DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
ING: Lagarde will den Geist zurück in die Flasche zwingen
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat bei ihrer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments am Montag nach Aussage von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski versucht, den Geist in die Flasche zurück zu zwingen. "Sie betonte, dass jegliche Anpassung der Politik 'sehr schrittweise' erfolgen werde und dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass die Inflation mittelfristig dauerhaft und deutlich über dem EZB-Zielwert liegen werde, was eine messbare Straffung erfordern würde", schreibt Brzeski in einem Kommentar.
Metzler: EZB beendet APP-Nettokäufe im September
Die Metzler-Analysten Eugen Keller und Sebastian Sachs erwarten, dass der EZB-Rat nach der nächsten Sitzung im März ein Ende der Nettokäufe unter dem APP-Programm für Ende September ankündigen wird. "Bisher wurde dieser Termin offen gehalten, damit ist dann auch der Weg für die erste Zinsanhebung frei", schreiben sie in einem Kommentar. Ihrer Einschätzung nach wird die EZB das APP-Nettokaufvolumen im zweiten Quartal auf 30 Milliarden Euro anheben und im dritten Quartal auf 15 Milliarden Euro reduzieren. "Im Laufe der letzten drei Monate des Jahres dürfte dann der Einlagensatz um 25 Basispunkte nach oben angepasst werden", erwarten sie.
BGA: Großhandel blickt wieder nach vorn
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hat die Entwicklung der Großhandelsumsätze im Jahr 2021 als "gute Nachricht für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und die fast zwei Millionen Beschäftigten im Großhandel" bezeichnet. "Der Großhandel blickt wieder nach vorn. Nach den massiven Einbrüchen und Unsicherheiten zu Beginn der Corona-Krise hat er sich im vergangenen Jahr aus der Krise herausgearbeitet", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura, nachdem der Großhandel in Deutschland 2021 um nominal 10,3 Prozent und real 2,5 Prozent gestiegen ist.
Ifo-Institut: Besseres Geschäftsklima für Soloselbstständige und Kleinstfirmen
Das Geschäftsklima für Kleinstunternehmen und Soloselbstständige hat sich nach Angaben des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung im Januar etwas erholt. Laut den Ergebnissen des aktuellen Indexes für dieses Segment, des Jimdo-Ifo-Geschäftsklimaindex, sei nicht saisonbereinigt ein Anstieg auf minus 4,9 Punkte nach minus 7,7 im Dezember zu verzeichnen, teilte das Institut mit. Die Kleinstunternehmer schätzten ihre Situation weiterhin deutlich schlechter ein als die Gesamtwirtschaft mit plus 9,1 Punkten.
Lauterbach: Debatte um Lockerungen "fehl am Platz"
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Forderungen nach einer Lockerung der Corona-Beschränkungen eine klare Absage erteilt und zudem deutliche Kritik an der Weigerung Bayerns geübt, die beschlossene Impfpflicht im Pflegebereich umzusetzen. "Wir können breite Lockerungen, wie sie derzeit diskutiert werden, zum jetzigen Zeitpunkt nicht vertreten", betonte Lauterbach. "Wir sind noch vor dem Höhepunkt der Welle." Die Lage sei "noch nicht wirklich unter der Kontrolle", sie entwickle sich aber ungefähr so wie erwartet. Mitte Februar werde wahrscheinlich der Höhepunkt der Welle erreicht. Die Diskussion sei "fehl am Platz".
EU-Kommission will 43 Milliarden Euro für Halbleiter freimachen
Die Europäische Kommission will für die Steigerung der Halbleiterproduktion in der EU rund 43 Milliarden Euro an öffentlichen Investitionen freimachen. Damit würden Vorkehrungen getroffen, "zukünftige Schocks für unsere Wirtschaft zu vermeiden, wie wir sie mit den derzeitigen Versorgungsengpässen bei Chips sehen", erklärte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton. Die Brüsseler Behörde reagiert damit auf die anhaltende Knappheit von Mikrochips in der Industrie.
EU-Kommission behält im Rechtsstreit mit Polen erstmals Millionenhilfen ein
Die Europäische Kommission behält im Rechtsstreit mit Polen erstmals EU-Hilfen für das Land in Millionenhöhe ein. Die Brüsseler Behörde reagiert damit nach Angaben eines Kommissionssprechers auf die Weigerung Polens, einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) Folge zu leisten. Die Luxemburger Richter hatten Polen im September zur Zahlung eines tägliches Zwangsgelds von einer halben Million Euro verurteilt. In dem Fall geht es um den umstrittenen polnischen Braunkohletagebau Turow im Dreiländereck von Polen, Tschechien und Deutschland.
Macron: Putin hat Verzicht auf "Eskalation" in der Ukraine zugesichert
Russlands Staatschef Wladimir Putin hat nach Angaben von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zugesichert, auf eine weitere Eskalation im Ukraine-Konflikt zu verzichten. Er habe von Putin die Zusicherung erreicht, dass es "weder zu einer Verschlechterung noch zu einer Eskalation kommt", sagte Macron kurz vor seiner Ankunft in Kiew, wo er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen wollte.
Baerbock pocht bei Besuch in Ostukraine auf Umsetzung des Minsker Abkommens
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat bei einem Besuch in der Ostukraine die Einhaltung des Minsker Friedensabkommens angemahnt. "Ich bin hier vor Ort, um mir einen Eindruck davon zu machen, was es bedeutet, dass wir mitten in Europa nach wie vor Krieg haben", sagte Baerbock an der sogenannten Kontaktlinie, die Gebiete unter ukrainischer Kontrolle von den pro-russischen Separatistenregionen trennt. Es sei dringend notwendig, "dass wir endlich zu einer Lösung dieses Konflikts kommen".
DJG/DJN/AFP/apo
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February 08, 2022 07:30 ET (12:30 GMT)
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