DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutsche Exporte steigen im Dezember wider Erwarten
Die deutsche Wirtschaft hat ihre Ausfuhren im Dezember trotz Lieferengpässe und Materialmangel gesteigert. Die Exporteure verkauften kalender- und saisonbereinigt 0,9 Prozent mehr im Ausland als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten dagegen ein Minus von 0,9 Prozent erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Exporte um 15,6 Prozent höher. Die Importe stiegen im Dezember um 4,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Auf Jahressicht ergab sich ein Anstieg von 27,8 Prozent.
DIHK sieht in Exportzahlen keinen Grund für Euphorie
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat zurückhaltend auf die jüngsten Exportzahlen reagiert. "Das nur leichte Plus der Ausfuhren im Dezember ist beileibe kein Grund zur Euphorie", erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "2021 bleibt damit ein durchwachsenes Jahr für die deutsche Exportwirtschaft." Zwar habe das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden können, Lieferengpässe und Preissprünge bei wichtigen Vorprodukten und Rohstoffen sowie Logistikprobleme im globalen Handel verhinderten aber das notwendige, nachhaltig kräftige Exportwachstum.
BDI: Rekordjahr im Export sollte nicht auf falsche Fährte führen
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat nach den neuen Exportzahlen vor überzogenen Hoffnungen gewarnt. "Das Rekordjahr im Export sollte uns nicht auf die falsche Fährte führen", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Störungen in globalen Lieferketten sowie hohe Logistikkosten belasteten noch immer den Außenhandel und beeinträchtigten die Produktion. Eine kurzfristige Besserung der Probleme sei nicht in Sicht.
BGA: Außenhandel trotz Corona mit sehr gutem Ergebnis
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hat nach den jüngsten deutschen Außenhandelszahlen die Stärke der deutschen Exportwirtschaft betont. "Nach dem größten Einbruch seit der Finanz- und Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr schließt der Außenhandel 2021 mit dem besten Ergebnis der letzten Jahrzehnte ab", konstatierte BGA-Präsident Dirk Jandura.
VP Bank: Deutsche Exporte abhängig von Geopolitik
Der Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, Thomas Gitzel, macht auf die internationale Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft aufmerksam. Funktionierende Lieferketten und gute außenpolitische Beziehungen seien wichtig für das Land. "Geopolitische Konflikte wie etwa die aktuellen Spannungen an der Ostgrenze der Ukraine schlagen auf das Gemüt vieler Exporteure", meint Gitzel.
ING: Erholung der Exporte sollte anhalten
ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski erwartet, dass sich die allmähliche Erholung der deutschen Exporte fortsetzt. "Die Exportauftragsbücher sind nach wie vor gut gefüllt. Allerdings muss erst die Industrieproduktion wieder anziehen, bevor auch die Exporte anziehen", erklärte Brzeski in einem Kommentar. "Es ist ganz einfach: Ohne neue Produktion wird es keine neuen Exporte geben. In dieser Hinsicht ist die leichte Belebung der Industrieproduktion im Dezember ein Hoffnungsschimmer, der unsere Einschätzung einer nachhaltigeren Erholung der deutschen Exporte im Laufe des Jahres untermauert." Zudem sei das starke Importwachstum ein gutes Vorzeichen für künftige Exporte.
IMK sieht weiter robustes Exportwachstum
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) rechnet nach den jüngsten Ausfuhrzahlen mit weiter robustem Exportwachstum. "Das robuste Wachstum der Ausfuhren zum Jahresende zeigt, dass die deutsche Wirtschaft erneut von der Exportwirtschaft angeschoben wird, während - auch aufgrund der Corona-Welle im Dezember - die Binnenwirtschaft strauchelt", erklärte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. Gleichzeitig deute das Exportwachstum darauf hin, "dass sich allmählich die Probleme bei den Vorprodukten bessern".
IWH: Insolvenzzahlen im Januar gefallen
Nachdem die Anzahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in den vorausgegangenen Monaten kontinuierlich gestiegen war, zeigte sich im Januar nach Berechnungen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ein Rückgang. Auch die Zahl der betroffenen Jobs sei leicht zurückgegangen. "Für die nächsten Monate ist nicht mit einer Insolvenzwelle zu rechnen", erklärte das Institut. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften habe laut IWH-Insolvenztrend im Januar bei 600 und damit um 16 Prozent unter der des Vormonats und um 13 Prozent unter der des Vorjahresmonats gelegen.
