hessen werden meist für die exakte Bearbeitung von Aluminium und Kunststoff in Bereichen wie der Elektronikfertigung, der Medizintechnik, dem Automobilsektor und dem Werkzeugbau eingesetzt. Ein Spezialthema sind Datrons Dentalfräsmaschinen und Dental-CAD/CAM-Lösungen, die in Zahnlaboren Präzisionsarbeit im Millimeterbereich verrichten. Zum Angebot des Unternehmens gehören auch der Ersatzteilverkauf und die Wartung der Maschinen. Nachdem der Vorstand die Prognose im vergangenen Jahr gleich mehrfach angehoben hatte, wagte man zuletzt bereits einen recht konkreten Ausblick auf das Jahr 2022: Demnach erwartet man vorbehaltlich des Pandemieverlaufs ein robustes Geschäft mit leicht steigenden Umsätzen und Auftragseingängen. Die EBIT-Marge könnte sogar im zweistelligen Bereich hereinkommen (Prognose: 9,0% bis 10,5%), was ein geplantes Ergebnis je Aktie zwischen 0,87 und 1,09 EUR bedeuten würde. Die günstige Bewertung lockt zum Einstieg.
Schwäbischer Global Player
Ein Schwergewicht im mittelständisch geprägten Maschinen- und Anlagenbau ist der Dürr-Konzern. Mit mehr als 17.000 Mitarbeitern und seinen drei Kernmarken (Dürr, Schenck, HOMAG) setzte das MDAX-Mitglied im vergangenen Jahr voraussichtlich rund 3,7 Mrd. EUR um. Neben der Automobilindustrie, die für knapp die Hälfte der Erlöse steht, beliefert man auch andere Maschinenbauer, die Chemie- und Pharma- sowie die holzverarbeitende Industrie. Letztere wurde mit der Übernahme von Homag im Jahr 2014 zu einer wichtigen Säule für den Gesamtkonzern. Der Trend zum Bauen mit Holz als einem nachhaltigen Rohstoff sorgt bei Homag für volle Auftragsbücher. Die Maschinen zur Holzbearbeitung sind ebenso wie Dürrs Lackier- und Endmontageanlagen und die Robotertechnik der Schwaben weltweit im Einsatz. Angesichts der Schwankungen des konjunktursensiblen Geschäfts kommt der Stabilität der wachsenden Servicesparte eine immer größere Bedeutung zu. Auf der Basis eines erwarteten Auftragseingangs von über 4 Mrd. EUR stellte der Vorstand für 2022 bereits eine Beschleunigung des Wachstums in Aussicht. Konkret soll das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 bei Umsatz und EBIT übertroffen werden. Läuft es gut und werden die aktuellen Lieferkettenprobleme nicht ärger, könnte Dürr bereits im kommenden Jahr sein EBIT-Margenziel von 8% erreichen. Für Konjunkturoptimisten ist der MDAX-Wert daher erste Wahl.
Die Hightechmacher
Der Hunger vielerlei Branchen auf Chips scheint ungebrochen. Entsprechend optimistisch blickt der Halbleiterausrüster SÜSS MicroTec in die Zukunft. Die vom Unternehmen hergestellten Maschinen wie die Wafer-Bonder, mit denen sich zwei dünne (Silizium-)Scheiben miteinander verbinden lassen, sind in der Chipfertigung unverzichtbar. Zu den weiteren Lösungen zählen u.a. Belacker zum Aufbringen von Fotolackschichten auf Wafern, Fotomaskenreinigungssysteme, sogenannte Mask-Aligner für die Lithografie und hochwertige Mikrooptikprodukte. Gerade der lokale Aufbau neuer Kapazitäten in der Halbleiterfertigung, mit dem der Chipmangel und Lieferkettenprobleme behoben werden sollen, spielt Süss in die Karten. CEO Dr. Götz Bendele verweist zudem auf die hohen Investitionen in den Aufbau der 5G-Netze. Zu Süss' wichtigsten Kunden zählt der taiwanesische Halbleitergigant TSMC, der aktuell zweistellige Milliardenbeträge in den USA und Asien investiert. Sogar über ein Werk in Deutschland wird verhandelt. Im Windschatten von TSMC und anderer Halbleiterhersteller scheint das von Dr. Bendele gesetzte Umsatzziel von "mindestens 400 Mio. EUR" im Jahr 2025 absolut realistisch. Spätestens dann will das Unternehmen zudem eine EBIT-Marge von 15% erwirtschaften. An diesen Aussagen ändert auch die leichte Verfehlung des für 2021 prognostizierten Umsatz- und Gewinnziels nichts. Käufe auf dem aktuellen, deutlich ermäßigten Kursniveau erscheinen daher attraktiv.
Auch die Manz AG bedient als Hightechmaschinenbauer eine Reihe von spannenden Zukunftsfeldern wie die Elektromobilität, die Batteriefertigung, Displayanwendungen und den Solarbereich.
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