DJ EZB: Banken müssen 2022 etwas mehr Eigenkapital vorhalten
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Großbanken des Euroraums müssen im laufenden Jahr laut Mitteilung der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas mehr Eigenkapital als bisher vorhalten. Wie die EZB in ihrem Bericht über die Bankenaufsicht (Supervisory Review and Evaluation Process - Srep) mitteilte, steigen die durchschnittlichen individuellen Eigenkapitalanforderungen gemäß Säule 2 einschließlich Guidance auf 15,1 (zuvor: 14,9) Prozent der Risikoaktiva und die entsprechenden Anforderungen an das harte Eigenkapital (CET1) auf 10,6 (10,5) Prozent.
Laut EZB steigt die Kapitalanforderung aus Säule 2 um 2,3 (2,1) Prozent. Dahinter stecken Zuschläge für Banken, die nach Einschätzung der EZB nicht genug Rückstellungen für Risiken aus notleidenden Krediten getroffen haben, die vor dem 26. April 2019 vergeben wurden. Die Anforderungen aus der Säule-2-"Guidance" erhöhen sich auf 1,6 (1,4) Prozent. Darin spiegeln sich die Ergebnisse der Stresstests, die nichts mit der Pandemie zu tun hatten. Betroffen waren Ende 2021 sechs Banken.
"Die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft sind noch nicht vorüber", sagte EZB-Bankenaufsichtschef Andrea Enria bei der Vorstellung des Berichts. Die Banken müssten sich der möglichen Folgen für ihre Bilanzen bewusst sein und insbesondere ihren Vorkehrungen bei Risikokontrolle und Governance verstärken.
Laut EZB wurde 2021 bei mehreren Banken ein unzureichendes Kreditrisikomanagement festgestellt, und bei einigen waren die Verfahren zur Bildung von Rückstellungen unzureichend. In diesen Fällen stufte die EZB die Kreditrisikobewertungen herab und verlangte Gegenmaßnahmen.
Bei der Bewertung der Geschäftsmodelle kam die EZB zu der Erkenntnis, dass es den meisten Instituten nach wie vor nicht gelingt, Renditen zu erwirtschaften, die die Kapitalkosten übersteigen. Die Rentabilität erholte sich demnach zwar, blieb aber insgesamt auf einem strukturell niedrigen Niveau.
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February 10, 2022 04:42 ET (09:42 GMT)
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