Nagel: Zinsen könnten noch in diesem Jahr steigen
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Zinsen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel noch in diesem Jahr erhöhen. In einem Interview mit der Wochenzeitung Zeit räumte Nagel zwar ein, dass der starke Inflationsanstieg maßgeblich von Faktoren ausgelöst worden sei, auf die die Europäische Zentralbank (EZB) keinen Einfluss habe. Er sah aber auch eine starke Nachfrage am Werk. Der neue Präsident der Deutschen Bundesbank geht offenbar davon aus, dass die im März anstehenden EZB-Inflationsprognosen höher als im Dezember sein werden.
DZ Bank: EZB hebt Einlagensatz 2022 auf -0,25% an
DZ-Bank-Analyst Christian Reicherter rechnet damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Satz für Bankeinlagen in diesem Jahr von derzeit minus 0,50 Prozent "in zwei kleinen Schritten" auf minus 0,25 Prozent anheben wird. "In diesem Zusammenhang können wir uns vorstellen, dass die Nettoneukäufe in den kommenden Monaten zusehends vermindert werden, bevor diese dann im September eingestellt werden", schreibt Reicherter in einem Kommentar. Die anhaltende Verfehlung des Inflationsziels berge das Risiko, dass sich die längerfristigen Inflationserwartungen aus ihrer festen Verankerung lösten.
Pimco: Forward Guidance der EZB könnte Nutzen verlieren
Der Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Pimco, Joachim Fels, hält für März eine Änderung der Forward Guidance zu den EZB-Anleihekäufen unter dem APP-Programm für möglich, die eine Zinsanhebung im laufenden Jahr ermöglichen würde. Dass dadurch die Glaubwürdigkeit solcher in die Zukunft gerichteter Aussagen an Glaubwürdigkeit verlieren würden, wäre für die Europäische Zentralbank (EZB) in einem von ihm erwarteten Umfeld stärkerer Konjunktur- und Preisschwankungen kein Problem, meint Fels.
OECD-Frühindikator deutet auf nachlassendes Wachstum
Der Frühindikator der OECD weist auf ein nachlassendes Wachstum in mehreren großen Volkswirtschaften hin. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitteilte, sank der Indikator für den gesamten OECD-Raum im Januar um 0,07 Prozent auf 100,5 Punkte. Im Dezember und November hatte der Index ebenfalls um je 0,07 Prozent nachgegeben.
DIW: Elektrifizierung kostengünstigster Weg zur Klimaneutralität
Ein zügiger Ausbau erneuerbarer Energien und eine darauf aufbauende, weitgehende Elektrifizierung aller Wirtschaftsbereiche ist laut einer Studie die kostengünstigste Option, Klimaneutralität in Europa zu erreichen. Die Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Brüsseler Denkfabrik Bruegel zeige, "dass die direkte Nutzung von Strom aus Erneuerbaren für Endverbraucher wie Unternehmen und Haushalte kostengünstiger und effizienter ist als eine indirekte Elektrifizierung, etwa über synthetische Gase oder Wasserstoff", sagte Studienautorin Franziska Holz.
US-Repräsentantenhaus beschließt Übergangshaushalt zur Abwendung von Shutdown
Zum dritten Mal innerhalb von weniger als fünf Monaten hat das US-Repräsentantenhaus einen Übergangshaushalt beschlossen, um einen sogenannten Shutdown der Regierung abzuwenden. Neben den Abgeordneten der Demokratischen Partei von US-Präsident Joe Biden stimmten auch 51 Republikaner für das Übergangsbudget. Erwartet wird, dass das Gesetz in den kommenden Tagen auch vom Senat bewilligt wird.
+++ Konjunkturdaten +++
US/MBA Market Index Woche per 4. Feb -8,1% auf 567,7 (Vorwoche: 617,8)
US/MBA Purchase Index Woche per 4. Feb -9,6% auf 282,3 (Vorwoche: 312,2)
US/MBA Refinance Index Woche per 4. Feb -7,3% auf 2.183,5 (Vorwoche: 2.355,4)
Brasilien Verbraucherpreise Jan +0,54% (Dez: +0,73%)
Brasilien Verbraucherpreise 12-Monats-Rate Jan +10,38% (Dez: +10,06%)
Mexiko Verbraucherpreise Jan +0,59% (PROG: +0,55%) gg Vm
Mexiko Kernrate Verbraucherpreise Jan +0,62% (PROG: +0,58%) gg Vm
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
February 09, 2022 07:30 ET (12:30 GMT)
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