DJ EZB/Lagarde: Euroraum-Inflation weniger nachfragegebtrieben
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat ihre jüngste Inflationseinschätzung bekräftigt, zugleich aber auf Unterschiede beim Inflationsausblick gegenüber anderen Wirtschaftsräumen hingewiesen. "Die Inflation wird wahrscheinlich länger als bisher erwartet hoch bleiben, aber im Laufe dieses Jahres zurückgehen", sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext bei ihrer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments. Die Energiepreise seien weiterhin der Hauptgrund für die hohe Inflationsrate.
Die EZB wird Lagarde zufolge genau prüfen, wie sich die höheren Energiepreise auf die Wirtschaft auswirken und den Ausblick insgesamt beeinflussen. Dabei könnten zwei Kanäle im Spiel sein, die die Inflationsdynamik in unterschiedliche Richtungen lenkten. "Einerseits können steigende Energiekosten die Preise direkt in die Höhe treiben, indem sie die Produktionskosten erhöhen, und indirekt, indem sie Zweitrundeneffekte für die Löhne haben", sagte die EZB-Präsidentin.
Andererseits könnten sich die höheren Energiepreise negativ auf die Einkommen der privaten Haushalte und die Gewinne der Unternehmen auswirken und so die Wirtschaftstätigkeit drosseln und die Inflationsaussichten eintrüben. "In der Vergangenheit war der Euroraum besonders anfällig für den zweiten Kanal, da der Anstieg der Energiepreise die Kaufkraft der Haushalte schwächte und die Inflation mittelfristig zurückging", gab Lagarde zu bedenken.
Bei der Bewertung der Inflationsaussichten werde die EZB berücksichtigen, dass die Nachfragebedingungen im Euroraum nicht die gleichen Anzeichen einer Überhitzung aufwiesen, wie sie in anderen großen Volkswirtschaften zu beobachten seien. "Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der derzeitige Preisdruck nachlässt, bevor er sich verfestigt, so dass wir mittelfristig unser Zweiprozentziel erreichen können", sagte Lagarde.
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February 07, 2022 11:06 ET (16:06 GMT)
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