DJ EU-Kommission sieht Inflation 2023 bei nur noch 1,7 Prozent
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die EU-Kommission hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr gesenkt, aber ihre Inflationsprognose deutlich angehoben. Wie aus der jetzt veröffentlichten Winterprognose außerdem hervorgeht, rechnet sie aber damit, dass die Inflation 2023 wieder unter 2 Prozent liegen wird. Die deutsche Wachstumsprognose für 2022 wurde deutlich gesenkt. Gut sehen dagegen Spaniens Prognosen aus.
Für das laufende Jahr erwartet die Kommission einen Anstieg des Euroraum-Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4,0 (Herbstprognose: 4,3) Prozent. Für 2023 wird ein Zuwachs von 2,7 (2,4) Prozent prognostiziert. Die Inflation sieht die Kommission 2022 bei 3,5 (2,2), 2023 aber nur noch bei 1,7 (1,4) Prozent.
Die Kommission geht davon aus, dass die Inflation im ersten Quartal 2022 einen Höchststand von 4,8 Prozent erreichen und bis zum dritten Quartal über 3 Prozent bleiben wird. "Da der Druck durch die Versorgungsengpässe und die hohen Energiepreise nachlässt, wird erwartet, dass die Inflation im letzten Quartal des Jahres auf 2,1 Prozent zurückgeht, bevor sie im Laufe des Jahres unter das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent fällt", schreibt die Kommission.
Diese Prognose ist besonders interessant, weil die EZB im März ebenfalls aktuelle Inflationsprognosen veröffentlicht. Zuletzt hatte sie für 2023 und 2024 Inflationsraten von 1,8 Prozent vorausgesagt. Analysten rechnen damit, dass zumindest die Prognose für 2022 deutlich angehoben wird. Von den EZB-Inflationsprognosen für die Folgejahre dürfte abhängen, in welchem Tempo die EZB ihre Geldpolitik normalisiert.
Deutschlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll laut Kommissionsprognose im laufenden Jahr um nur noch 3,6 (4,6) Prozent steigen und 2023 um 2,6 (1,7). Frankreich traut die Kommission derzeit 3,6 (3,8) und 2,1 (2,3) Prozent Wachstum zu. Italiens voraussichtliche Wachstumsraten werden mit 4,1 (4,3) und 2,3 (2,3) Prozent veranschlagt. Spaniens Wirtschaft wird laut EU-Kommission im laufenden Jahr um 5,6 (5,5) und 4,4 (4,4) Prozent wachsen.
Die deutliche Senkung der deutschen Wachstumsprognose für 2022 begründet die Kommission folgendermaßen: "Da die Infektionsraten weiter steigen, wird der private Konsum zu Jahresbeginn voraussichtlich gedämpft bleiben, insbesondere bei den Dienstleistungen." Darüber hinaus würden die Exporte weiterhin unter Lieferkettenstörungen leiden. Zudem werde die Aktivität wahrscheinlich auch durch krankheitsbedingte Fehlzeiten gebremst werden. Für das erste Quartal sagt die Kommission eine BIP-Stagnation voraus.
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February 10, 2022 05:00 ET (10:00 GMT)
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