DJ IMK: Rezessionsrisiko sinkt deutlich
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) deutlich gesunken. Der Konjunkturindikator des Instituts weise von Februar bis Ende April eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 16,1 Prozent nach 38,6 Prozent im Januar aus, teilte das IMK mit. Auch die statistische Streuung im Indikator als Maß für die Unsicherheit der Wirtschaftsakteure sei von 24,1 Prozent auf 11,6 Prozent zurückgegangen. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator schalte daher von "gelbrot" auf "gelbgrün" und prognostiziere damit "für die nächste Zeit die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumspfad".
Maßgeblich für den positiveren Blick auf die kommenden Monate ist nach Angaben des gewerkschaftsnahen Instituts der zuletzt spürbar gewachsene Auftragseingang aus dem Inland für die deutsche Industrie. Auch der weitere Zuwachs bei den offenen Stellen und die Erholung im Ifo-Geschäftsklimaindex, der nach sechs Rückgängen in Folge erstmals wieder gestiegen sei, trügen zur geringeren Rezessionswahrscheinlichkeit bei.
Etwas bremsend wirke dagegen ein weiterhin erhöhter "Finanzmarktstress", den das IMK mit einem eigenen Indikator messe. Außerdem deuteten umfragebasierte Daten zwar auf eine graduelle Entspannung der Lieferengpässe hin. Die Tatsache, dass die Containerfrachtkosten seit dem Jahresende 2021 nicht mehr spürbar gesunken seien, mache aber deutlich, dass sich der Abbau der Lieferschwierigkeiten nur langsam vollziehe.
"Die neuen Indikatorwerte liefern Indizien dafür, dass die deutsche Wirtschaft den konjunkturellen Tiefpunkt in Folge der Coronavirusvariante Omikron bereits durchlaufen hat", erklärte IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald. "Das würde zum Konjunkturbild unserer aktuellen Konjunkturprognose passen, wonach ein dynamischer Aufschwung nach dem Winterhalbjahr bevorsteht." Allerdings sei das recht optimistische Bild immer noch fragil, weil sich große weltwirtschaftliche Risiken schnell materialisieren könnten. Dazu zählten eine Omikron-Welle in China ebenso wie weitere Energiepreisschocks, wenn sich der Ukraine-Konflikt nicht entspanne.
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February 10, 2022 06:59 ET (11:59 GMT)
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